Caesar erwacht!
nicht fürchten. Ich habe nicht die Absicht, Ihnen zu schaden. Auch nicht Ihren Begleitern“, meinte er wieder sehr versöhnlich.
„Wie beruhigend!“, spottete Nicole und verzog die Mundwinkel nach unten.
„Genau so hat sie auch immer geschaut, wenn ihr etwas nicht passte!“, Sovrano lächelte.
„Die Dame im Teppich?“
„Die Dame im Teppich!“
„Darf ich mal raten?“
„Ich schätze, Sie sind so scharfsinnig, zu wissen, von wem die Rede ist.“
„War sie wirklich so schön und mächtig?“
„Ich habe sie mächtig gemacht. Schönheit ist relativ. Wir hatten damals eine andere Vorstellung von Schönheit. Ihre Schönheit strahlt mehr, Nicole. Trotzdem haben Sie eine frappierende Ähnlichkeit.“
„Cleopatra war nicht mit Nachfahren gesegnet, nach meinem Wissensstand.“ Jetzt war es an Nicole, ihm eine Denkaufgabe zu präsentieren.
Er spielte den Ball jedoch höchst geschickt zurück. „Doch, nach Caesarion noch mit drei Kindern. Von Marc Anton. Anscheinend wurden die Kleinen versteckt gehalten, was ihnen wohl das Leben rettete. Mein verfluchter Großneffe, dieses Muttersöhnchen!“ Sovranos Stimme verlor sich in purer Verachtung. Dabei blitzten seine Augen drohend. Bis zu seinem Tode war ihm Octavius neben Julia, seine im Kindbett gestorbene Tochter, das Liebste gewesen. So konnte man sich täuschen …!
„Sie werden direkt aus ihrer Linie stammen!“, setzte er dann sicher hinterher.
„Woher wissen Sie das mit den Kindern? Das steht in keinem der Geschichtsbücher!“ Ob Jo das bekannt war?
„Eure Geschichtsbücher! Pah! Ich habe so meine eigenen, urzeitlichen Quellen.“
Eine Weile schwieg er wieder und dachte an seinen Sohn, den sein Großneffe Jahre nach seinem Tode beseitigt hatte.
Nicole gab ihm Zeit, fragte aber dann: „Wie soll ich Sie nun eigentlich nennen? Gaius, Gaetano, Julius?“
Sovrano war aufgestanden und schüttete wieder Getränke ein. Er reichte ihr ein Glas und warf den Kopf nach hinten. „Solange Sie mich nicht mehr mit Klon betiteln, dürfen Sie mich nennen, wie Sie wollen!“, sagte er ernst, erhobenen Hauptes.
Nicole hatte ihn damit sehr getroffen und wollte es wiedergutmachen. „Wie hat sie Sie genannt?“
„Caesar!“, lautete die knappe Antwort.
„Nun, ich werde Sie lieber Gaius nennen. Gefällt mir besser. Caesar klingt mir zu göttlich.“
Er nippte an seinem Glas, und Nicole bekam einen Blick über den Glasrand zugeworfen, der als schelmisch, aber auch kampfeslustig zu bezeichnen war. Während sie seine Meinung zu Frauen erörterten, antike wie moderne, brachte sie die Maschine in Richtung ihres Ziels. Nicole erfuhr so Erstaunliches zu emanzipierten und mächtigen römischen Frauen der Antike. Schon dort galt: „Hinter einem großen Mann steht eine große Frau!“ Was dieser große Mann jedoch nicht gerne zugab.
Deshalb wechselte Nicole geschickt das Thema. „Woher haben Sie gewusst, dass ich den Entstehungsort der … anderen Klone kenne?“, fragte sie beiläufig.
„Habe ich nicht. Sie haben es mir gestern verraten. Meine Einladung galt nur dem schönen Ebenbild Kleopatras“, konstatierte er amüsiert.
Du dumme Kuh! Halt gefälligst demnächst dein großes Schandmaul!, Nicole ärgerte sich über sich selbst.
„Und wieso haben Sie Ihrem Schöpfer nicht schon früher einen Besuch abgestattet? Sein Treiben wird sogar im Internet präsentiert. Nur mit Pflanzen und Tieren. Versteht sich …“
„Er war mir nicht bekannt. Nicht mal sein Name. Erst unsere Begegnung hat alles ins Rollen gebracht und mich motiviert, etwas genauer nachzuhaken. Ich bin erstmalig nach meiner Flucht aus den Laboren in Ägypten auf die heutige Zivilisation gestoßen. Da war der Kulturschock nicht so groß. Bis auf den Smog und lärmende, selbst fahrende Ungetüme aus Metall. Stellen Sie sich meine Überraschung vor, als ich die Pyramiden von Gizeh oder die Sphinx zu Gesicht bekam. Und andere verfallene Bauwerke. Die habe ich im unversehrten Zustand noch mit Kleopatra besucht. Für mich noch nicht allzu lange her!“
Natürlich! Während für Nicole über 2000 Jahre Geschichte zwischen Caesars Zeit und heute lagen, waren für ihn vielleicht ein paar Jahre vergangen, seit seiner zweiten Geburt. „In welchem Alter sind Sie … wurden Sie … haben Sie …!“ Bei so viel Durcheinander geriet auch eine sonst gewiefte Nicole Bouvier ins Stottern. Tiberius’ Aussage fiel ihr plötzlich ein.
Er musste darüber lachen: „Mitte dreißig. Zwanzig Jahre waren
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