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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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sagte Claparon, »Herr Roguin ist die Zentrale der ganzen Unternehmung. Die Verkäufer der Baustellen werden durch ihn bar bezahlt. Ich bin zu nichts weiter verpflichtet, als ihm die Ergänzung Ihres Anteils gegen Ihre hundertvierzigtausend Francs in Wechseln bar zu schaffen!«
    »Ganz recht!«
    »Meine Herren, nun holen wir die Damen zurück! Ohne Weiber ist's bockig!« rief Claparon und sah dabei Roguin an, wie um sich zu vergewissern, ob diese Ausdrucksweise nicht doch etwa zu stark wäre.
    »Das Fräulein ist ohne Zweifel Ihre Tochter!« redete er Birotteau an. »Hol mich der Teufel! Eine brave Leistung! Die Rosen, die Sie ausquetschen, können sich vor ihr verstecken. Wer weiß, vielleicht ist gerade Ihre Routine, Rosen, zu destillieren, daran schuld, daß ...«
    »Ich muß sagen«, unterbrach ihn Roguin, »daß ich einen Bärenhunger habe!«
    »Gehen wir also zu Tisch!« forderte Birotteau auf.
    »Sie machen wohl im Augenblick sehr viele Geschäfte?« fragte Pillerault, indem er sich absichtlich neben Claparon setzte.
    »Erstaunlich viel! Schockweise! Aber Geschäfte sind gräßlich, strapaziös, schwierig, dornenvoll! Da sind zum Beispiel die Kanalprojekte! Diese Lausekanäle! Sie können sich nicht vorstellen, was die einem für Scherereien machen. Und doch ist es begreiflich. Die Regierung will die Kanäle! Die Provinzen sehnen sich nach einem Kanalsystem. Industrie und Handel verlangen danach. Sie wissen das ja selbst! Pascal hat gesagt: ,Flüsse sind wandernde Wege!‘ Kanäle heben den Reichtum im ganzen Lande. Aber die Regierung hat ihre Ingenieure, ihre Sachverständigen. Und so ist es verteufelt schwer, den Staat hineinzulegen, wenn man sich nicht gut mit seinen Leuten steht. Und dann das Abgeordnetenhaus! Ich sage Ihnen, das Abgeordnetenhaus, mein lieber Herr, das macht uns unglaubliche Schwierigkeiten. Dort will man die soziale Frage nicht verstehen, die hinter der finanziellen steckt. Keiner traut dem andern. Das ist ganz unglaublich. Ein Beispiel: Franz Keller ist Bankier und Politiker; er greift die Regierung wegen der Kanäle an. Jetzt kommt er nach Hause und da findet uns der Bursche mit unsern Finanzierungsvorschlägen der Kanalprojekte; sie sind prima. Man muß sich also hierüber mit der Regierung ins Einvernehmen setzen, obgleich man sie erst wenige Minuten vorher unverschämt angegriffen hat! Die Interessen des Politikers und des Bankiers stehen also einander gegenüber. Wir sind zwischen zwei Feuern! Sie begreifen jetzt, wie dornenvoll die Geschäfte sind! Man muß es zu vielerlei Herren recht machen: der Kammer hier, den Ministern da ...«
    »Den Ministern?« rief Pillerault, der seinen Associé durchaus ergründen wollte.
    »Freilich, den Ministern!«
    »Da haben die Zeitungen also doch recht!«
    »Na freilich, nun ist Onkel Pillerault glücklich bei seiner Politik«, meinte Birotteau, »Herr Claparon macht sich bei ihm lieb Kind.«
    »Ach, die Zeitungen, die lügen das Blaue vom Himmel runter!« rief Claparon, »die machen das Treiben gleich ganz verrückt! Manchmal sind sie ja gut zu gebrauchen, aber selten! Sie verursachen einem bloß schlaflose Nächte. Vom vielen Lesen und Rechnen habe ich sowieso schlechte Augen bekommen!«
    »Um wieder auf die Minister zu kommen ...«, warf Pillerault hin, immer in der Hoffnung, ihn zu durchschauen.
    »Die Minister halten es lediglich mit der Regierung. Aber was esse ich denn da? Köstliches Zeug! So eine Sauce bekommt man einzig und allein in gutbürgerlichen Häusern. In den Kneipen ...«
    Bei diesen Worten wackelten die Blumen auf Frau Ragons Haube bedenklich. Claparon merkte überraschend schnell, daß er aus der Rolle gefallen war, und wollte sich verbessern:
    »Wir Bankmenschen nennen alles Kneipen, auch die eleganten Restaurants wie Véry und so weiter. Aber weder die wirklichen Kneipen, noch unsere gelehrten Köche verstehen eine anständige Sauce zu bereiten ...«
    Pillerault versuchte es noch mehrfach im Laufe des Mahles, diesem Menschen ordentlich auf den Zahn zu fühlen, aber er stieß bei all seinen Bemühungen immer wieder auf inhaltlose Leere und hielt ihn schließlich für ein gefährliches Subjekt.
    »Ich bin mit Ihnen zufrieden!« flüsterte Roguin Claparon ins Ohr.
    »Warten Sie nur ab! Ich werde gleich meinen Rock ausziehen!« erwiderte ihm Claparon, der dem Ersticken nahe zu sein glaubte.
    »Herr Claparon«, sagte Birotteau, »wenn wir heute genötigt sind, das Eßzimmer auch als Salon zu verwenden, so geschieht das nur, weil

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