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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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her?«… fragte Rostof.
    »Mitten aus Amerika, wo wir zur Karnoff’schen Bande gehörten.«
    »Und wer sind die Leute, die ihr begleitet?«
    »Französische Gaukler, eine Familie Cascabel, die nach Europa zurückkehrt… Wir werden euch unser Reiseabenteuer später erzählen… Besprechen wir jetzt das dringendste!«
    »Ortik,« fragte einer der Gefährten Rostofs, »befindet sich in diesem Wagen Geld?«
    »Zwei-bis dreitausend Rubel.«
    »Und ihr habt euch noch nicht von diesen wackern Leuten getrennt?« bemerkte Rostof ironisch.
    »Nein; denn es handelt sich um ein Geschäft von ganz anderer Bedeutung als einen erbärmlichen kleinen Diebstahl, ein Geschäft, bei dem ich einiger Unterstützung bedarf!«
    »Und das ist?…«
    »Hört mich an, Freunde,« fuhr Ortik fort. »Wenn Kirschef und ich ungefährdet durch Sibirien kommen und die russische Grenze erreichen konnten, so verdanken wir das dieser Familie Cascabel. Aber was wir unter ihrem Schutze thaten, das that auch ein anderer, in der Hoffnung, daß man ihn nicht inmitten einer Gauklerfamilie suchen werde. Es ist dies ein Russe, der ebensowenig wie wir das Recht hat, nach Rußland zurückzukehren, wenn auch aus anderen Gründen, – ein politischer Sträfling von hoher Geburt und großem Vermögen. Nun ist es uns gelungen, sein Geheimnis, das nur dem Meister Cascabel und dessen Frau bekannt war, zu entdecken….«
    »Und auf welche Weise?«
    »Eines Abends, in Muji, belauschten wir ein Gespräch zwischen Cascabel und dem Russen!«
    »Und er heißt?…«
    »Herr Sergius für alle Welt. In Wahrheit aber Graf Narkine; und sein Leben steht auf dem Spiele, wenn er auf moskowitischem Gebiete erkannt wird.«
    »Halt!« sagte Rostof. »Ist dieser Graf Narkine nicht der Sohn des Fürsten Narkine, derselbe, der nach Sibirien deportiert wurde und dessen Flucht vor einigen Jahren so großes Aufsehen machte?«
    »Derselbe,« antwortete Ortik. »Nun denn! Graf Narkine besitzt Millionen und ich denke, er wird nicht zögern, uns wenigstens eine davon zu geben… wenn wir ihm mit einer Anzeige drohen!«
    »Gut ausgedacht, Ortik! Aber weshalb hast du uns zur Ausführung dieses Planes nötig?« fragte Rostof.
    »Weil es von Wichtigkeit ist, daß Kirschef und ich, im Falle des Mißlingens, nicht bei diesem ersten Geschäfte figurieren, damit wir noch immer auf das zweite zurückkommen können. Wenn letzteres gelingen soll, wenn wir uns des Cascabelschen Geldes und Wagens bemächtigen wollen, so müssen wir nach wie vor die beiden russischen Schiffbrüchigen bleiben, die ihnen ihre Rettung und Heimkehr verdanken. Wenn wir uns dann der Familie entledigt haben, können wir durch Stadt und Land ziehen, ohne daß es der Polizei in den Sinn kommt, uns im Gauklergewande zu suchen.«
    »Ortik, willst du, daß wir noch heute Nacht zum Angriff schreiten, uns des Grafen Narkine bemächtigen und ihm zu wissen thun, unter welchen Bedingungen man seine Rückkehr nach Rußland nicht bei der Polizei anzeigen wird?…«
    »Geduld… Geduld!« antwortete Ortik. »Da Graf Narkine nach Perm zu gehen gedenkt, um dort seinen Vater wiederzusehen, so ist es besser, ihn Perm erreichen zu lassen. Einmal dort, wird er ein Briefchen erhalten, welches ihn – in sehr dringender Angelegenheit – ersucht, sich zu einer Unterredung einzufinden, wo ihr das Vergnügen haben werdet, seine Bekanntschaft zu machen.«
    »Also ist augenblicklich nichts zu unternehmen?«
    »Nichts,« sagte Ortik; »aber seht zu, daß ihr uns ungesehen vorauseilt und ein wenig vor uns zu dem Stelldichein in Perm eintrefft.«
    »Abgemacht!« antwortete Rostof.
    Und die Übelthäter trennten sich, ohne eine Ahnung davon zu haben, daß ihr Gespräch von Kayette belauscht worden war.
    Ortik und Kirschef kehrten wenige Minuten nach ihr in das Lager zurück, überzeugt, daß niemand ihre Abwesenheit bemerkt habe.
    Nun kannte Kayette die Absichten dieser Elenden. Zugleich hatte sie auch erfahren, daß Herr Sergius ein Graf Narkine sei und daß sein Leben ebenso wie das seiner Gefährten in Gefahr schwebe! Sein Inkognito würde enthüllt werden, wenn er sich nicht dazu verstand, einen Teil seines Vermögens preiszugeben!
    Entsetzt über das Gehörte, bedurfte Kayette einiger Sekunden, um ihre Fassung wiederzugewinnen. Sie war entschlossen, Ortiks Anschläge zu vereiteln; sie überlegte, wie dies Ziel zu erreichen sei. Welch eine Nacht sie verbrachte, voll der lebhaftesten Besorgnis, sich fragend, ob das Ganze nicht ein schlimmer Traum gewesen

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