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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Sommersprossen unmöglich; der Teint der Haut wird tadellos rein und gleichmäßig. Gesunder, frischer Teint ist bekanntlich ein Merkmal einer heiteren harmonischen Seele; aber es ist wissenschaftlich auch das Umgekehrte nachgewiesen. Gesunde Haut macht heitere Menschen. An Migräne und Melancholie leidende Personen dürften daher diese Mittel nicht unversucht lassen.
    Man bestelle Sultaninnen-Creme und Venus-Wasser in frankierten Briefen bei
    CÄSAR BIROTTEAU, Ragons Nachfolger,
    des ehemaligen Hoflieferanten Ihrer Majestät der Königin Marie-Antoinette,
    »ZUR ROSENKÖNIGIN«
    Paris, Rue Saint-Honoré, an der Place Vendôme.
    Eine Büchse Sultaninnen-Creme kostet drei Francs, eine Flasche Venus-Wasser sechs Francs.
    Um wertlosen Nachahmungen und Fälschungen zu entgehen, achte das Publikum darauf, daß die Sultaninnen-Creme in Papier mit dem Namenszug des Erfinders verpackt ist, während das Venus-Wasser den Namenszug auf dem Siegel der Flasche zeigt.

 
    Ohne daß Cäsar es ahnte, war der glückliche Erfolg Konstanzes Werk, denn sie war es gewesen, die ihm geraten hatte, Venus-Wasser und Sultaninnen-Creme in Probekistchen zu je zwölf Stück an alle Parfümhändler Frankreichs und des Auslandes zu versenden und ihnen für den Fall, daß sie diese beiden Artikel kistchenweise bestellten, dreißig Prozent Rabatt zu versprechen. Creme wie Wasser waren in der Tat mehr wert als die sonst im Handel befindlichen Schönheitsmittel und verführten obendrein die Unwissenden durch die angebliche Berücksichtigung der Temperamente. Die fünfhundert Parfümhändler, die es damals in Frankreich gab, kauften, durch den Gewinn angelockt, ein jeder jährlich mehr als dreihundert Dutzendkistchen Creme und Wasser. Die Herstellungskosten abgerechnet, war die durch diesen Absatz erzielte Einnahme zwar im einzelnen unbedeutend, aber durch die Quantität, die im ganzen abgesetzt wurde, doch enorm. Birotteau war sehr bald in der Lage, das bis dahin nur gemietete Fabrikgebäude nebst dem umliegenden Terrain in der Vorstadt du Temple zu kaufen; er erbaute daselbst eine neue große Fabrik und schmückte seinen Laden »Zur Rosenkönigin« auf das eleganteste aus. In seinem Hauswesen herrschte ein glücklicher Wohlstand, und seine Frau schwebte nicht mehr immer in Angst.
    Im Jahre 1810 sah Konstanze das Steigen der Mieten voraus und veranlaßte ihren Mann, sich auf längere Zeit zum Hauptmieter des Hauses zu machen, in dem sie den Laden und das Zwischengeschoß innehatten; sie verlegten die Wohnräume in den dazugemieteten ersten Stock. Ein neuer glücklicher Umstand bestimmte Konstanze, bei den Torheiten, die ihr Mann bei der Einrichtung der Wohnzimmer beging, ein Auge zuzudrücken. Birotteau wurde zum Handelsrichter ernannt. Seine Rechtschaffenheit, sein rücksichtsvolles Auftreten und die Achtung, die er genoß, hatten ihm diese Würde verschafft, die ihn fortan unter die angesehensten Kaufleute von Paris versetzte. Um seine Kenntnisse zu erweitern, stand er früh um fünf Uhr auf und las juristische Leitfäden und Bücher über handelsrechtliche Streitfragen. Sein Gerechtigkeitsgefühl, seine Geradheit, sein guter Wille waren die wesentlichen Eigenschaften, die ihm bei den zu treffenden Entscheidungen sehr zugute kamen und ihn zu einem höchst geschätzten Richter machten. Selbst die ihm anhaftenden Fehler dienten zur Erhöhung seines guten Rufes. Wo sich Cäsar nicht kompetent fühlte, ordnete er sich gern der größeren Erfahrung seiner Kollegen unter, die sich geschmeichelt fühlten, in ihm einen so wißbegierigen Schüler zu finden. Man war entzückt über seine Bescheidenheit und rühmte ihn laut. Während seiner Tätigkeit als Kadi wußte er einen mit Gemeinplätzen gespickten, mit empirischen Wahrheiten ebenso wie mit juristischen Unmöglichkeiten durchsäten phrasenhaften Sermon an den Mann zu bringen, der, leise und fließend zum besten gegeben, in den Ohren der Flachköpfe den Eindruck beredter Weisheit machte. Aber Cäsar vergeudete so viel Zeit auf dem Gerichte, daß ihn Konstanze schließlich bewog, fortan auf dieses kostspielige Ehrenamt zu verzichten. Etwa um 1813 sah sich das in ungetrübter Einigkeit lebende Ehepaar in einer Ära des Wohlstandes, die nichts unterbrechen zu sollen schien.
    Herr und Frau Ragon (ihre Geschäftsvorgänger), der Onkel Pillerault, der Notar Roguin, Matifats (Drogisten in der Rue des Lombards und Lieferanten der »Rosenkönigin«), Joseph Lebas (ein Tuchhändler in der Firma Guillaumes

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