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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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das Recht eingeräumt wurde, Ägypten notfalls zu besetzen; einer seiner Nachfolger hatte tatenlos zugesehen, als die Römer das Ägypten gehörende Zypern »übernahmen«; später hatte er dann unglaubliche Summen ausgegeben, damit Caesar, Pompeius und Crassus ihn gegen einen Halbbruder oder Dritteloheim als Herrscher anerkannten. Die jeweils ältesten Überlebenden seiner Söhne und Töchter hatte er zu gemeinsamen Herrschern gemacht; bei den Römern hießen sie Ptolemaios der Dreizehnte, zufällig gerade auch dreizehn Jahre alt, und Kleopatra die Siebte. Sie mußte um die zwanzig sein und war im Vorjahr von ihrem jüngeren Bruder und dessen Beratern entmachtet worden. Die mit Pompeius geflüchteten Senatoren hatten den Knaben als König anerkannt, worauf dieser ihn mit Schiffen unterstützte. Den Schiffen, die nun wieder im Hafen lagen. Kein Wunder, sagte sich Aurelius, daß Pompeius nach Ägypten geflohen war.
    Blieb die Frage, wo er sich nun aufhielt. Und wie begeistert der junge König und seine Berater über den Besuch von Pompeius‘ Gegner Caesar waren. Nicht zu reden von tausend anderen Fragen, die er sich, wie er zugab, nicht richtig stellen konnte, weil ihm sogar für diese Fragen die Kenntnisse fehlten. Wer die Berater waren, zum Beispiel, und woher dieser Lärm kam, den sie hörten, als sie die kaum fünfhundert Schritte vom Hafen zum Palast gingen. Das ferne Summen wütender Hornissen?
    Offenbar hatte der Tribun weiter vorn ein paar Mitteilungen gemacht, die sich die Offiziere flüsternd weitergaben. Es sei das zornige Murmeln des Volks von Alexandria, das alle Römer hasse und auf den Straßen jenseits des Palasts zusammenlaufe, hieß es.
    Aurelius nahm es einfach so hin. Früher oder später würde er schon erfahren, warum die Römer hier verhaßt waren.
    ›Anders als in Gallien und Hispanien‹, dachte er mit einem Anflug von Hohn, ›wo man uns herzlich liebt. ‹ Die breite Straße zum Palast war leer. Noch. Wahrscheinlich hielten ägyptische Soldaten die Bevölkerung zurück. Wie lange konnten, wollten, sollten sie dies tun? Ähnliche Gedanken schien man sich weiter vorn zu machen. Er sah, wie der Quästor Nero, aus dem Caesar offenbar seinen zweiten Mann, eine Art Legaten, gemacht hatte, mit einigen der hinter ihm gehenden Offiziere redete, zum Hafen deutete. Befehle? Zwei Tribunen und vier oder fünf Centurionen machten sich auf den Weg, die übrigen bildeten für sie eine Art Gasse. Als er sich umdrehte, um hinter ihnen herzublicken, sah er mit einer gewissen Erleichterung, daß immer mehr Truppen von den Schiffen nachrückten; die ersten Reiter waren inzwischen auch dabei. Die Erleichterung ließ aber sofort wieder nach, als ihm auffiel, daß der Hornissenlärm lauter wurde.
    Bis Fanfaren ihn übertönten. Die Palasttore öffneten sich, königliche Gardisten in nutzlosen, aber prunkvollen Goldgewändern und mit Waffen, die lediglich symbolischen Wert hatten, kamen heraus und nahmen fächerförmig Aufstellung. Dann erschienen die Würdenträger, ebenfalls üppig ausgestattet, bildeten einen zweiten inneren Fächer. Drei Männer in Gewändern, die etwas Priesterliches hatten, dann zwei Männer, einer davon ziemlich fett oder aufgedunsen, je nachdem. Sie knieten nieder, berührten mit der Stirn den Boden. Die Priester schienen Caesar und seinen Begleitern durch Gebärden zu bedeuten, sie sollten sich ebenfalls zu Boden werfen; Caesar schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme.
    Aurelius hörte rechts und links das Getuschel der Offiziere des Stabs. Er bedauerte, nicht weiter vorn zu stehen, da er nichts von dem hören konnte, was dort gleich an zweifellos bedeutenden Worten gesprochen werden würde. Immerhin konnte er das meiste sehen.
    Der Thronsessel. Ah nein, der würde im Palast stehen, aber die Thronsänfte, oder wie immer man es nennen mochte, war unbeschreiblich. ›Wenn‹, dachte er, ›der Triumphsessel des Pompeius bei Pharsalos ein Gedicht war, so wäre das, was da aus dem Palast getragen wurde, ein Epos.‹ Er zählte vierzig schwarze Sklaven, fünfzehn auf der Seite, die er sehen konnte, und fünf vorn, die selbe Anzahl also wohl auf der anderen Seite und hinten. Ein Gebirge aus schwarzen und weißen Hölzern, Elfenbein, golddurchwirkten Tüchern, über und über besetzt mit Edelsteinen, beschirmt von Fächern aus Straußenfedern. Links, an der Seite, die er sehen konnte, gingen neben den Sklaven zwei Elefanten hintereinander, und vorn führten riesige schwarze

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