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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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denke, er wird dir auch seine Fabrik in der Vorstadt du Temple zur Verfügung stellen, und zwar vertragsmäßig. Man muß alles schriftlich machen. Damit vermeidet man in jedem Falle spätere umständliche Erörterungen... Die Wände hier in deiner Stube scheinen mir übrigens feucht zu sein, Anselm! Du mußt Strohmatten an der Wand aufhängen, an der dein Bett steht!«
    »Erlauben Sie, Herr Kreisrichter«, unterbrach ihn Gaudissart mit geradezu höfischer Artigkeit, »wir haben erst heute die Wände selbst tapeziert und ... sie ... sind ... noch nicht ganz trocken.«
    »Sparsame Leute! Das laß ich mir gefallen!« lobte der Richter.
    »Hör mal«, sagte Gaudissart leise zu Finot, »mein Freund Popinot ist ein solider junger Mann. Er geht mit seinem Onkel. Wie wär's, wenn wir beide den Abend bei meiner Tante zubrächten?«
    Der Journalist zog das Futter seiner Westentasche heraus. Popinot bemerkte die Geste und steckte dem Verfasser seines Prospekts das Zwanzigfrancsstück zu.
    Der Richter hatte am Ende der Straße seine Droschke halten lassen und fuhr nun in ihr mit seinem Neffen zu Birotteau.
    Bei ihrer Ankunft daselbst trafen die beiden Pillerault, Herrn und Frau Ragon und den Notar Roguin beim Doppelkopf an; Cäsarine stickte an einem Halstuch. Roguin saß gegenüber von Frau Ragon, neben der Cäsarine saß. Er bemerkte die Freude des jungen Mädchens über Anselms Kommen; sie ward rot wie eine Päonie. Roguin zwinkerte Crottat zu.
    »So soll der Vertrag also heute abgeschlossen werden!« sagte Birotteau, als ihm der Richter nach der Begrüßung die Ursache seines Besuches mitteilte.
    Cäsar, Anselm und der Richter gingen in den zweiten Stock hinauf, in Cäsars provisorisches Zimmer, um den Mietkontrakt und den vom Richter aufgesetzten Gesellschaftsvertrag abzuschließen. Der Mietkontrakt der Fabrik wurde auf achtzehn Jahre abgeschlossen, entsprechend dem in der Rue des Cinq-Diamants. Das war dem Anscheine nach ein geringfügiger Umstand, der dem jungen Popinot aber späterhin Gelegenheit gab, du Tillet zu fassen. Als Birotteau und der Richter durch das Zwischengeschoß kamen, fragte der über die allgemeine Umräumung und die Gegenwart der Arbeiter am Sonntage in einem so kirchlich gesinnten Hause erstaunte Richter nach dem Grund. Auf diese Frage hatte der Parfümhändler gewartet.
    »Sie werden es verstehen, verehrter Herr Kreisrichter, daß wir die Räumung unseres Gebietes feiern müssen. Aber das ist es nicht allein. Wenn ich einige Freunde bei mir vereinige, so geschieht das auch mit zur Feier meiner Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion!«
    »Aha!« sagte der Richter, der keinen Orden besaß.
    »Vielleicht habe ich mich der allerhöchsten königlichen Auszeichnung würdig gemacht, als ich Handelsrichter ... war... oder weil ich für die Bourbonen auf den Stufen...«
    »Na freilich!« meinte der Richter.
    Birotteau redete weiter:
    »... von Saint-Roch am 13. Vendémiaire mitgekämpft habe, wobei mich Napoleon verwundet hat...«
    »Na«, unterbrach ihn der Richter, »wenn meine Frau gerade auf dem Damme ist, bringe ich sie gern mit.«
    »Alex«, sagte Roguin zu seinem Bureauchef, als sie vor der Tür waren, »gib deine Heiratsabsichten mit Cäsarine ja auf! In sechs Wochen wirst du einsehen, daß ich dir damit einen guten Rat gegeben habe.«
    »Warum?« fragte Crottat.
    »Siehst du, mein Lieber, Birotteau steht im Begriff, ein Heidengeld für den Umbau seines Hauses und einen großen Ball auszugeben, und trotz meiner Warnungen riskiert er sein Vermögen bei einer Terrainspekulation. In sechs Wochen werden die Leutchen keinen roten Heller mehr besitzen. Heirate die Tochter des Dekorationsmalers Lourdois; sie bekommt dreimalhunderttausend Francs mit! Ich habe dir diesen Ausweg aufgespart. Wenn du mir für meine Notarstelle auch nur hunderttausend Francs anzahlst, sollst du sie morgen haben!«
    Die Zeitungen brachten im voraus Notizen von der Pracht des Balles, den Cäsar Birotteau vorbereitete. Gerüchte, zu denen die Arbeiten bei Tag und Nacht Veranlassung gaben, flogen hin und her. In den kaufmännischen Kreisen munkelte man hier: Cäsar habe drei Häuser gemietet, dort: er lasse seine Salons vergolden; wieder woanders: bei der Tafel würden eigens für diese Gelegenheit erfundene Gerichte herumgereicht. Irgendwer brachte auf, die Kaufleute würden nicht eingeladen, das Fest sei nur für die Spitzen der Behörden; andere tadelten des Parfümeurs Ehrgeiz streng, man hielt sich über seine politische Arroganz

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