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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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aber warum?
    Da Caesars Schiffe die Häfen sperrten, der Frachter aber Ostia unbehelligt verlassen hatte, lag der Gedanke nah, daß dieses Schiff im Auftrag der Caesarianer fuhr. Oder eines Caesarianers. Aber warum sollte wer auch immer Orgetorix und Aurelius, die beide Caesar gedient hatten, entführen lassen? Marcus Antonius hätte sie von seinen Männern umbringen lassen können; wozu der Aufwand?
    Die Pompeianer? Aurelius zweifelte nicht daran, daß Pompeius, die Konsuln und die Senatoren in Italien über zahllose Spitzel und Zuträger verfügten. Aber warum sollte jemand die Mühe und die Kosten aufwenden, zwei unwichtige Männer zu verschleppen? Außerdem kam es vor der Küste Süditaliens zu einer Begegnung mit Kriegsschiffen, die zu den Flotten des Senats gehörten; dabei wurden Orgetorix und Aurelius unter Deck gebracht und geknebelt. Wenn die Auftraggeber zu den Pompeianern gehörten, hätte man sie doch wohl nicht verbergen müssen; vielleicht hätte man sie dann gleich einem Kriegskapitän übergeben.
    Müßig. Sie konnten nur abwarten. Reden, würfeln, sich langweilen. Aurelius kam wieder zu Kräften. Orgetorix und er fochten zuweilen mit Bootshaken oder Sparren, und sie erforschten alle Schattierungen der Geduld.
    Sie fuhren immer weiter nach Osten, legten hier und da an, um Wasser aufzunehmen, und gelegentlich feilschte der Kapitän mit Hafenmeistern um Güter und Frachtkosten. Solange sie auf hoher See waren, konnten Aurelius und Orgetorix sich mehr oder minder frei bewegen. Natürlich ließ man sie nicht zum Heckraum unter dem Ruderdeck, wo es vermutlich Waffen gab, und in Häfen kettete man sie im niedrigen Laderaum an. Das Schiff wurde schwerer, die Fahrt langsamer; im nächsten Hafen löschten sie einen Teil der Ladung und nahmen dafür andere an Bord. Aber in den langen Tagen des Küstenschleichens geschah nichts, was Aurelius und Orgetorix Aufschlüsse hätte geben können.
    Die gewöhnliche Strecke für Händler, die nach Osten fuhren, hätte sie nach Kreta gebracht, dann nach Ägypten und von dort immer an den Küsten entlang nach Nordosten, Norden, zurück nach Westen, wieder nach Norden, durch das Inselgewirr vor der asiatischen Küste, hinauf zu den Dardanellen. Aber der Frachter segelte - bei Flaute mußten die beiden Gefangenen mit den anderen rudern, bei Gegenwind ankerten sie in Buchten oder Häfen und warteten - zwischen Italien und Sizilien hindurch, dann übers Meer nach Griechenland, die zerfranste Südküste entlang und später wieder nach Norden.
    Drei Monate waren sie unterwegs, und immer noch kein Ende. Es war Hochsommer, heiß, was die Langeweile nicht verminderte. Im Gegenteil; Aurelius nahm an, daß Langeweile eiförmig war und in der Hitze ausgebrütet wurde, und Orgetorix schlug vor, den dabei schlüpfenden Nachkommen der Langeweile, die die Öde vermehrten, langweilige Namen zu geben.
    Eines Tages, als eigentlich schon der Herbst beginnen sollte, befanden sie sich - aber das stellten sie erst später fest - vor der Küste Makedoniens, wo sie in eine kleine Flotte römischer Kriegsruderer gerieten. Diesmal half alles Knebeln und Verstecken nichts; die Soldaten durchsuchten den Frachter, fanden die Gefangenen, brachten sie und alles andere, was wertvoll oder eßbar war, an Bord der nächsten Triere und ließen zehn Soldaten unter einem jungen Offizier auf dem Frachter, der in den nächsten Hafen segeln sollte - beschlagnahmt zugunsten der Kriegskasse des Pompeius.
    Der höchste Offizier auf der Triere hatte nichts mit der Seefahrt zu tun. Es handelte sich um einen von Pompeius‘ Militärtribunen. Aurelius rang mit sich, ob er einen falschen Namen angeben sollte; aber dann sagte er sich, daß unwichtige Leute im Zweifel über Bord geworfen würden.
    Er nannte dem Tribunen daher seinen richtigen Namen und übertrieb ein wenig, was seine Einsätze in Caesars Heer anging. Der Tribun hatte von ihm gehört - behauptete dies zumindest - und betrachtete ihn und Orgetorix vorsichtshalber als guten Fang, hohe und sicher kenntnisreiche Männer des Gegners, die auf keinen Fall zu ertränken, sondern Pompeius und seinem Stab verfügbar zu machen seien.
    Die nächste lange Wartezeit war nicht ganz so öde wie die an Bord des Frachters, dessen Auftrag ein Rätsel blieb. Die kleine Flotte sollte die Gewässer zwischen Makedonien und Asien sichern und im Frühling die letzten Verstärkungen aus Asien befördern.
    Der Tribun brachte seine beiden wertvollen Gefangenen zur Insel Lesbos, wo

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