Caesar erwacht!
abgestoßen.
„Kann ich dich mal sprechen, Dick?“
Fellington und Nicole verließen den Raum.
Nicole spazierte ungewöhnlich nervös auf dem Gang auf und ab, ihre Hände vergrub sie in ihren Hosentaschen.
„Ich habe meinen Frühsport schon hinter mir“, bemerkte sie bitter. „Nach deinem Anruf habe ich mir eure Tote heute Morgen angesehen. Nicht mehr viel übrig für eine Autopsie.“ Ihr angewiderter Blick sprach Bände.
„Ist das einer von ihnen?“, fragte sie und wies mit ihrem Kopf auf die Tür, die den Vagabunden hinter sich verbarg.
„Ja. Parker hat ihn seit einer Stunde in der Mangel. Nichts! Aber er wirkt ziemlich nervös.“
„Kein Wunder, wenn du ihn so anblaffst! Diese Menschen sind sehr sensibel.“
„So? Na dann versuch du’s doch mal, ob er dir mehr offenbart! Schau, was du aus ihm rausquetschen kannst!“, grummelte Fellington. „Auf die sensible Art!“, schob er noch blasiert hinterher.
„Ach, sei nicht so zynisch, Dick! Er ist auch nur ein Mensch.“
Sie begaben sich beide wieder in den Verhörraum. Fellington setzte sich, Nicole Bouvier blieb stehen und schaute Parker fragend an.
Parker schüttelte kaum merklich den Kopf. Nichts!
„Kann ich ihn mal alleine sprechen?“
„Wenn du willst.“ Fellington sah Parker an, und diesmal nickte er. Schließlich hatte man Nicole zum Zweck der Aufklärung hinzugezogen.
Nicole bevorzugte eine andere Vorgehensweise. Sie legte beruhigend ihre Hand auf die Schulter des Mannes und forderte ihn freundlich auf, ihr zu folgen.
Er blickte die Beamten verwundert an, die ihn einfach davonspazieren ließen und kam zögernd ihrer Aufforderung nach.
Nicole steuerte im Gang den Aufenthaltsraum an, der anheimelnder mit Kaffeemaschine und Teekocher ausgestattet war. Die einschüchternde Atmosphäre des Verhörraumes würde sicher nicht zur Lockerung des Mannes beitragen. In solch einem Raum konnte man seinen eigenen Worten nicht trauen. Der obligatorische große Spiegel darin verbarg tuschelnde Personen, die einem das Wort im Munde verdrehen konnten. Nicole kannte die Wirkungsweise nur zu gut.
Tatsächlich reagierte Leary auf diesen Wechsel mit einem dankbaren Lächeln, blieb aber stumm.
Ich muss behutsam vorgehen. Er ist unsicher und blockt ab.
„Setzen Sie sich doch, Mr. Leary, und erzählen Sie mir ein wenig über sich!“ Der Kaffee roch verführerisch und lockte Nicole zum Schrank, dem sie zwei Becher entnahm.
„Über mich?“, staunte Leary.
„Ja, wie Sie leben, über Ihren Alltag...“
Ihre Fragen klangen für ihn sonderbar, andererseits war er irgendwie froh, dass sich mal jemand auf nette Weise nach ihm erkundigte.
Sie hat irgendetwas Vertrauenerweckendes. Und fragt nach meinem Leben …? Wie schön sie ist!, Leary blickte sie verlegen an.
Nicole nickte ihm aufmunternd zu und traf anscheinend einen Nerv.
Er dachte über sich nach, und seine Gedanken sprudelten plötzlich aus ihm hervor.
Nicole erfuhr einiges - von seinen Freunden, den anderen Tramps, von seiner Behausung, meistens Parkbänke oder Bahnhöfe der Londoner Underground-Bahn und so weiter. Wie er zum Obdachlosen wurde, verschwieg er noch.
Nicole wollte in dieser Wunde momentan nicht rühren, deswegen verkniff sie sich die Frage, die sie eigentlich brennend interessierte. Der Mann machte auf sie einen sehr intelligenten Eindruck. Er wäre nicht der Erste, der, aus angesehenen Verhältnissen stammend, im Dreck gelandet war. Einen Pass besaß er laut Protokoll nicht mehr. Anhand seines Akzents und seiner Wortwahl konnte man schnell feststellen, dass er Amerikaner war.
Nicole fragte zur Auflockerung nach seinem Vornamen.
„Mein Name ist Robert, M’am!“, gab er pflichtbewusst an.
„Bitte nicht M’am, Robert. Ich heiße Nicole.“ Sie lächelte ihn an und erhielt dafür einen verwunderten Blick.
Robert wollte noch nicht aus der Deckung kommen. „Ihr Kollege war im Gegensatz zu Ihnen sehr unhöflich. Er hält mich anscheinend für verdächtig. Warum wollen Sie etwas über mich persönlich erfahren? Um uns kümmert sich sonst niemand“, sagte er rau. „Höchstens, um uns zu verscheuchen“, fügte er traurig hinzu.
Gedankenverloren ließ Nicole ihren Kugelschreiber durch die Finger gleiten, während ihre Blicke sich begegneten. Sie wurde sich bewusst, dass auch sie oft wegschaute, wenn ein Obdachloser um ein paar Cent bettelte. In London gab es Plätze, da wurde man regelrecht von ihnen umringt. Dieser Mann
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