Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
Vom Netzwerk:
zusammen: nicht im Gefecht, sondern auf dem Gebiete der menschlichen Eitelkeit.
    Grindot mußte Cäsar an die Hand nehmen und ihm die Wohnung zeigen, wie einem ein Führer ein Raritätenkabinett zeigt. Jeder im Hause war übrigens darauf bedacht gewesen, die Überraschung noch zu vermehren, Cäsarine hatte ihren ganzen Schatz, zweitausend Francs, darauf verwandt, ihrem Vater eine kleine Bibliothek zu kaufen. Grindot hatte ihr eines Morgens anvertraut, daß in ihres Vaters neuem Zimmer zwei Bücherschränke ständen. So hatte Cäsarine die Werke von Bossuet, Racine, Voltaire, Jean Jacques Rousseau, Montesquieu, Molière, Buffon, Fénelon, Delille, Bernardin de Saint-Pierre, Lafontaine, Corneille, Pascal, Laharpe angeschafft, die übliche Klassiker-Bibliothek, die man überall findet und die doch ihr Vater nie gelesen haben würde. Cäsars Überraschung für seine Frau bestand in einem spitzenbesetzten kirschroten Samtkleid, von dem nur seine Tochter wußte. Konstanze überraschte den neuen Ritter mit einer Krawattennadel und einem Paar goldener Schuhschnallen. Als Hauptüberraschung für alle blieb die neue Wohnung, der dann ein paar Wochen später das Vergnügen, alle die Rechnungen zu bezahlen, folgen sollte.
    Cäsar hatte sich reiflich überlegt, welche Einladungen persönlich und welche durch Raguet erfolgen sollten. Er nahm eine Droschke und machte mit seiner Frau an einem Vormittag zweiundzwanzig Besuche. Konstanze sah im Federhut und mit einem neuen Schal, den sie sich schon seit fünfzehn Jahren gewünscht hatte, recht vorteilhaft aus.
    Cäsar hatte seine Frau aller Sorgen und Mühen enthoben, die die Zurichtung eines großen Festschmauses im eigenen Hause erfordert. Er schloß einen diplomatischen Vertrag mit dem berühmten Traiteur Chevet. Dieser lieferte sein kostbares Silbergeschirr, das ihm durch das Vermieten jährlich so viel einbrachte wie ein Rittergut; er lieferte ferner das Diner, die Weine, den Tafelordner und die Bedienung. Sein Quartier schlug er im Zwischenstock in der Küche und im alten Eßzimmer auf; er hatte um sechs Uhr das Diner für zwanzig Personen und nachts um eins ein prächtiges Souper zu servieren. Birotteau hatte sich mit dem Café Foy wegen des Fruchteises verständigt, das in niedlichen Tassen mit vergoldeten Löffeln auf silbernen Platten serviert werden sollte. Tanrade, eine andere berühmte Firma, lieferte die Erfrischungen.
    »Mach dir nur keine Sorgen!« sagte Cäsar zu seiner Frau, als er sie am Tage vor dem Feste ängstlich und bekümmert sah, »Chevet, Tanrade und Foy haben den Zwischenstock inne. Virginie hütet den zweiten, und der Laden wird fest zugeschlossen. Wir brauchen uns also nur um den ersten zu kümmern.«
    Am 16. Dezember um zwei Uhr holte Herr de la Billardière Birotteau ab, um ihn nach der Ordenskanzlei zu geleiten, wo er nebst einem Dutzend anderer neubackener Ritter vom Grafen von Lacépède in den Orden der Ehrenlegion aufgenommen werden sollte.
    Der Parfümhändler ging mit Tränen in den Augen. Seine Frau hatte ihn eben mit der neuen Krawattennadel und den goldenen Schnallen überrascht.
    Wie herrlich, so geliebt zu werden! dachte er, als er in Gegenwart der versammelten Kommis, Cäsarines und Konstanzes in die Kutsche stieg. Alle bewunderten ihn in der seidenen Kniehose, den seidenen Strümpfen und dem neuen kornblumenblauen Frack, den alsbald das rote Bändchen schmücken sollte.
    Als Cäsar zum Mittagessen heimkehrte, war er bleich vor Freude; er besah sich mit seinem Kreuz in allen Spiegeln; im ersten Freudenrausch begnügte er sich nicht bloß mit dem Bändchen. Er wollte sich in voller Glorie sehen und hatte auch den Orden angelegt.
    »Liebe Frau«, schwärmte er, »der Großmeister ist ein Prachtmensch! Auf ein Wort von Herrn de la Billardière hat er meine Einladung angenommen. Er kommt also, ebenso der Professor Vauquelin! Herr von Lacépède ist ein großer Mann, ja, ja! Noch größer als Vauquelin. Aber welcher Schriftsteller ist Pair von Frankreich ? Er hat vierzig Bände geschrieben. Wir wollen ja nicht unterlassen, ihn ,Euer Gnaden‘ und ›Herr Graf‹ anzureden!«
    »Aber so iß doch nur! Ach, Cäsarine, dein Vater ist schlimmer als ein Kind!«
    »Vater, so ein Orden nimmt sich doch sehr nett aus! Wird nun vor dir präsentiert? Dann mußt du gleich mal mit mir Spazierengehen!«
    »Jede Schildwache muß vor mir präsentieren!«
    Grindot, Rohault und Braschon kamen herunter.
    »Nach Tisch können die Herrschaften die Zimmer

Weitere Kostenlose Bücher