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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nach weigern werden, dies zu thun, so bleibt die Flucht unser einziger Ausweg. Nun, und wenn es uns gelingen soll, Tschu-Tschuks Wachsamkeit zu täuschen, so geht das nur, indem wir den Wagen preisgeben…«
    »Das Haus der Cascabels!« rief das Familienoberhaupt mit Donnerstimme.
    »Vater,« meinte Jean, »vielleicht giebt es noch einen anderen Ausweg, um die Sache zu schlichten…«
    »Welchen denn?«
    »Warum sollte nicht einer von uns den Versuch machen, sich auf das Festland hinüberzuflüchten und die russischen Behörden zu verständigen?.. Herr Sergius, ich wäre gern bereit…«
    »Niemals!« sagte Herr Cascabel lebhaft.
    »Nein… thun Sie das nicht!« entgegnete Ortik nicht minder lebhaft als Herr Sergius ihm Jeans Vorschlag mitgeteilt hatte.
    Herr Cascabel und der Matrose waren in diesem Punkte einer Meinung; aber während der eine nur an die Gefahr dachte, welche Graf Narkine laufen würde, wenn er mit der moskowitischen Verwaltung in Berührung käme, spürte der andere selbst keine Luft, ihren Beamten zu begegnen.
    Übrigens betrachtete Herr Sergius die Sache von einem anderen Gesichtspunkte aus.
    »Daran erkenne ich dich, mein wackerer Junge,« antwortete er, »und ich danke dir für dein Anerbieten, dein Leben für uns aufs Spiel zu setzen. Aber deine Opferwilligkeit kann zu keinem Ziele führen. Es wäre Thorheit, sich im tiefen Polarwinter über ein Eisfeld zu wagen, die hundert Meilen zurücklegen zu wollen, welche die Kotelnii-Insel vom Festlande trennen! Du würdest unterwegs umkommen, mein armer Junge! Nein, meine Freunde, trennen wir uns nicht! und wenn es uns auf die eine oder andere Weise gelingen soll, die Liakhoff-Inseln zu verlassen, so verlassen wir dieselben alle zusammen!«
    »Das ist wohl gesprochen,« sagte Herr Cascabel; »und Jean muß mir sein Wort geben, daß er nichts ohne meine Erlaubnis unternehmen wird…«
    »Ich verspreche dir’s, Vater.«
    »Und wenn ich sage, daß wir alle zusammen gehen werden,« fuhr Herr Sergius fort, indem er sich zu Ortik wandte, »so meine ich damit, daß auch Sie und Kirschef uns begleiten sollen… Wir werden Sie nicht in den Händen der Eingeborenen zurücklassen.«
    »Ich danke Ihnen, Herr Sergius,« erwiderte Ortik; »und Kirschef und ich werden uns auf der Reise durch Sibirien nützlich zu machen wissen. In diesem Augenblick ist nichts zu thun. Aber es ist von Wichtigkeit, daß wir uns bereit halten, vor dem Eisbruch, sobald die große Kälte nachläßt, zu fliehen.«
    Mit diesen Worten zog Ortik sich zurück.
    »Ja,« bemerkte Herr Sergius, »wir müssen uns bereit halten…«
    »Wir werden bereit sein,« erklärte Herr Cascabel. »Wie wir’s anfangen werden?… Hol mich der Henker, wenn ich’s weiß!«
    In der That, die Frage, wie man sich mit oder ohne seine Einwilligung von Tschu-Tschuk verabschieden solle, beschäftigte alle und bildete sozusagen das Tagesgespräch. Die Wachsamkeit der Eingeborenen zu täuschen, würde zum mindesten sehr schwer fallen! Auf eine Umstimmung Tschu-Tschuks war kaum zu rechnen! Es gab also nur einen Ausweg: »ihn dranzukriegen«, wie Herr Cascabel zwanzigmal des Tages sagte.
    Ja! das war es, worauf er sann! Aber er mochte sich lange »den Kopf zerbrechen«, wie einer seiner Lieblingsausdrücke lautete; der Januar ging zu Ende und er hatte es noch immer zu keinem Einfall gebracht!
VII. Ein gelungener Streich des Herrn Cascabel.
    Der Februar ist in diesen Breiten so kalt, daß das Quecksilber im Thermometer gefriert. Freilich ist man noch weit von den Temperaturverhältnissen der intrastellarischen Räume entfernt, von jenen zweihundertdreiundsiebzig Grad unter Null, welche die unbeweglich gemachten Moleküle der Körper in einen Zustand absoluter Festigkeit versetzen. Und dennoch hätte man glauben können, daß die Luftmoleküle nicht mehr durcheinander glitten, daß die Atmosphäre erstarrt sei. Die eingeatmete Luft brannte wie Feuer. Das Sinken der Thermometersäule war so bedeutend, daß die Inwohner der Belle-Roulotte sich entschließen mußten, dieselbe nicht mehr zu verlassen. Der Himmel war außerordentlich rein; die Gestirne glänzten so unvergleichlich klar, daß man wähnen mochte, der Blick erreiche die äußersten Tiefen des Himmelsgewölbes. Was das Tageslicht betrifft, so war es selbst um die Mittagsstunde bloß ein fahles Gemisch von Morgen-und Abenddämmerung.
    Trotzdem zögerten die Eingeborenen aus alter Gewohnheit nicht, diesen klimatischen Umständen zu trotzen. Aber welche

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