Caesar erwacht!
Aufenthalt in Caesars Fort seltsam verändert. Aus ihm war eine gefechtsbereite Kampfmaschine geworden, die nicht mehr nach Chantal roch und nicht mehr offen für Argumente war.
Nicht mal Bob war in solch einer blutrünstigen Stimmung.
Sie beschwor Jean-Luc, abzuwarten, ob sie Caesar nicht zur Vernunft bringen konnte.
Jean-Luc blieb taub gegenüber jeglichen Beschwichtigungen und verlangte gallische Rache. Sein ehemaliges Legionärsblut drohte, plötzlich überzukochen. Entgegen aller Warnungen drang er noch in der Nacht in Caesars Stadt in der Stadt ein und wurde prompt erwischt.
Nachdem er sich die nächsten zwei Tage nicht mehr gemeldet hatte, fasste Nicole den Entschluss, Cesare Sovrano aufzusuchen. Sie hoffte, ihn in seinem Rom-Nachbau anzutreffen. An Bob hatte Nicole strikte Weisungen hinterlassen: Wenn sie sich innerhalb von einigen Tagen nicht wieder meldete, sollte er losschlagen. Nicole war zu realistisch, um zu glauben, dass sie den zu allem entschlossenen Imperator von seinem Tun abbringen konnte. Aber sie konnte zumindest versuchen, das Schlimmste zu verhindern und seine weiteren Schritte zu erfahren.
Ihr Taxi hielt vor dem großen Tor, welches durch eine Lichtschranke gesichert war. Als sie ihren Namen ins Mikrofon hauchte, bewegte sich nur ein Flügel des Tores und gab ihr den Weg frei. Vor Caesars Gebäude entstieg sie dem Wagen. So wie viele Wochen zuvor, wurde sie von Bediensteten hineingeleitet.
Im Raum ihres ersten Zusammentreffens stand Caesar breitbeinig, mit auf dem Rücken verschränkten Armen. Er erwartete sie bereits. Er war also tatsächlich da. Hinter seiner schönen, hohen Stirn arbeitete es unaufhörlich. Seinem starren Blick konnte Nicole jedoch nicht entnehmen, was er dachte.
Sie musste diesem mindestens eine Minute wortlos standhalten und brach das Schweigen endlich selbst: „Sohn des Mars? Ist Venus nicht genug?“ In Nicole brodelte der Schalk, trotz der gefährlichen Situation.
„Eine kleine Beigabe. Als Hinweis auf meinen Kriegsgott. Ich konnte nicht widerstehen! Nomen est omen!“ Belustigt zwinkerte er plötzlich und strahlte Nicole wie sonst an. Und endlich ging er zu ihr hin, um sie zu begrüßen, sie wie immer sanft auf einen Diwan zu schieben und ihr Wein in die Hand zu drücken. Wieder Taktik oder ehrliche Freude?
Nicole rätselte. Ich bin dir näher, als du glaubst. Ich will dich nicht vernichten! Du bist ein so einzigartiger Mann! Und ich verstehe. Halte doch diesmal früh genug ein!
Caesar schien Nicoles Gedanken zu lesen. Er nickte, prostete ihr lächelnd zu und nahm einen Schluck Wein. Noch einen. Und noch einen.
Für Nicole eine Zerreißprobe!
Er stellte das Glas ab und meinte mit einer feierlichen Geste: „Ich habe dich erwartet, meine Schöne. Ich möchte dir einen treuen Freund vorstellen, der mir schon seit Urzeiten zur Seite steht. Komm herein, Marcus Antonius!“
Kapitel 23/XXIII – Krieg oder Liebe
„Keine Angst! Er ist nur ein Plagiat. Übrigens ein exzellentes! Von euch doch so hochverehrt. Kein dupliziertes Original!“ Caesar lachte schallend, als er Marc Anton schulterklopfend vorstellte.
Marcus begrüßte Nicole artig, aber zurückhaltend.
Selbstverständlich muss es auch solche Leute in deinem Windschatten geben, dachte sie. Hofnarren, die ihren neuen Gott anbeten und Wunder erhoffen.
„Mich würde nichts mehr schrecken oder wundern, nachdem ich Tiberius kennengelernt habe“, meinte Nicole und nickte Marcus grüßend zu.
War da nicht die Rede von weiteren Superklonen gewesen? Angeblich gestorben? Caesar machte Nicole ein Zeichen, ihm zu folgen, und führte sie auf einen nicht enden wollenden Weg durch seine Korridore, hinab in seine unheimlichen Katakomben. Marcus folgte ebenfalls. Die Gänge wanden sich wie eine gefährliche Kobra, die jederzeit aus dem Schutz der Dunkelheit hervorschnellen und zuschnappen konnte. Hinter jeder Wegkreuzung konnte das grässlichste, urschleimigste Monster vorpreschen und angreifen.
Ob er hier unten auch dreht?, dachte Nicole erschauernd. Das beste Horrorszenario der Welt tat sich vor ihr auf. Und sie hätte sich trotz hervorragendem Orientierungssinn den verfluchten Weg niemals merken können.
Caesar schritt jedoch zielbewusst voran. Vor etlichen Stahltüren, mit Öffnungen für die Nahrungsausgabe, machte er Halt.
Jeweils ein Soldat wachte vor den Türen.
Oh weh, jetzt sperrt er mich weg, bis alles vorbei ist! Wieder bin ich ihm in die Falle gegangen,
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