Caesar erwacht!
auch heute wieder mit allen möglichen Mutmaßungen im Dunkeln. Trotz modernster Untersuchungsmethoden des 21. Jahrhunderts.
Polizist Fellington, seiner modernen, aber einengenden Untersuchungsmethoden überdrüssig, überflog grimmig die bluttriefende Headline und das darauf folgende medial aufbereitete Szenario. Das Ärgerlichste daran war, die Medien hatten recht. Er steckte fest! Es war Zeit, sich über eine neue Vorgehensweise Gedanken zu machen. Dabei erinnerte er sich an die außergewöhnliche Methodik einer jenseits der staatlichen Grenzen operierenden Kraft.
Er hatte noch einen Trumpf im Ärmel. Seine Geheimwaffe! Wenn nichts mehr klappte, würde diese brauchbare Ergebnisse liefern. Schnell und zuverlässig, kreativ und vor allem äußerst diskret! Der große Fellington nahm ihre bescheidene Hilfe manchmal in Anspruch. Jawohl! Man musste es ja nicht an die große Glocke hängen! Seine Waffe agierte, ohne Aufsehen zu erregen, im Dunkel der Abgründe, die Fellington niemals betreten würde und konnte. Sie hatte sich die letzten Wochen nicht in London aufgehalten, wurde aber heute noch zurückerwartet.
Fellington wählte etwas später ihre Nummer und vereinbarte ein Meeting. Dann aktualisierte er seine Unterlagen zum neuesten Mord, um auch ihr den letzten Stand der Ermittlungen dieser grauenhaften Fälle präsentieren zu können: Auffällig waren laut Obduktion die sich ähnelnden, makellosen Körper der Toten. Auch konnte man die jungen Frauen nicht zuordnen, was die ethnische Abstammung betraf. Zwei seltsame Tatsachen, die der Presse bisher nicht detailliert mitgeteilt wurden. Weiterhin fehlten jedes Mal Organe, exakt wie beim historischen Ripper. Abweichend davon waren die Zunge und die Augen durch präzise medizinische Schnitte entfernt worden. Ein Fachmann? Und wie die jungen Frauen zuvor, würde auch diese nicht identifiziert werden können. Keine Fingerabdrücke in der Kartei, keine Zahnunterlagen auffindbar. Nur ein pathologisches Hinweisschild, am Zeh angebracht, mit der Angabe zur Augenfarbe des Opfers. Das wies auf ein fürchterliches Psychogramm des Täters hin und diente als weiteres Indiz für seine Spielabsichten mit der Polizei: Lila! War seine Farbwahrnehmung durch seine blutigen Umtriebe total getrübt worden? Ein Rauschzustand konnte solche Veränderungen schon einmal hervorrufen. Deshalb wurden die Angaben im Nachhinein nur als unnötige Manöver bewertet, von denen sich der gesamte Polizeiapparat nicht weiter an der Nase herumführen lassen durfte. Man konnte es also getrost außer Acht lassen! Niemandem fehlten diese Frauen bisher. Andererseits meldeten sich Verwandtschaft, Freunde, Kollegen oft nicht, wenn ein Mensch in die Obdachlosen-Szenerie abdriftete. Alleine schon aus Scham, nicht geholfen zu haben. Fellington hatte da so seine Erfahrungen gemacht. Leider gingen ihm bald die Namen für die Opfer aus, die er der historischen Vorlage entnehmen konnte. Mary, Annie, gefolgt von Lizzi, Cathy und jetzt Jane. Fünf an der Zahl.
Warte nur, du Ungeheuer! Dich kriegen wir! Fellington fegte die Zeitung beiseite.
Mit „wir“ meinte er in erster Linie seine Sonderermittlerin. Fellingtons Ruf war angekratzt wie nie. Bald würde er dem Pöbel zum Fraß vorgeworfen werden, wenn er nicht endlich Ergebnisse ablieferte. Nur in zweiter Linie wollte er nicht länger tatenlos mit ansehen, wie der Serienmörder wieder und wieder zuschlug. Zurück blieb jedes Mal ein obdachloses, blondes, junges Mädchen mit leeren Augenhöhlen, die einen klagender nicht anstarren könnten.
Fellington wurde durch ein Klopfen aus seinen trostlosen Gedanken gerissen.
Hereinspaziert kam die stets fröhliche Miss Porter. Ein lebhaftes, blondes, junges Mädchen. Sie transportierte eine dampfende Tasse Kaffee und platzierte diese genau unter der Nase ihres neuen Chefs. Mit der Hand wedelte sie ihm das Kaffeearoma entgegen. „Guten Morgen, Sir. Darf ich Ihnen ein wenig anregenden Dampf machen?“
Angesichts des lustigen, aufmunternden Zwinkerns ihrer blauen Augen konnte sich Fellington ein süßsaures Grinsen nicht verkneifen. Die Kleine ist weit anregender als ihr schrecklicher Kaffee , dachte er und bedankte sich mit einer Lüge: „Wenn ich Sie nicht hätte, Nancy! Ihr Kaffee ist reines Lebenselixier … “
„Ja, wenn Sie mich nicht hätten, dann würden Sie zumindest nicht zweimal täglich so pünktlich Ihren frischen Wachhalter bekommen“, erwiderte sie schelmisch. Ihr Blick schweifte vom Chef
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