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Cäsar läßt grüssen

Cäsar läßt grüssen

Titel: Cäsar läßt grüssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
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ob ein Patrizier sich unbefangen gab oder nicht.
    Er machte seinen Weg nach oben als Soldat. Vom Muschko über den Spieß zum Oberbefehlshaber. Er war Militär durch und durch. Ein harter Mann, der alles, was er von der Truppe forderte, auch selbst erfüllte. Er hatte sich die Sporen in einem grausamen Grenzkrieg in Afrika gegen Jugurtha verdient. Damals war sein Oberstintendant ein gewisser Quästor Sulla gewesen, bitte erinnern Sie sich später dieser Erwähnung; im Moment müssen wir bei Marius bleiben.
    Nach der Katastrophe von Arausio wurde er (zum zweitenmal) Konsul, allerdings gegen erheblichen Widerstand. Aber es gab keine andere Lösung, als diesen Militär-Knoten zu berufen.
    Marius hatte Glück: Die Germanen kamen nicht. Sobald er darüber sichere Nachrichten hatte, machte er seine Not-Improvisationen rückgängig und ging daran, das Heer von Grund auf und nach ganz neuen Ideen zu reorganisieren. Das läßt sich in zwei Sätzen sagen: Er verwandelte es in ein stehendes Berufsheer, und er eröffnete es dem Proletariat als normalen Erwerbszweig. Immer noch waren die Proletarier (im Frieden) nicht wehrdienstpflichtig, jetzt aber wehrdienstfähig. Eine Riesenmenge strömte ihm zu.
    Es scheint der natürlichste Gedanke von der Welt. Profis sind Amateuren fast immer überlegen, und die Nichtstuer kamen von den Straßen, zwei sehr einleuchtende Vorteile. Die geldliche Belastung für den Staat war leicht zu tragen. Das also war es nicht, was den Senat so sehr beschäftigte; er sah, daß viel Folgenschwereres dahinter steckte: Das Heer, dessen Männer bisher kamen und gingen, sich zusammenballten und auflösten wie die Wolken, dieses Heer wurde jetzt ein permanenter Block, weil seine Zusammensetzung sich nicht mehr fluktuierend veränderte, sondern unabhängig blieb von Krieg und Frieden, von sozialen Sorgen und Entwicklungen. Und noch etwas anderes sah der Senat: Was würde passieren, wenn es einmal einem populären militärischen Führer einfallen sollte, sein Heer als wirklich »sein« Heer, als seine Hausmacht einzusetzen?
    Mit Hangen und Bangen also sagte man Ja zu dem, was Marius tat. Man sagte auch Ja, als er 103 wieder zum Konsul gewählt zu werden wünschte, und noch einmal, als er es im Jahre 102 zum viertenmal für notwendig hielt. Man hob extra das Gesetz auf, das dagegen stand. Ja und Amen und drei Kreuze zu diesem Mann, denn eben kamen Gerüchte von Norden, daß die Cimbern in die Po-Ebene eingefallen seien. Oh, ihr Götter, es ging also wieder los! Konnte denn auch der Beste nicht in Frieden leben?
    Ja, dachte der Bauernsohn Marius, jetzt flattern ihnen wieder die Nerven und das blaue Blut erstarrt. 4
    Marius war bereit. Die Teutonen in Gallien? Die Cimbern in der Lombardei? Gerade das, was Rom so aufregte, gefiel ihm. Endlich waren die beiden Haufen getrennt. Er entschloß sich, zuerst die Teutonen anzugreifen, und wenn der Senat noch so zeterte. Die Cimbern würden ihm nicht weglaufen. Die Frage einer Niederlage stand bei ihm gar nicht zur Debatte, sonst hätte er sich anders entschieden.
    Im Sommer des gleichen Jahres noch, 102, stellte er sich den Teutonen zur Schlacht auf den Feldern von Aquae Sextiae (Aix en Provence).
    Es war keine Schlacht, es war ein Schlachten. Als die Römer bis zu den Wagenburgen vorgedrungen waren, warfen sich auch die Teutonen-Frauen in den Kampf. Und als sie sahen, daß die letzten Männer gefallen waren, gaben sie sich und den Kindern selbst den Tod.
    Saubere Arbeit. Ein ganzer Mann, dieser Gaius Marius. Jetzt lebte wirklich nichts mehr, was noch schreien konnte. Der Traum der Sieger.
    Größer als die Schuld der Teutonen war natürlich die der Cimbern: Sie hatten Gebiet betreten, das Rom mit vieler Mühe erst kürzlich für sich persönlich erobert hatte. Im nächsten Sommer gedachte Marius auch mit diesen Leuten aufzuräumen.
    Das Jahr 101 kam, er wurde zum fünften Male Konsul! Sein Kollege stand mit einer zweiten Heeresgruppe bei Verona und meldete, er sei im Begriff, sich hinter den Po zurückzuziehen, um Rom in einem Angebot des Feindes nicht vorzugreifen: Die Cimbern ließen sagen, sie wollten keinen Krieg; sie bäten, bleiben und siedeln zu dürfen. Trojanisches Pferd im Hause, wie? Marius lachte und brach sofort mit den Legionen nach Oberitalien auf. Die Armeen der beiden Konsuln vereinten sich, Marius übernahm den Oberbefehl und stellte die Cimbern bei Vercellae (westlich von Mailand) zum Kampf. Die Schlacht verlief wie die von Aquae Sextiae, mehr ist nicht

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