Cäsar
welche die Herrschsucht der beiden Männer mehr verdeckt als eingeschränkt habe, nun zerrissen sei.
Pompeius suchte sich in der Erwartung, daß Caesar seine Macht nicht preisgeben werde, durch hohe Staatsämter gegen ihn zu sichern; als er aber sah, daß die Ämter nicht nach seinen Wünschen vergeben wurden, weil die Bürger bestochen wurden, ließ er es geschehen, daß in der Stadt Anarchie um sich griff. Immer mehr Leute riefen nach einem Diktator. Cato fürchtete, daß dies mit Gewalt durchgesetzt würde, und wollte Pompeius ein gesetzmäßiges Amt verschaffen, um ihn von dem unbeschränkten fernzuhalten. So sprach sich Bibulus, sonst ein Feind des Pompeius, im Senat dafür aus, Pompeius zum alleinigen Konsul zu wählen; entweder werde so die Stadt wieder geordnet oder doch dem besten Mann unterworfen sein. Als Cato aufstand, erwartete man seinen Widerspruch. Aber er sagte, er empfehle, dem Vorschlag zu folgen, denn jede Form der Herrschaft sei besser als Anarchie. Der Senat nahm den Vorschlag an.
Pompeius kam jetzt in die Stadt und heiratete Cornelia, Tochter des Metellus Scipio und Witwe des Publius Crassus, der im Partherkrieg gefallen war. Die junge Frau besaß außer ihrer Schönheit viele andere Reize. Sie war in den Wissenschaften, in Musik und Mathematik wohl unterrichtet und gewohnt, philosophische Schriften mit Verständnis zu lesen.
Pompeius schuf überall gute Ordnung und nahm sich für die letzten fünf Monate seinen Schwiegervater zum Amtsgenossen. Man beschloß dann für ihn, daß er seine Provinzen für weitere vier Jahre behalten und jährlich tausend Talente zum Unterhalt seiner Truppen bekommen solle.
Dies nahmen Caesars Freunde zum Anlaß für die Forderung, daß auch an Caesar gedacht werden müsse; er verdiene entweder ein zweites Konsulat oder eine weitere Verlängerung seines Auftrags. Pompeius forderte von ihm die Truppen zurück, die er ihm geliehen hatte, wofür er den Partherkrieg zum Vorwand nahm, und obwohl Caesar wußte, wozu ihm die Soldaten abgefordert wurden, sandte er sie reich beschenkt zurück. Appius brachte sie aus Gallien nach Capua, verbreitete Schmähreden über Caesar und sagte, Pompeius werde ihn mit dessen eigenen Heeren überwältigen, sobald er sich nur sehen lasse; so groß sei bei ihnen der Haß gegen Caesar und die Sehnsucht nach Pompeius.
Hierdurch wurde Pompeius so aufgebläht, daß er die Leute, die Angst vor dem Krieg hatten, auslachte und sagte: »Denn wo ich auch in Italien mit dem Fuß auf den Boden stampfe, werden Streitkräfte zu Fuß und zu Roß emporsteigen.«
Nunmehr nahm auch Caesar die Dinge energischer in die Hand. Er schickte seine Soldaten in die Stadt, um sich an Wahlen zu beteiligen, und wußte viele Männer durch Geld an sich zu ziehen und zu bestechen. Darunter waren der Konsul Paulus, der für tausendfünfhundert Talente zu ihm übertrat, der Volkstribun Curio, der durch Caesar von einer ungeheuren Schuldenlast befreit wurde, und Marcus Antonius, der wegen seiner Freundschaft mit Curio an dessen Bereicherung teilnahm. Einer der Kriegstribunen, die von Caesar nach Rom gekommen waren, soll, als er hörte, daß der Senat Caesar die Verlängerung nicht bewillige, mit der Hand an sein Schwert geschlagen und gesagt haben: »Das wird sie ihm geben!«
Die Forderung allerdings, die von Curio in Caesars Namen gestellt wurde, klang gemäßigt: entweder solle man auch Pompeius sein Heer abfordern oder aber es auch Caesar nicht abnehmen. Konsul Marcellus nannte Caesar einen Räuber und beantragte, man solle ihn zum Feind des Vaterlandes erklären, wenn er nicht die Waffen niederlege.
Marcellus ging nun zu Pompeius, trat vor ihn und sagte:
»Ich befehle dir, dem Vaterland zu helfen, die zur Verfügung stehenden Truppen zu verwenden und weitere auszuheben.« Dasselbe sagte auch Lentulus, einer der beiden für das nächste Jahr vorgesehenen Konsuln. Als Pompeius mit den Aushebungen begann, stellten sich die einen gar nicht, einige wenige erschienen widerwillig, die meisten sagten, man solle sich vertragen. Antonius hatte vor dem Volk einen Brief Caesars verlesen, der diese Vorschläge enthielt: es sollten beide ihre Provinzen abgeben, ihre Heere entlassen, sich der Entscheidung des Volkes unterwerfen und über alles, was sie getan hätten, Rechenschaft ablegen.
Cicero, eben aus Kilikien zurückgekehrt, bemühte sich um einen Ausgleich; Caesar solle Gallien abgeben, sein Heer bis auf zwei Legionen entlassen und mit diesen und der Provinz
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