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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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mit dem Bruder Caepio und der Schwester Porcia zurück; von der Mutter her hatte er noch eine Halbschwester, Servilia. Die vier Kinder wuchsen bei ihrem Oheim mütterlicherseits auf.
    Cato zeigte schon als Junge unbeugsame Festigkeit; lichtvollere Zeiten mögen derlei allerdings als unwegsamen Starrsinn bezeichnen. Was er begann, führte er energisch zu Ende, Schmeichler fertigte er schroff ab, und ihn einzuschüchtern war unmöglich. Furchtlosigkeit mag eine Tugend sein; ich habe jedoch auch gehört, daß es sich dabei zuweilen um eine besondere Form der Dummheit handelt: Mangel an Vorstellungskraft. Es war wohl nahezu unmöglich, ihn zum Lachen zu bringen; vielleicht verstand er aber den jeweiligen Witz auch nicht. Als Schüler war er schwerfällig und langsam; was er aber begriffen hatte, vergaß er nicht. Ein bemerkenswertes Zeichen von Klugheit war jedoch, daß er immer nach dem Warum fragte.
    Sulla war mit Catos Familie in alter Freundschaft verbunden; so ließ er ihn dann und wann zu sich kommen und plauderte mit ihm. Sullas Haus war jedoch eher eine Marterstätte, so viele Menschen wurden zur Folter dorthin geschleppt. Einmal sah Cato, wie man Köpfe einiger Männer hinaustrug, während die Anwesenden seufzten. Da fragte er seinen Erzieher, warum denn niemand Sulla umbringe, und als jener erwiderte: »Weil die Furcht vor ihm noch größer ist als der Haß«, rief er aus: »Warum hast du mir nicht ein Schwert gegeben, daß ich ihn töte und das versklavte Vaterland erlöse?«
    Als Cato Apollopriester geworden war, bezog er eine eigene Wohnung und übernahm seinen Anteil - hundertzwanzig Talente - am väterlichen Vermögen. Er suchte die Freundschaft des stoischen Philosophen Antipatros von Tyros und fühlte sich zu keiner Tugend so hingezogen wie zu strenger Gerechtigkeit, die sich keinem fügt und keinen begünstigt. Auch bildete er sich zum Redner aus.
    Seinen Körper machte er zum bedürfnislosen Knecht. Er nahm Sonne und Schnee barhäuptig hin und erledigte Reisen zu Fuß. Auch Krankheiten ertrug er geduldig, wollte allein sein und verbat sich jeden Besuch, bis Genesung eintrat.
    Beim Gastmahl begnügte er sich anfangs mit einem einzigen Trunk, später gab er sich dem Trinken stärker hin und saß oft noch beim Wein, wenn der Morgen graute. Seine Freunde erklärten dies damit, daß ihn die Politik und der Dienst am Staate tagsüber in Anspruch nähmen, so daß er nachts mit der Philosophie zeche.
    Die Lebensgewohnheiten und Gebräuche Roms hielt er allesamt für verkommen. Oft zeigte er sich nach dem Frühstück ohne Sandalen und Untergewand in der Öffentlichkeit. Er wollte sich daran gewöhnen, sich nur wirklich schändlicher Dinge zu schämen, sich im übrigen über Tadel und Kritik hinwegzusetzen.
    Als er das rechte Alter für die Ehe zu haben glaubte, heiratete er des Serranus Tochter Atilia. Sie war die erste Frau, mit der er Verkehr hatte, aber nicht die einzige. Ob seine vielfältigen Tätlichkeiten in diesem Zusammenhang zum nächtlichen Zechen oder zur Philosophie gehörten, läßt sich nicht sagen.
    Im Spartacuskrieg zog Cato unter dem Oberkommando des Gellius ins Feld und verhielt sich vorbildlich. Gellius beantragte denn auch hohe Ehren für ihn, aber Cato lehnte alles ab mit der Begründung, er habe nichts getan, was besonderer Auszeichnung wert sei. Seither galt er als Sonderling.
    Später diente er als Legat in Makedonien. Dort bemühte er sich darum, seine Untergebenen sich ähnlich zu machen. Was er anderen befahl, nahm er ebenfalls auf sich, paßte sich in Kleidung, Essen, Marschleistungen den Soldaten an, nicht den Offizieren, und war bei den einfachen Kriegern außerordentlich beliebt.
    Als seine Dienstzeit zu Ende war, wollte er - vor dem Eintritt ins politische Leben - Kleinasien bereisen, um das Land kennenzulernen und von allem eine eigene Anschauung zu bekommen; auch hatte ihn der Galater Deiotaros zu einem Besuch eingeladen. In Ephesos begab er sich zu Pompeius, und obwohl dieser älter und viel berühmter war, blieb er nicht sitzen, als er Cato erblickte, sondern ging ihm entgegen und reichte ihm die Hand. So rückte Cato in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit; man bewunderte an ihm, was man bis jetzt verspottet hatte, und empfand plötzlich Hochachtung vor der Größe seiner Gesinnung. Es blieb jedoch kein Geheimnis, daß Pompeius ihn zwar in hohem Maße schätzte, solange er bei ihm weilte, aber doch erleichtert aufatmete, als er wieder ging.
    Die Städte Asiens wetteiferten

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