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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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nun darin, Cato Ehren zu erweisen. Er bat seine Freunde, ein Auge auf ihn zu haben, damit nicht Curios Wort zur Wahrheit werde. Curio mochte Catos finstere Strenge nicht leiden und hatte gesagt, er werde aus Asien liebenswürdiger und umgänglicher zurückkommen. Davon konnte jedoch keine Rede sein; Catos Vorrat an Befürchtungen war weit größer als sein Mangel an dem, was er für Schwächen hielt.
    Als er nach Rom zurückgekehrt war, stand es ihm zu, sich um die Quästur zu bewerben, doch tat er dies erst, als er die einschlägigen Gesetze durchgelesen, bei sachkundigen Männern Erkundigungen eingezogen und sich über die Befugnisse eines Quästors Kenntnisse verschafft hatte. Gleich nach dem Amtsantritt veranstaltete er unter den Schreibern der Staatskasse eine gründliche Reform. Sie hatten die Akten und Verordnungen ständig in Händen, und da sie immer wieder neue Vorgesetzte erhielten, die - weil Politiker - in Sachfragen ahnungslos waren und daher geführt und geleitet werden mußten, waren sie eigentlich selbst die Quästoren, bis Cato zupackte. Er verfügte ja über das nötige Wissen. Die Schreiber behandelte er als untergeordnete Gehilfen, stellte ohne Rücksicht bloß, wen er bei einer Unredlichkeit ertappte, und zeigte allen den rechten Weg. So gewöhnte er die Schreiber an Demut und Gehorsam, und in kurzer Zeit verschaffte er dem Aerarium höheres Ansehen als der Kurie selbst, so daß man sagte, Cato habe die Quästur zur Würde des Konsulats erhoben. Ausstehende Gelder trieb er mit unerbittlicher Strenge ein, Gläubiger befriedigte er rasch. Die Achtung des Volks stieg, da es sah, daß Leute zahlen mußten, die den Staat hatten übervorteilen wollen, und andere, welche die Hoffnung längst aufgegeben hatten, zu ihrem Geld kamen. Er säuberte die Staatskasse von Betrügern, dafür füllte er sie mit Geldern an, zur Lehre für die Römer, daß der Staat reich sein könne, ohne Unrecht zu tun.
    Cato ließ nach Ablauf seiner Quästur die Staatskasse nicht außer acht. Tag für Tag gingen seine Diener hin, um die Verwaltungsakten abzuschreiben. Er selbst erstand für fünf Talente eine Dokumentensammlung über Ausgaben und Einnahmen von der Zeit Sullas bis zu seiner Quästur und hatte sie immer zur Hand.
    Als erster fand er sich im Senat ein, als letzter ging er weg. Er verreiste nie, wenn eine Senatssitzung anberaumt war, und machte es sich zur Pflicht, in dieser Zeit jede andere Tätigkeit ruhen zu lassen. Er hatte sich ja der Politik verschrieben, weil er in ihr die Lebensaufgabe des wackeren Mannes sah.
    Dies alles hatte zur Folge, daß sich Catos Ruf weithin verbreitete. Wenn etwas Unglaubliches geschah, konnte man die sprichwörtliche Redensart hören: »Ich kann‘s nicht glauben, nicht einmal aus Catos Mund.« Als im Senat ein liederlicher Verschwender sich darüber verbreitete, man müsse mäßiger leben, sagte jemand: »Du baust wie Crassus, tafelst wie Lucullus und redest wie Cato!«
    Nun wurde ihm nahegelegt, Volkstribun zu werden. Nach langem Zögern bewarb er sich, denn er wollte gegen die Verfassung gerichtete Pläne zum Scheitern bringen. Er wurde neben anderen zum Volkstribunen gewählt. Als er sah, daß bei den Konsulwahlen der Erfolg mit Geld zu erkaufen war, redete er dem Volk ins Gewissen und beteuerte, er werde jeden, der Bestechungsgelder verteile, vor den Richter bringen. Bei Silanus machte er allerdings eine Ausnahme; dieser war nämlich mit Catos Schwester Servilia verheiratet; aber gegen Lucius Murena - mit Silanus zusammen zum Konsul für das neue Jahr gewählt - reichte er Klage wegen Bestechung der Wähler ein. Die Verteidigung Murenas übernahm Cicero, der noch Konsul war. Er ergoß, um Cato zu treffen, seinen Spott über dessen stoische Philosophen, so daß die Richter viel zu lachen hatten. Cato, heißt es, wandte sich mit heiterer Miene an seine Begleiter und sagte: »Seht doch, was wir für einen spaßigen Konsul haben.«
    Daß er mit Silanus wegen der Verwandtschaft nicht so streng verfuhr, gereicht ihm übrigens, wie ich finde, zum Ruhm und sollte unser Urteil über ihn mildern. Sonst handelte er immer nach dem Grundsatz, die Welt möge lieber untergehen, als daß auch nur ein Gesetz übertreten würde, so daß wir hier vom einzigen Aufleuchten menschlich erträglicher Vernunft in seinem finsteren Leben sprechen dürfen.
    Bevor er das Tribunat antrat, unterstützte er Cicero tatkräftig. Es war sein Werk, daß Ciceros Maßnahmen gegen Catilina zum Erfolg

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