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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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einen Tisch und drei Klappstühle herein. Unmittelbar darauf erschien Labienus.
    »Kriegsrat«, sagte er. »Ich muß gleich hin. Ihr bleibt erst mal hier.«
    Aurelius musterte ihn aufmerksam. »Wir danken für deine Gastfreundschaft, Herr«, sagte er. »Du hast dich kaum verändert, bis auf einen bitteren Zug um den Mund.«
    Labienus grunzte leise. Dann sagte er: »Gut beobachtet, Mann. Sie trauen mir nicht. Und… sie sind wahnsinnig.«
    Orgetorix rümpfte die Nase. »In Gallien sagt man das über alle Römer.«
    »Nicht alle. Nur die meisten.« Labienus schwieg ein paar Augenblicke. »Greift zu«, sagte er dann. Er füllte einen Becher halb mit Wein, griff zum Wasserkrug, schüttelte den Kopf und goß mehr Wein nach. »Nüchtern ertrage ich das Geschwätz da drüben nicht.«
    »Du klingst«, sagte Aurelius vorsichtig, »wie einer, der sich die falschen Bundesgenossen gesucht hat.«
    »Die Sache ist richtig, die Männer sind falsch.«
    »Alle?«
    »Fast. Aufgeblasene Schwätzer, die meinen, die reichste Rüstung bringe den Sieg. Pompeius wollte Caesar zermürben, die anderen wollen die Schlacht. Er hat nachgegeben. Morgen früh beginnt das sinnlose Sterben.«
    »Was ist geschehen? Wenn ich fragen darf. Und was geschieht mit uns?«
    »Ihr bleibt hier. Nach dem Kriegsrat gibt es eine vorgezogene Siegesfeier.« Labienus verzog das Gesicht. »Sie würden euch wahrscheinlich zum Nachtisch hinrichten lassen. Hier seid ihr vorläufig sicher. Und… was geschehen ist? Zuviel von diesem, zuwenig von jenem.«
    Caesar, sagte er, hätte bei Dyrrhachion beinahe alles verloren, aber Pompeius habe nicht nachgesetzt. Danach gab es in Caesars Heer Hunger und Krankheiten; inzwischen hätten sie eine Stadt mit gutgefüllten Vorratslagern erobert und seien wohl wieder kampfkräftig.
    »Aber sie sind nur zweiundzwanzigtausend, ungefähr. Wir dagegen mit den Verstärkungen, die euch mitgebracht haben, an die achtundvierzig. Deshalb meinen diese Narren, sie hätten schon gesiegt. Sie sind die Besten, die Schönsten, die Größten; außerdem kämpfen sie für eine gerechte Sache, also werden sie eben siegen.«
    »Bei den Zahlen…« Orgetorix machte ein grimmiges Gesicht. »Es kann ja nicht das ganze Heer aus aufgeputzten Schnöseln bestehen, oder?«
    »Das nicht. Aber die meisten sind unerfahren. Und Caesar hat unsere alten Freunde dabei. Die harten Jungs, die Gallien erobert haben. Die Zehnte, zum Beispiel.«
    Aurelius lächelte, sagte aber nichts.
    »Wißt ihr, womit sich die feinen Herren die Zeit vertreiben?« Labienus beugte sich vor. »Sie verteilen Häuser und Ämter in Rom. Domitius, Spinther und Scipio streiten sich darum, wer von ihnen Caesars Nachfolger als Oberster Priester werden soll.«
    Aurelius lachte. »Den Fisch zerteilen, der noch im Wasser schwimmt, wie? Ruft niemand sie zur Ordnung? Ist Cato stumm geworden?«
    »Der ist in Dyrrhachion.«
    Caesar habe, sagte Labienus, bei Dyrrhachium noch vorgeschlagen, er und Pompeius sollten sämtliche Truppen entlassen, einander Freundschaft schwören und nach Italien zurückkehren. Aber Pompeius habe das für eine Falle gehalten; außerdem wolle er offenbar die Macht nicht teilen.
    »Ich wollte keine Alleinherrschaft Caesars«, knurrte Labienus. »Deshalb bin ich übergelaufen. Pompeius hat alle Friedensvorschläge abgelehnt; lassen wir die Frage beiseite, wie ernst die gemeint waren. Und er hat Cato an der Küste zurückgelassen, Aufsicht über den Troß, hahaha. In Wirklichkeit weiß Pompeius genau, wenn er Caesar besiegt, wird Cato sofort verlangen, daß nun, da alles geklärt ist, Pompeius sich wieder dem Senat unterstellt. Und diesen aufgeputzten Schnöseln, bah.«
    »Was ist mit Cicero? Kann er die Schnösel nicht totreden?«
    »Netter Vorschlag.« Labienus bleckte die Zähne. »Cicero kam, kotzte und schwieg, könnte man sagen.«
    »Seekrank von der Überfahrt?«
    »Angewidert von dem Pack, den Schnöseln. Unter vier Augen hat er mir gesagt, er habe Caesars Begleitung als Höllenhunde bezeichnet…«
    »Begleitung wann? Wobei?«
    »Irgendwann im vorigen Jahr, im Frühjahr, glaube ich, war Caesar wohl bei ihm zu einem, na ja, Arbeitsfrühstück.« Aurelius nickte. »Waren wir. Ich war einer der Höllenhunde.«
    Labienus zwinkerte. »Muß nett gewesen sein, oder? Jedenfalls sagt Cicero, Höllenhunde hätten wenigstens Zähne; das, was sich bei Pompeius eingefunden hat, seien bloß räudige zahnlose Köter, der letzte Dreck. Und deshalb ist er wohl bei Cato in Dyrrhachium

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