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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Verteidigung übernahm. Er hatte Erfolg und erntete Bewunderung. Aber aus Angst vor Sulla trat er darauf eine Reise nach Griechenland an, da sein Körper der Pflege bedürfe.
    In Athen hörte er Philosophen und bildete sich unaufhörlich weiter. Als die Nachricht kam, daß Sulla gestorben sei, begann er wiederum, die Redekunst als sein eigentliches Werkzeug zu pflegen und sein politisches Können zu entwickeln, indem er fleißig übte und die besten Redelehrer aufsuchte.
    In der ersten Zeit nach der Rückkehr lebte er in Rom zurückgezogen, und man gab ihm die Spottnamen »Griechennarr« und »Schulfuchs«. Als er sich jedoch der Laufbahn eines Sachwalters widmete, errang er sofort den glänzendsten Ruf und überragte bei weitem alle anderen, die auf dem Forum plädierten. Seine Fertigkeit im Spotten und Witzemachen schien zwar in Prozessen wohl angebracht und geistvoll; weil er aber von ihr einen übermäßigen Gebrauch machte, stieß er viele vor den Kopf und zog sich den Ruf der Boshaftigkeit zu.
    Als er dann zur Zeit einer Getreideknappheit in Rom zum Quästor ernannt und durchs Los nach Sizilien entsandt wurde, machte er sich im Anfang bei den Leuten dort mißliebig, weil er sie zwang, Getreide nach Rom zu senden. Später, von seinem Eifer, seiner Gerechtigkeit und Güte überzeugt, ehrten sie ihn wie keinen anderen Beamten.
    Als er nach Rom zurückgekehrt war und sich mit Eifer auf die Politik warf, hielt er es für schimpflich, daß zwar die Handwerker, die sich lebloser Werkzeuge und Geräte bedienen, von jedem derselben den Namen wissen und den Platz, wo es zu verwenden ist, und seine Wirkung kennen, der Staatsmann aber, der mit Hilfe von Menschen seine Tätigkeit ausübt, sich nicht darum bemüht, seine Mitbürger zu kennen. Daher gewöhnte er sich an, nicht nur ihre Namen im Gedächtnis zu haben, sondern auch den Ort, wo jeder von den angesehenen Bürgern wohnte, das Gut, das er besaß, die Freunde, mit denen er verkehrte, und seine Nachbarn zu kennen.
    Da er nur ein kleines Vermögen besaß, staunte man, daß er weder Honorare noch Geschenke für seine Anwaltstätigkeit annahm, insbesondere als er den Prozeß gegen Verres übernommen hatte. Diesen Mann, zuvor Prätor von Sizilien, der sich vieler Schandtaten schuldig gemacht hatte und daher von den Siziliern verklagt wurde, brachte er nicht durch eine Rede zur Verurteilung, sondern gerade dadurch, daß er keine Rede hielt. Denn da die gründlich bezahlten Prätoren den Verres begünstigten und den Prozeß hinauszögerten, erklärte Cicero, es bedürfe keiner Reden. Er ließ vielmehr die Zeugen auftreten, verhörte sie und forderte dann die Richter auf abzustimmen.
    Nachdem Verres verurteilt worden war, setzte Cicero die Straf summe auf siebenhundertfünfzigtausend Denare an und wurde daraufhin verdächtigt, er habe sich bestechen lassen und deshalb die Straf summe gedrückt. Aber die Sizilier erwiesen sich ihm dankbar, und als er Ädil war, brachten sie ihm vielerlei Gaben von der Insel, woran er sich aber nicht bereicherte, sondern er nutzte den Eifer der Leute nur dazu, die Lebensmittelpreise zu verbilligen.
    Er besaß ein schönes Gut in Arpinum, ein Grundstück bei Neapolis und ein weiteres bei Pompeii, beide nicht groß. Dazu kam die Mitgift seiner Frau Terentia in Höhe von hundertzwanzigtausend Denaren und eine Erbschaft, die sich auf neunzigtausend Denare belief. Von diesem Vermögen lebte er anständig und dabei bescheiden mit den griechischen und römischen Gelehrten, die zu seinem Haushalt gehörten.
    Das Vaterhaus trat er dem Bruder ab und wohnte auf dem Palatium, damit diejenigen, die ihm aufwarten wollten, keinen allzu langen Weg hätten. Es kamen aber täglich nicht weniger Leute an seine Tür, um ihm ihre Aufwartung zu machen, als zu Crassus wegen seines Reichtums oder zu Pompeius wegen seiner Macht. Pompeius erwies Cicero viel Aufmerksamkeit, und dessen Politik trug zur Mehrung der Macht und des Ansehens des Pompeius bei.
    Obwohl viele vornehme Männer sich mit Cicero um die Prätur bewarben, wurde er als erster gewählt und erwarb sich den Ruf, die Prozesse sauber und einwandfrei zu leiten.
    Zum Konsulat wurde er nicht weniger von den Aristokraten als von der Menge emporgetragen, die sich beide um des Staates willen für ihn einsetzten. Einige Leute wollten den bestehenden Zustand der Republik umgestalten, aus Gewinnsucht, wie Cicero sagte, nicht ob des Gemeinwohls; zum Führer hatten sie Lucius Catilina, der den eigenen Bruder

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