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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Xander und Napoleone, denen bei dem Gedanken an die Trennung das Weinen nahe ist!… Ach, meine Kinder, was für Figuren wir heute abend darstellen werden!… Ich kann eigentlich nur auf Clou rechnen, um die Ehre der Truppe zu retten!«
    Und da Herr Cascabel nicht an einem Platze zu bleiben vermochte, kam er auf den Einfall, nach Neuigkeiten auszugehen. In einer Stadt wie Perm erfährt man schnell, was vorgeht. Die Narkines waren sehr bekannt in der Gegend, auch sehr beliebt… Falls Herr Sergius der Polizei in die Hände gefallen wäre, würde das Gerücht von seiner Verhaftung sich augenblicklich verbreitet haben… Man würde allenthalben davon sprechen… Der Gefangene würde sogar schon in die Citadelle von Perm gebracht worden sein, um dort verhört zu werden.
    Daher ließ Herr Cascabel Clou-de-Girofle mit der Adaptierung des Cirkus beschäftigt zurück und schweifte ziellos durch die Stadt, längs der Kama dahin, wo die Fährleute ihrer gewohnten Beschäftigung oblagen, in das obere und untere Viertel, wo die Bevölkerung ganz in ihre täglichen Arbeiten vertieft schien. Er mischte sich in die Gespräche… er hörte unbemerkt zu… Nichts!… Nichts, das sich auf den Grafen Narkine bezogen hätte!
    Da auch dies ihn nicht hinreichend beruhigte, wandte er sich der Landstraße zu, die von Perm ins Dorf Walska führt und auf welcher die Polizei Herrn Sergius zur Stadt gebracht haben würde, wenn sie seiner habhaft geworden wäre. Und so oft er in der Ferne eine Gruppe von Fußgängern erblickte, bildete er sich ein, daß es der von einem Kosakentrupp eskortierte Gefangene sei.
    In seiner Aufregung dachte Herr Cascabel nicht einmal mehr an seine Frau, seine Kinder, sich selber, welche im Falle einer Verhaftung des Grafen Narkine so arg kompromittiert sein würden! In der That, es würde den Behörden nur allzu leicht sein, die Umstände zu ermitteln, unter welchen Herr Sergius auf russisches Gebiet zu gelangen vermocht, und die wackern Leute, welche seine Heimkehr begünstigt hatten. Die Geschichte konnte der Familie Cascabel teuer zu stehen kommen!
    Das viele Hin-und Hergehen des Herrn Cascabel und sein häufiges Stehenbleiben auf der Straße nach Walska hatten zur Folge, daß er nicht im Cirkus anwesend war, als gegen zehn Uhr morgens ein Mann dort erschien und ihn zu sprechen verlangte.
    Clou-de-Girofle war gerade allein und bewegte sich in einer von der Reitbahn aufsteigenden Staubwolke. Er kam daraus hervor, als er jenen Mann gewahrte, der ganz einfach ein Musik war. Da Clou die Sprache des besagten Musik ebensowenig kannte wie dieser Clous Idiom, so konnten sie sich unmöglich verständigen. Clou begriff denn auch kein Sterbenswörtchen, als der Fremde ihm sagte, daß er mit seinem Herrn zu sprechen wünsche und ihn im Cirkus gesucht habe, bevor er zur Belle-Roulotte gegangen sei. Schließlich that der Musik, was er zu allererst hätte thun sollen: er zog einen an Herrn Cascabel adressierten Brief hervor.
    Das verstand Clou. Ein Brief, welcher den berühmten Namen Cascabel trug, konnte nur an das Familienoberhaupt gerichtet sein… wenn er nicht etwa Frau Cornelia, oder Herrn Jean, oder Herrn Xander, oder Fräulein Napoleone vermeint war.
    So übernahm denn Clou den Brief, indem er durch eine Geberde zu verstehen gab, daß er ihn seinem Herrn zustellen werde. Dann verabschiedete er den Musik mit vielen Verbeugungen, ohne aber herausgebracht zu haben, von wo er komme und wer ihn gesandt habe.
    Eine Viertelstunde später, gerade als Clou sich anschickte, in die Belle-Roulotte zurückzukehren, erschien Herr Cascabel am Eingang der Reitbahn, entnervter und besorgter als zuvor.
    »Herr Direktor!« sagte Clou.
    »Nun?…«
    »Ich habe einen Brief empfangen.«
    »Einen Brief?«
     

    Der Mujik hielt einen Brief in seiner Hand. (Seite 326.)
     
    »Ja, einen Brief, der eben hergebracht worden ist…«
    »An mich?«
    »An Sie.«
    »Wenn es nicht etwa kein Musik war!«
    Herr Cascabel griff hastig nach dem Briefe, den Clou ihm bot, und als er die Handschrift des Herrn Sergius auf der Adresse erkannte, wurde er so bleich, daß sein treuer Diener rief:
    »Herr Direktor, was haben Sie?«
    »Nichts!«
    Nichts?… Und doch war, dieser so thatkräftige Mann auf dem Punkte, Clou ohnmächtig in die Arme zu fallen.
    Was sagte Herr Sergius in diesem Briefe?… Warum schrieb er an Herrn Cascabel’?… Augenscheinlich, um ihn von den Beweggründen zu unterrichten, aus denen er in der verflossenen Nacht nicht nach Perm

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