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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Illyrien auf sein zweites Konsulat warten. Da Pompeius damit nicht zufrieden war, waren Caesars Freunde sogar dazu bereit, auch noch auf eine der beiden Legionen zu verzichten. Aber auch dies wurde abgelehnt.
    So nahm denn das Verhängnis seinen Lauf. Man wird lange streiten, ob Caesars Angebote ernst zu nehmen waren. Aber indem er sie nicht einmal erwog und auch später nicht zu Unterredungen mit Caesar bereit war, hat Pompeius sicher beträchtlich zum Untergang der Republik beigetragen.
    Mit nicht mehr als dreihundert Reitern und fünftausend Mann zu Fuß - die übrigen Truppen, die noch jenseits der Alpen standen, hatte er nicht abgewartet, weil er entschlossen war lieber einen unvorbereiteten Feind zu überraschen - erreichte Caesar den Fluß Rubico, die Grenze der ihm verliehenen Provinz, stand dort still und zauderte, wobei er wohl die Größe des Wagnisses überschlug. Dann schloß er, wie es heißt, die Augen, sagte auf Griechisch: »Der Würfel soll geworfen sein!« und führte seine Truppen hinüber.

VII.
VON PHARSALOS NACH ALEXANDRIA
    Lange Zeit gab es für Aurelius nichts als schwankendes Elend, schaukelndes Elend, berstendes Elend, dazwischen Strecken aus Schwärze. Er wußte nicht, wer er war, und nachdem jemand es ihm gesagt hatte, fiel er wieder ins Dunkel und vergaß. Drei Tage und Nächte war er mehr oder minder bewußtlos, und bis er aufstehen konnte, ohne gleich wieder umzufallen, dauerte es weitere zehn Tage.
    Orgetorix pflegte ihn; er tränkte, fütterte, reinigte, bettete ihn und schützte ihn vor Brand und Blendung durch die Sonne. Als Aurelius imstande war, Erklärungen zu folgen, berichtete er ihm, was geschehen war.
    Dem Gallier hatten vier Männer aufgelauert, als er von Einkäufen in den Hinterhof zurückkehrte. Sie hatten ihn niedergeschlagen, ehe er sich zur Wehr setzen konnte. Er glaubte, ein Gurgeln oder einen Schrei gehört zu haben; als Aurelius ihm sagte, er habe Lugonas Leiche gefunden, schloß er eine Weile die Augen und weinte stumm.
    »Nicht, weil es mich überrascht«, sagte er dann. »Was hätte es sonst sein sollen, dieses Gurgeln? Nein, es ist die fugenlose Endlichkeit des Lebens. Kein Ausweg, es sei denn, man erfände sich dazu Götter, die eine behaglich eingerichtete Anderwelt bereiten. Aber wem? Allen? Denen, die es verdienen? Womit verdienen sie es? Wer verdient denn mehr als eine Auspeitschung? Und was geschieht mit den anderen? Ach, ein Glück, daß wir es nicht entscheiden müssen.«
    Man hatte ihn gebunden und geknebelt auf einen Karren geworfen. Später war das Bündel Aurelius dazugekommen. Es folgte eine Holperfahrt mit dem Karren durch Roms Gassen zum Tiber, man lud sie auf einen Kahn und legte ab.
    Irgendwann, sagte Orgetorix, habe man ihn teilweise befreit, damit er seine Notdurft verrichten und etwas trinken konnte; Aurelius habe keinerlei Lebenszeichen von sich gegeben. Am Vormittag legten sie bei einem Schiff in der Tibermündung an. Die Gefangenen wurden auf den Frachter gebracht, auf dem sie sich immer noch befanden; die Entführer blieben im Kahn und ruderten zurück ans Land.
    »Caesar hat ja alle Häfen sperren lassen«, sagte Orgetorix; »ich frage mich, wer da in Ostia wen bestochen hat. Jedenfalls - seitdem sind wir hier.«
    Seeleute und Kapitän waren Griechen. Die meisten sprachen ein wenig Latein; Aurelius versuchte zunächst, seine Griechischkenntnisse zu verheimlichen, aber offenbar wußten die anderen Bescheid. Sie kamen von einer der kleinen Inseln an der asiatischen Küste. Wahrscheinlich hatten sie Handelsgüter nach Ostia gebracht, vielleicht Getreide oder Gewürze; darüber schwiegen sie sich aus. Sie nannten auch keinen Grund oder Auftraggeber für die Entführung.
    An den langen öden Tagen gab es nicht viel zu tun als reden, würfeln, reden und würfeln. Als Aurelius sich wieder bewegen konnte und nicht mehr gepflegt werden mußte, bemühte er sich, möglichst schnell zu Kräften zu kommen.
    Natürlich stellten sie Mutmaßungen über die Gründe der Entführung an. Laut, in der Hoffnung, aus irgendeinem Gesichtsausdruck etwas schließen zu können. Tatsächlich zeigten einige der Seeleute mit der Zeit so etwas wie Anteilnahme oder gar Mitleid, aber keiner gab sich je eine Blöße, und sie paßten aufeinander auf.
    Sklavenhändler? Unwahrscheinlich; jedenfalls konnte das nicht der Grund für die Entführung sein - zwei beliebige Männer aus Rom zu verschleppen war allzu aufwendig. Man hatte sie also offenbar gezielt geschnappt;

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