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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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wir in drei Wochen einige Freunde bei uns sehen werden, einerseits um die Räumung Frankreichs von den fremden Truppen zu feiern ...«
    »Ja freilich, Herr Birotteau, auch ich halte zur Regierung!« erwiderte Claparon. »Ich bewundere den großen Staatsmann, der die Schicksale des Hauses Österreich lenkt. Das ist ein famoser Bursche! Erhalten, um zu erwerben, und besonders erwerben, um zu erhalten! Das ist mein. Wahlspruch wie der des Fürsten Metternich.«
    »... andererseits auch zur Feier meiner Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion ...« fuhr Cäsar fort.
    »Ja, ja, ich weiß schon. Wer hat mir's doch gleich gesagt. Keller oder Nucingen?«
    Roguin war ob Claparons sicherem Benehmen erstaunt; er machte eine Gebärde der Bewunderung.
    »Ach nein, nicht doch«, fuhr Claparon fort, »in der Kammer war es, wo ich es erfahren habe.«
    »In der Kammer! Gewiß von Herrn de la Billardière?« fragte Cäsar.
    »Richtig!«
    »Er ist bezaubernd!« flüsterte Cäsar seinem Onkel ins Ohr.
    »Ach was! Er drischt nichts als Phrasen!«
    »Vielleicht habe ich mich der allerhöchsten königlichen Auszeichnung würdig gemacht...« fuhr Cäsar endlich in seinem ersten Satze fort.
    »Durch Ihre Verdienste in der Parfümerie«, unterbrach ihn Claparon von neuem. »Die Bourbonen verstehen jedes Verdienst zu belohnen. Ja, halten wir treu zu diesem edeln Fürstenhause, dem wir noch unerhörtes Glück zu verdanken haben werden! Glauben Sie mir, die Restauration weiß nur allzu genau, daß sie im Wettkampf mit dem Kaiserreich steht. Sie wird ihre Eroberungen im vollen Frieden machen, und wir werden noch Eroberungen erleben ...«
    »Wird uns Herr Claparon die Ehre erzeigen, unserm Balle beizuwohnen?« fragte Frau Birotteau.
    »Um einen Abend mit Ihnen zu verbringen, gnädige Frau, würde ich Millionen im Stiche lassen!«
    »Er ist wirklich nur ein eitler Schwätzer!« gab Cäsar Pillerault zu.
    Während die Ruhmessonne der Parfümerie »Zur Rosenkönigin« sinkend die letzten Strahlen warf, stieg am Kaufmannshimmel ein neuer, noch winziger Stern auf. Es war der Stern des kleinen Popinot, der zur selben Stunde den Grund zu seinem Glück in der Rue des Cinq-Diamants legte.
    Diese Straße, eine enge, kleine Gasse, durch die beladene Wagen nur mit Mühe durchkommen, beginnt an der Rue des Lombards und endet an der Rue Aubry-le-Boucher angesichts der Rue Quincampoix, dieser berühmten Straße des alten Paris. Trotz ihrer Enge war sie als Zentrum des Drogenhandels sehr verkehrsreich, und so hatte Popinot nicht schlecht gewählt. Dafür waren aber seine Wohnräume so düster, daß sie zuweilen am hellerlichten Tage erleuchtet werden mußten. Der große, geräumige Laden hatte schwere, eisenbeschlagene, grün angestrichene Türen. Hinterladen und Küche erhielten ihr Licht vom Hofe. Nach hinten hinaus lag auch der Lagerraum, der ehemals ein Pferdestall gewesen sein mochte. Auf einer vom Hinterladen ausgehenden Innentreppe gelangte man in den Zwischenstock zu zwei Räumen, die ihr Licht von der Straße bekamen. Dorthin gedachte Popinot seine Kasse und sein Kontor zu legen. Über dem Hinterladen und dem Lagerraum befanden sich drei schmale, düstere Zimmer mit Aussicht auf den winkligen Hof. Hier wollte Anselm sein Heim aufschlagen. Eine einzige dieser Kammern hatte einen Kamin und alle drei waren sie untapeziert.
    Vom frühen Morgen an klebten Gaudissart und Popinot mit Hilfe eines von Gaudissart aufgegabelten Tapezierers eine billige Tapete in die eine kahle Kammer. Die Einrichtung, die hineinkam, bestand aus einem Feldbett, einem wackligen Nachttisch, einer altmodischen Kommode, einem Tisch, zwei Lehnsesseln und sechs Stühlen, die der Richter Popinot seinem Neffen geschenkt hatte. Gaudissart hängte über dem Kamin einen ordinären halbblinden Spiegel auf.
    Gegen acht Uhr abends saßen die beiden Freunde vor dem Kamin, in dem ein Bündel Reisig brannte; Popinot setzte den Rest des Frühstücks auf den Tisch.
    »Weg mit dem kalten Schöpsenfleisch! Das paßt gar nicht zu einem fidelen Einzugsschmaus!« rief Gaudissart leichtherzig.
    »Freilich!« meinte Popinot, indem er an die zwanzig Francs dachte, die er zur Bezahlung des Prospekts in der Tasche hatte. »Indessen ... ich ...«
    »Ich?« wiederholte Gaudissart und kniff ein Vierzigfrancsstück wie ein Monokel ins Auge.
    In dem Augenblick fiel der Klopfer zweimal gegen die Haustür, so daß es durch den sonntäglich-einsamen Hof hallte.
    »Da kommt das Tischlein-deck-dich!« meinte der gewichtige

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