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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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ebenso viele Bezirke Roms hatten sie eingeteilt und durchs Los jedem einen Bezirk zugewiesen, damit, wenn viele zugleich Brand legten, die Stadt überall in Flammen stünde. Andere sollten die Wasserleitungen verstopfen und die Wasserträger niedermachen. Angeblich waren einige in Rom weilende Allobroger eingeweiht, die Gallien aufwiegeln und Briefe überbringen sollten; es heißt, sie hätten beim Wein und im Beisein von Weibern geplaudert. Ciceros Spitzel erfuhren davon, legten nachts einen Hinterhalt und brachten ihm die Briefe.
    Am Morgen versammelte er den Senat und verlas die Briefe. Gaius Sulpicius, einer der Prätoren, wurde zum Haus des Cethegus entsandt und fand dort viele Geschosse und Schilde und eine Menge Schwerter und Dolche, alle frisch geschliffen. Schließlich wurde auch Lentulus überführt und mit seinen Genossen den Prätoren übergeben.
    Als im Senat über die Bestrafung der Männer verhandelt wurde, erklärte der als erster um seine Meinung befragte Silanus, sie müßten die schwerste Strafe erleiden, den Tod. Dem schlossen sich alle an bis auf Gaius Iulius Caesar. Er sagte, man solle die Männer nicht mit dem Tode bestrafen, sondern ihr Vermögen einziehen, sie in von Cicero zu bestimmende Städte Italiens schaffen und so lange gefesselt in Haft behalten, bis der Krieg gegen Catilina beendet sei. Diesem maßvollen, von einem höchst wirkungsvollen Redner vorgetragenen Vorschlag stimmten viele zu. Aber dann kam Cato zu Wort, verdächtigte auch Caesar und erfüllte den Senat so mit Zorn, daß er das Todesurteil über die Männer fällte. Gegen die Einziehung ihrer Vermögen erhob Caesar jedoch Einspruch und rief die Volkstribunen an. Die hörten nicht auf ihn, aber Cicero selbst gab nach und ließ die Vermögenseinziehung fallen.
    Nun ging er mit dem Senat die Männer holen. Er führte sie über die Heilige Straße und mitten über das Forum, wobei die vornehmsten Männer ihn rings umschirmten und ihm als Leibwache dienten, während das Volk schaudernd und schweigend zusah; es war, als würde man mit Furcht und Entsetzen in alte Mysterien aristokratischer Macht eingeweiht. Nachdem er das Forum durchschritten hatte und zum Gefängnis gekommen war, übergab er den Lentulus dem Scharfrichter und befahl ihm, ihn zu töten, dann den Cethegus, dann jeden der anderen. Den auf dem Forum Wartenden, unter denen er Anhänger der Verschwörung wähnte, die versuchen könnten, die Männer gewaltsam herauszuholen, rief er mit lauter Stimme zu: »Sie haben gelebt!«
    Es war schon Abend, und er ging zu seinem Haus hinauf, wobei ihn nun die Bürger mit Zurufen und Händeklatschen als Retter und Neubegründer des Vaterlandes begrüßten. Es erschien ihnen wunderbar, daß er diesen Umsturzversuch unter geringsten Opfern, ohne Aufruhr und Bürgerkrieg erstickt hatte. Viele Anhänger Catilinas verließen ihn, als sie erfuhren, was mit Lentulus und Cethegus geschehen war. Mit denen, die bei ihm ausgeharrt hatten, lieferte er dem Antonius die Entscheidungsschlacht und fand mit seinem Heer den Tod.
    Für Cicero beantragte Cato die höchsten Ehrungen und begrüßte ihn als Vater des Vaterlandes.
    Damals stand Cicero auf der Höhe seines Ansehens, machte sich aber bei vielen verhaßt dadurch, daß er sich immerfort selbst rühmte. Keine Versammlung, kein Gericht konnte zusammentreten, bei dem man sich nicht das Gerede über Catilina und Lentulus anhören mußte. Am Ende füllte er auch seine Bücher und Schriften mit diesen Lobpreisungen der eigenen Person.
    Seine nächste größere Unternehmung richtete sich gegen Publius Clodius, der nicht mehr den ehrwürdigen edlen Namen Claudius tragen wollte und vom ältesten Adel abgefallen war, um aus Überzeugung oder Berechnung Fürsprecher der Niedrigen zu sein. Am Fest der Bona Dea, das in jenem Jahr Caesars Gattin Pompeia ausrichtete, haben Männer keinen Zutritt; angeblich soll sich Clodius, angeblich in Pompeia verliebt, dort als Musikantin verkleidet eingeschlichen haben. Wozu, Warum ausgerechnet an diesem Abend? Fragen, die bestenfalls zu albernen Antworten Anlaß geben. Allerdings machte die Sache großes Aufsehen, Caesar ließ sich von Pompeia scheiden, und ein Volkstribun erhob Anklage gegen Clodius wegen Religionsfrevels. Cicero vertrat die Anklage; als die Mehrheit der Richter Clodius freisprach, zieh er sie der Bestechlichkeit Bald darauf wurde Clodius zum Volkstribunen gewählt Sofort ging er Cicero zu Leibe, sammelte Beweise, brachte allerlei Leute zusammen und

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