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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Männer, angetan wie die Oberpriester eines unbegreiflich prunksüchtigen Gottes, an feinen Goldketten zwei ausgewachsene Löwen.
    Es dauerte einige Zeit, bis Aurelius den Knaben bemerkte, der wie ein ägyptisches Götterbild auf diesem Sänftenthron saß. Er behielt nur Berge von Tüchern und Steinen und Gold im Gedächtnis, dazu den flüchtigen Gedanken, daß der arme Junge furchtbar schwitzen mußte, aber er kümmerte sich nicht weiter um ihn, sondern versuchte zu erraten, was Caesar und die beiden offenbar wichtigsten Berater des Königs beredeten. Höflichkeiten, wahrscheinlich. Am meisten redete der Aufgedunsene. Ehrenvoller Besuch und großmütiger Empfang nach kurzem Mißverständnis, derlei. Sie redeten und redeten; der in Alexandria kundige Tribun stand neben Caesar und schien ihm zuweilen etwas ins Ohr zu flüstern.
    Zwei nackte Sklaven - braun diesmal, nicht schwarz, mit gewaltigen Gemachten - kamen auf einen Wink des Dicken näher. Sie trugen einen großen Korb. Einen Flechtkorb mit einem geflochtenen Deckel. Vor Caesar knieten sie nieder und hielten ihm den Korb hin. Es mußte sich um ein besonderes Gastgeschenk handeln.
    Caesar gab einem seiner Centurionen einen Befehl. Der Mann trat vor, nahm den Deckel vom Korb und langte hinein. Langsam zog er etwas heraus, hob sehr langsam den Arm. Totenstille senkte sich über dem Platz vor dem Palast; in der Ferne war das gereizte Summen der ägyptischen Hornissen verstummt. Aurelius sah, wie sich für die Dauer eines Lidschlags Caesars Gesicht verzerrte. Dann wandte sich der Centurio den Offizieren und Soldaten zu, mit erhobenem Arm, und zeigte allen das Geschenk.
    Es war der Kopf des Gnaeus Pompeius Strabo, den sie Der Große genannt hatten. Aurelius hörte ein Rascheln und hier und da gedämpftes Klirren, als wie selbständig die Hände von einigen hundert Männern sich auf die Griffe ihrer Schwerter legten. Auch seine Hand, wie er überrascht und betäubt bemerkte. Die Stille unter der glühenden Mittagssonne von Alexandria war eisig.
     
    Die nächsten Tage waren ruhig und keineswegs wirr, aber verwirrend. Die Ägypter wiesen Caesar und seinen Leuten einen älteren Nebenpalast an, zu dem Soldatenunterkünfte und Lagerhäuser gehörten; da das nicht ganz reichte, wurden in diesem Viertel mehrere Wohn und Geschäftshäuser zwangsweise geräumt. Was, wie sich Aurelius sagte, die Römer bei den Alexandriern bestimmt noch beliebter machte.
    Caesar ließ Rumpfbesatzungen auf den zehn Kriegsruderern zurück; die Frachter wurden aus dem Hafen geschleppt und an der Nordseite der Pharos-Insel verankert. Während sie Waffen und Vorräte zu den Unterkünften brachten, wurden die Soldaten zum ersten Mal von einem Menschenauflauf beschimpft und mit Sternen beworfen.
    Es gab viele Fragen. Vor allem zwei: Warum hatten sie - wer? - Pompeius umgebracht? Und: Warum blieb man hier, statt mit dem Kopf des Feldherrn wieder abzureisen?
    Der Tribun Apellinus, der seit einem Jahr in Alexandria gelebt hatte, kam am zweiten Tag mit seinen Leuten, zwei Centurien, in die Unterkünfte. Es sei nirgendwo mehr sicher, sagten sie. Ob es in den Unterkünften für knapp viertausend Mann in einer feindseligen Stadt von fünfhunderttausend Einwohnern sicherer war als für die hundertsechzig Männer in ihren bisherigen Behausungen?
    Am dritten Tag begannen sie, sich wie Belagerte zu fühlen. Die Bewohner der meisten angrenzenden Häuser verschwanden, ob gezwungen oder freiwillig, und in der folgenden Nacht wurden die Leichen von zwei Soldaten, die leichtsinnig genug gewesen waren, zu einer Schänke zu gehen, vor dem Haupttor des Nebenpalasts von einem Karren geworfen.
    Am vierten Tag hatte Caesar - genauer wohl: Spitzel, die dem Apellinus unterstanden - einige Fragen beantwortet und gab die Funde den Centurionen weiter, die sie den Männern vortrugen.
    Offenbar war Pompeius nicht nach Alexandria gesegelt, sondern zur Festung Pelusion an der Mündung des östlichsten Nilarms. Er hatte gehört, dort befinde sich der junge König Ptolemaios. Angeblich führte er ein Heer gegen das seiner vor einem Jahr entmachteten Schwester und Mitherrscherin Kleopatra.
    Tatsächlich gab es dort ein Heer, aber nicht den König. Pompeius schickte einige Männer zur Festung, bat um Aufnahme, Hilfe und Schutz. Möglicherweise machten seine Gesandten einen verhängnisvollen Fehler: Nachdem sie Pompeius‘ Bitte vorgetragen hatten, liefen sie, statt im Gästehaus auf eine Antwort zu warten, durch die Festung

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