Caesar erwacht!
Herzschlag war deutlich zu vernehmen. Heftig klopfte das Organ, welches damals wie heute Liebe ausdrückte. Ihre Blicke verschmolzen. Das klang zu schön, um wahr zu sein! Sollte sie wirklich mit einer harmlosen weiblichen Träne diesen Mann zur Vernunft gebracht haben? Das wäre tatsächlich ein Wunder. So mancher Mann hatte einen Krieg angezettelt wegen einer Frau. Aber würde einer auch auf einen verzichten für eine Frau? Das lag sicher nicht in der Natur eines Mannes. Schon gar nicht dieses Mannes!
„Ich bin nicht naiv! Es wird die perfekte, friedliche Gesellschaft nie geben, Caesar.“ Zum ersten Mal nannte sie ihn so. „Nicht durch Alleinherrscher und nicht durch Demokraten. Wir sind uns unserer selbst zu bewusst. Zu menschlich!“
Caesar nickte. Ob er verstanden hatte? Sicher nicht! Auch er würde gegen seinen Verstand handeln. Seiner selbst bewusst. Nicole gab sich keinen falschen Illusionen hin.
Er schwieg zu ihrem Kommentar. Sie ist zurzeit zu aufgewühlt, um meinen weiteren Plänen positive Beachtung schenken zu können. Wirf ihr etwas hin, worüber sie erfreut sein wird!, sagte er sich. Und gib ihr neuen Glauben!
Beide standen auf und spazierten Arm in Arm in Richtung seiner Katakomben.
„Ich werde deinen Bruder nun freisetzen und mich dann in Richtung meiner neu gewählten Heimat begeben. In der Wiege der Menschheit fühle ich mich sicherer als in eurer schmutzigen Welt. Vielleicht finde ich dort den Keim deiner friedvollen Erkenntnis? Die Wüste ist unendlich und rein. Wirst du mich begleiten?“
Nicole nickte, obwohl ihr klar war, dass dies keine Entscheidung für ihr Leben sein konnte. Aber an ihren Reaktionen lag es jetzt, dass er seine Drohgebärden nicht sofort in Gewalttaten umsetzte. In Afrika konnte er immer noch auf ungeahnte Ressourcen zurückgreifen. Wie hatte Jo geäußert: „Er wird sich nie in ein Reservat sperren lassen!“ Die Gefahr war nur vorerst gebannt, die Geiseln noch immer in seiner Gewalt. Und ein von der hochtechnisierten, modernen Welt ausgebeuteter, armer Kontinent stand eventuell hinter ihm. Mit einer einmaligen Chance!
Das Schicksal wollte es jedoch anders und gab diesmal nur einem eine Waffe in die Hand, um die Pläne des großen Mannes ein zweites Mal zu durchkreuzen!
Jean war aufgesprungen, als Nicole in den Raum trat, und umarmte sie.
Nicole machte ihm kurz Handzeichen, nichts zu sagen, sondern wortlos zu verschwinden. Erst befolgte Jean-Luc Nicoles Anweisungen. Dann jedoch, an einer Weggabelung, überwältigte er unerwartet einen Wächter und entriss ihm dessen Maschinengewehr.
Ein Gefühl der Allgewalt bemächtigte sich Jean-Lucs und vernebelte seine sonst so wachen und sanften Sinne. Hinzu kam die Schmach, vom Militär abgewiesen worden zu sein wie ein Spinner. Sein Glauben wurden in seinen Grundfesten erschüttert und versetzte den sonst so harmlosen Mann in einen ganz neuen Zustand. Er wurde wahnsinnig!
Welch einmalige Chance, das geschichtsträchtige Geschehen auf diesem wechselhaften Planeten mit gestalten zu können. Selbst in die Annalen der Geschichte einzugehen. Er, Jean-Luc Beauvier, hochrangiger Staatsdiener und Polizist, Homosexueller, ehemaliger Fremdenlegionär und liebender Bruder, der aber die leise aufkeimenden Gefühle Nicoles zu Caesar nicht nachvollziehen konnte, Caesars zweiter Mörder? Es ihm heimzuzahlen, was er vor 2000 Jahren an Unrecht an tausenden und abertausenden Galliern verübt hatte?
Jean-Luc starrte in Richtung Caesars, der aufrecht und regungslos am Ende des Ganges stand und zu erwarten schien, was nun folgen sollte. Dieses Mal!
Jean-Luc stieß Nicole zu Boden und fixierte die sich Wehrende mit seinem Fuß. Dann richtete er das Maschinengewehr bedrohlich auf Caesar aus. Warum wich dieser dem Unausweichlichen nicht aus und stand weiterhin ruhig, aber irgendwie auch heroisch fordernd im Fadenkreuz?
Jean-Luc zögerte nur sekundenlang, während er sich diese Frage stellte. Dann feuerte er ein ganzes Magazin auf Caesar ab, der tödlich getroffen zusammenbrach.
Danach fasste er Nicole, die sich heftig sträubte, brutal am Handgelenk und zog sie mit sich, um nach oben zu gelangen.
Jean-Luc war wie von Sinnen, berauscht von seiner Tat. Er rannte auch noch weiter, als Nicole sich losriss und kehrtmachte.
Sie gelangte zurück in den Gang, in dem Caesar mittlerweile in seiner eigenen Blutlache lag. Sie nahm ihn an den Oberarmen und zog ihn in Jean-Lucs ehemalige Zelle. Von Weitem hörte sie Schüsse,
Weitere Kostenlose Bücher