Cäsar
ihnen Italien zu verlassen; gewisse Dinge hielten sie in Rom fest.
Aurelius begleitete sie bis zur nächsten großen Straße, dem Clivus Suburanus. »Wann sehe ich dich, Liebste?«
Sie küßte ihn. »Heute abend? Wenn nichts dazwischenkommt. Ich komme her; ich weiß noch nicht, wo ich wohnen kann.«
Am Vormittag versuchte Aurelius zunächst, Tiro zu sprechen, wurde aber nicht vorgelassen. Ähnlich erging es ihm nachmittags bei Hirtius, dessen Leute sagten, er sei nicht in der Stadt. Abends kehrte er nach einem kurzen Halt in einer Garküche in den Hinterhof zurück. Im Gang zwischen den beiden Türen lag Lugona. Ihre Kehle war zerschlitzt. Aurelius sah in beide Räume und fand sie durchwühlt, aber keine Spur von Orgetorix. Als er zurück auf den Hof ging, warteten einige Männer auf ihn, im Dunkel, mit verhüllten Gesichtern. Er wehrte sich verbissen; dann traf ein furchtbarer Hieb seinen Schädel, und er wußte nichts mehr.
CHRONIK 6:
POMPEIUS
Da ihr es so wünscht, ihr Herren, will ich euch nun von Gnaeus Pompeius Strabo berichten, den sie später Magnus nannten, da er groß sei wie Alexander. Das Ende kennt ihr ja längst; wir wollen ihn daher nur bis zum Beginn des Bürgerkriegs betrachten.
Für Pompeius scheint das römische Volk von Beginn an ganz unvernünftige Zuneigung empfunden zu haben. Aber was ist an Liebe und ähnlichen Regungen schon vernünftig? Viele Eigenschaften sagten manche ihm nach, andere hingegen widersprachen - maßvolle Lebenshaltung, Fertigkeit mit Waffen, Beredsamkeit, Zuverlässigkeit, Liebenswürdigkeit im Umgang, anmutiges Wesen. Aber man nannte ihn auch zuweilen mürrisch, abweisend im Vergleich zu Crassus, und was dem einen als kühn, galt dem anderen als leichtfertig.
Von der Hetäre Flora erzählte man, daß sie, als sie schon älter war, sich noch immer gern des Verkehrs erinnerte, den sie mit ihm gehabt hatte, und daß sie sagte, sie habe sich nach dem Beilager nie ohne Schmerz von ihm trennen können. Gegenüber der Frau seines Freigelassenen Demetrios benahm er sich grob aus Furcht, man möchte glauben, er sei ihrer Schönheit zum Opfer gefallen. Man machte ihm den Vorwurf, daß er sich seinen Ehefrauen zuliebe vielfach den öffentlichen Geschäften entziehe.
Der Prätor Antistius gewann Pompeius lieb und gedachte ihm seine Tochter zur Frau zu geben. Pompeius nahm an und führte wenige Tage später die Antistia heim.
Am Ende von Cinnas Gewaltherrschaft erschien Sulla unter dem Druck der gegenwärtigen Leiden als ein Glücksfall. So weit war die Stadt gekommen, daß sie aus Verzweiflung ob ihrer verlorenen Freiheit nur nach milderer Knechtschaft verlangte.
Damals hielt sich Pompeius in Picenum auf, wo er Ländereien, vor allem aber von seinem Vater her Rückhalt in den Städten hatte. Da die besten Bürger von allen Seiten dem Lager des Sulla wie einem Hafen zustrebten, hielt er selbst es für unter seiner Würde, als ein Flüchtiger, ohne eigene Leistung und der Hilfe bedürftig, zu ihm zu kommen; sondern er wollte an der Spitze eines Heeres mit Erfolgen vor ihn treten. Aus den Bewohnern von Picenum bildete er binnen kurzem drei Legionen und zog zu Sulla. Auf dem Weg bezwang er drei feindliche Feldherren mit großen Heeren. Sulla eilte, ihm Hilfe zu bringen. Zu seiner Begrüßung ließ Pompeius die Truppen sich wappnen und ordnen. Als Sulla dies sah, sprang er vom Pferd, und da er als Imperator angeredet wurde, begrüßte er auch seinerseits den Pompeius als Imperator.
Als Sulla zum Diktator ernannt worden war, kam bald die Meldung, Perperna sei dabei, sich in Sizilien eine Machtstellung zu schaffen und die Insel den noch überlebenden Männern der Gegenpartei zur Verfügung zu stellen, die mit Flotten in jenen Gegenden kreuzten und in Afrika eingefallen waren. Pompeius wurde an der Spitze einer starken Streitmacht ausgesandt. Perperna räumte sofort Sizilien, Pompeius suchte den Städten wieder aufzuhelfen und verfuhr milde gegen alle, außer gegen die Mamertiner in Messina; denn als sie es ihm verwehren wollten, sein Tribunal aufzuschlagen und Recht zu sprechen, weil das nach einem alten Gesetz der Römer nicht zulässig sei, sagte er: »Wollt ihr wohl aufhören, wenn wir mit dem Schwert daherkommen, uns Gesetzestexte vorzulesen!«
Als später der Senat gegen Caesar auf Pompeius setzte, hatte man diese Äußerung wohl gründlich vergessen.
Die angesehensten unter den Feinden Sullas, die offen in seine Hände fielen, bestrafte Pompeius; andere übersah
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