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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Nachfolger »Zur ballspielenden Katze« in der Rue Saint-Denis), der Richter Popinot (ein Bruder von Frau Ragon), Chiffreville (in der Firma Protez & Chiffreville), Herr und Frau Cochin (er war an der Schatzkammer angestellt), der Abbé Loraux, Beichtvater und Gewissensrat dieser ganzen kirchlich gesinnten Clique, und noch einige andere hier nicht besonders zu nennende Leute bildeten den Kreis ihres Verkehrs.
    Trotz seiner royalistischen Gesinnung war Birotteau damals populär. Er galt für sehr wohlhabend, obgleich er, abgesehen von seinem Geschäft, nur erst hunderttausend Francs Vermögen besaß; seine kaufmännische Solidität, seine Gewohnheit, nichts schuldig zu bleiben und seinen Verpflichtungen immer prompt nachzukommen, seine Bereitwilligkeit, andern nützlich zu sein, und seine Kulanz sicherten ihm ein hohes Ansehen. Er hatte übrigens in der Tat viel Geld verdient, aber der Neubau seiner Fabrik hatte viel davon wieder verschlungen. Auch sein Haushalt kostete ihn jährlich an die zwanzigtausend Francs, und endlich machte die Erziehung Cäsarines, seines einzigen Kindes, das von Frau Birotteau vergöttert wurde, beträchtliche Ausgaben nötig. Aber weder er noch sie sahen auf das Geld, wenn es darauf ankam, der Tochter, die sie nicht aus dem Hause geben wollten, ein Vergnügen zu bereiten. Es war für den bäuerischen Emporkömmling ein Hochgenuß, wenn er seine reizende, Cäsarine am Klavier eine Sonate von Steibelt spielen oder eine Romanze singen hörte, wenn er sah, wie korrekt sie die französische Sprache schrieb, wenn sie Racine las und ihm die Schönheiten darin erklärte, oder wenn sie eine Landschaft zeichnete oder ein Aquarell malte. Dann schwamm er in wahrer Wonne. Er hielt seine geliebte Tochter für einen Engel, für das Muster eines jungen Mädchens.
    Als Cäsar nach Paris kam, konnte er lesen, schreiben, rechnen, aber dabei war er stehengeblieben; sein arbeitsreiches Leben hatte ihm nicht gestattet, sich Ideen und Kenntnisse anzueignen, die über den Gesichtskreis seines Geschäftes hinausgingen. In seinem Umgang mit Leuten, denen Wissenschaft und Literatur gleichgültig waren und deren Bildung sich nur auf besondere Fächer erstreckte, war und blieb Birotteau ein Mann der Praxis. Nach und nach wurde er in seinem ganzen Wesen, seinen Manieren, seiner Ausdrucksweise, seinen Schwächen, seinen Ansichten ganz und gar ein Pariser Bourgeois.
    Von der Naturgeschichte und der Chemie verstand er nicht ein Jota. Seiner Meinung nach gab es Aloe und Opium einzig und allein in der Rue des Lombards, und das angeblich aus Konstantinopel kommende Rosenwasser wurde ebenso wie die Eau de Cologne in Paris verfertigt. Die angeblichen Produktionsorte waren Flunkereien, lediglich erfunden, um den Franzosen, die einheimische Erzeugnisse nicht leiden können, einen Gefallen zu tun. Ein französischer Kaufmann muß seine eigene Erfindung für aus England eingeführt ausgeben, um ihr Absatz zu verschaffen, wofür in England die Drogisten ihre Produkte angeblich aus Frankreich beziehen. Bei alledem war Cäsar im Grunde weder ein Narr noch ein Dummkopf. Seine Rechtlichkeit und Gutmütigkeit warfen einen Abglanz auf sein ganzes Wesen und machten es ehrwürdig; eine gute Tat verdeckt alle Unwissenheit. Das beständige Gelingen seiner Unternehmungen gab ihm Zuversichtlichkeit.. In Paris nimmt man Zuversichtlichkeit für Sicherheit. Da Konstanze während der ersten drei Jahre ihrer Ehe ihren Mann richtig erkannt hatte, schwebte sie in beständiger Angst; sie vertrat in diesem Bunde die kluge und vorsichtige Partei: den Zweifel, die Opposition, die Ängstlichkeit, während Cäsar die Unternehmungslust, die Tatkraft, den Ehrgeiz, ein gewisses fatalistisches Vertrauen auf das Glück repräsentierte. Dieses Anscheins ungeachtet war der Kaufmann im Grunde eine Memme, während seine so ängstliche Frau in Wirklichkeit Ausdauer und Mut besaß. Ein kleinmütiger, mittelmäßiger Mann ohne Bildung, ohne Ideen, ohne Kenntnisse, ohne Charakter, dem eigentlich gerade auf dem gefährlichsten Platze der Welt kein Glück blühen sollte, war hier durch sein diplomatisches Benehmen, durch sein Gerechtigkeitsgefühl, durch seine echt christliche Güte, durch die treue Liebe zu seiner Frau dahin gelangt, daß er als bemerkenswerter, mutiger und entschlossener Mann galt. Die große Menge sieht immer nur den Erfolg. Außer Pillerault und dem Richter Popinot konnten ihn andere gar nicht beurteilen. Übrigens redeten die zwanzig oder dreißig

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