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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Claudius Nero, der neben ihm saß und Aurelius mit gerunzelter Stirn musterte. »Du mußt wissen, mein Freund, daß Quintus Aurelius etwas ist, was man nicht mit Gold aufwiegen kann.«
    Der Quästor nickte. »Zweifellos weißt du, was du sagst, Caesar, und ebenso zweifellos wirst du mich gleich erleuchten.«
    »Ich will es versuchen, ohne dich mit Einzelheiten zu langweilen. Aurelius war in Gallien dabei, ah nein, schon vorher, in Hispanien. Einer der ältesten und besten Männer. Er wurde verletzt, ein Gallier hat ihm die Achillessehne durchtrennt. Deshalb ist er ausgeschieden. Und als evocatus zurückgekehrt. Wir haben ein besonderes Abkommen getroffen.«
    Claudius Nero mußte, abgesehen davon, daß er Quästor war, ein wichtiger Mann sein, sonst hätte Caesar nicht so viele Worte gemacht. ›Ein Claudier‹, sagte sich Aurelius, ›ist auf jeden Fall wichtig. Alte Macht, alter Reichtum, alte zahlreiche Gefolgschaft in Rom.‹ »Und zwar dieses. Er mißbilligt vieles von dem, was ich tue, und sagt es mir offen. Bedingungslose Offenheit gegen bedingungsloses Vertrauen. Wenn er nicht mehr mitmachen will, wird er es mir sagen; bis dahin kann ich mich auf ihn verlassen.«
    Nero hüstelte. »Bedingungsloses Vertrauen?« Ebenso gut und überzeugend hätte er in diesem Tonfall sagen können: Der Mond ist also aus Käse?
    »Du weißt nicht viel von Soldaten, nicht wahr? Gleichviel. Aurelius, du wirst im Morgengrauen aufbrechen. Ich gebe dir zweihundert Reiter und weitere zweihundert Pferde, auf denen Fußkämpfer sitzen werden.«
    »Imperator?«
    »Setz dich, habe ich gesagt. Und sieh her.«
    Aurelius setzte sich auf einen Schemel und folgte mit den Augen Caesars Finger, der über die nächstliegende Karte kroch. Es war ein Plan der Stadt Alexandria.
    »Hier, hier und hier sind Truppen des Königs. Sie halten sich zurück, solange wir verhandeln, aber du mußt sie meiden. Rechne nicht mit ihrer Freundlichkeit. Hier, auf dieser breiten Straße, haben die Bewohner Verhaue errichtet. Hier und hier sind kleinere Straßen, die zu Plätzen führen. Auf den Plätzen haben sie Steine zum Werfen aufgetürmt und Schwerter und Speere; es sind immer viele Männer da. Diese zwei Straßen sind schmal, aber sie sind nicht befestigt und führen zum Kanal. Es gibt mehrere Brücken - da und hier. Vielleicht mußt du deine Leute teilen, vielleicht kommt ihr glatt durch. Wir werden im Morgengrauen einen Angriff auf die Verhaue machen zur Ablenkung; das sollte euch Luft geben.«
    Aurelius nickte. »Und dann?«
    Caesar deutete auf eine andere Karte; einer der Schreiber breitete sie vor ihm aus. Sie zeigte das untere Ägypten, bis knapp südlich der alten Hauptstadt Memphis.
    »Jenseits des Kanals«, sagte Caesar, »werdet ihr ein paar Männer finden, die sich auskennen; es sind sieben, und sie haben Kamele. Sie werden euch begleiten. Oder führen, je nachdem. Ihr reitet nach Süden, notfalls bis Memphis und weiter. Was sollt ihr dort tun?«
    Aurelius brauchte nicht lange zu überlegen. »Die Königin finden.«
    Caesar warf Nero einen Blick zu; der Quästor hatte das Stirnrunzeln eingestellt.
    »Kleopatra, genau. Sie ist mit einem Heer unterwegs, von weiter im Süden, aus der Gegend von Theben. Sie ist schon länger unterwegs, und die Leute des Königs sorgen dafür, daß niemand genau weiß, wo sie sich aufhält. Ihr müßt euch vorsehen; das Land ist voller Dolche.«
    »Mehr als in Gallien?«
    Caesar lachte kurz. »Nicht mehr - aber anders. Ich gebe dir einen Brief an die Königin mit. Du sollst sie herbringen.«
    »Und wenn sie sich weigert?«
    »Der Brief sollte sie überzeugen. Ich habe ihr etwas zu bieten. Und wenn sie sich immer noch weigert, versuch du, sie zu überzeugen.«
    König Ptolemaios, sagte er, sei eine Puppe in der Hand des fetten Eunuchen Potheinos, der die eigentliche Macht habe.
    Potheinos habe Boten nach Pelusion geschickt; dort befinde sich das Hauptheer unter Achillas, das wohl in zehn Tagen Alexandria erreichen werde.
    »Darf ich eine offene Frage stellen, Herr?«
    Caesar nickte; Nero runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
    »Warum gehen wir nicht auf die Schiffe und segeln ab? Was haben wir… was hat Rom mit dem Streit zwischen den Geschwistern zu tun?«
    »Geld«, sagte Caesar.
    »Imperator?«
    »Ägypten ist reich. Die Makedonen beuten es seit zweihundertachtzig Jahren aus. Kein Mitleid mit den Ptolemaiern, hörst du? Sie sind, außer in den großen Städten, hier so fremd wie wir. Die Eroberer, die zur

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