Cäsar
Alexander beherrscht und ihn alles andere vergessen lassen.« Orgetorix schien beeindruckt; nach kurzem Schweigen lachte er plötzlich und sagte: »Mal sehen, was sie mit Caesar macht.«
Aristeias schloß die Augen und sagte leise: »Uh.«
Aurelius trank mäßig weiter, bis die beiden schnarchten. Ehe er viel später sehr müde und sehr mühsam einschlief, dachte er ratlos, verwirrt an die beiden letzten Sätze der Königin, nach denen sie ihn mit einem Lächeln und einer Handbewegung entlassen hatte.
»Ich hatte deinen Namen schon gehört, Quintus Aurelius und verstehe jetzt, warum Kalypso dich schätzt. Aber das soll sie dir selbst erklären.«
Als sie in die Nähe von Alexandria kamen, war die Belagerung dort in offenen Krieg übergegangen. Aurelius hatte einige Männer zur Aufklärung vorausgeschickt; sie fingen nicht nur Leute von Potheinos ab, sondern brachten auch einen Boten Caesars mit zum Heer der Königin.
Kleopatra, ihr Stratege Laomedon, ein paar seiner Stabsof- fiziere und Aurelius berieten abends mit dem Boten, nachdem sie die Leute des Potheinos verhört hatten.
»Sie sagen, die Römer hätten heimtückisch gehandelt, den König gefangen und die Große Bibliothek aus reiner Zerstörungswut vernichtet.« Der alte Stratege kratzte sich den grauen Bart und blickte zwischen seiner Königin und Aurelius hin und her. »Wenn das so stimmt, Herrin, weiß ich nicht, was ich nun raten sollte. Ist nicht die Niedertracht der Römer größer als die deines Bruders und dieses widerlichen Eunuchen?«
»Die Große Bibliothek«, sagte Kleopatra mit flacher Stimme. »Das Gedächtnis der Menschheit…«
Caesars Bote, ein junger römischer Ritter namens Caecina, verneigte sich vor der Königin. »Regina nobilissima«, sagte er, »wenn du gestattest, möchte ich schildern, was wirklich geschehen ist.«
Laomedon starrte ihn an; die buschigen Brauen schienen sich zu sträuben. »Ändert die Art des Hergangs etwas an der Scheußlichkeit des Ergebnisses?«
Kleopatra hob die Hand. »Laß ihn reden. Und setz dich, Römer.« Sie winkte ihren Dienern.
Caecina ließ sich auf den Stuhl sinken, den sie ihm brachten. »Danke, Fürstin. Der Imperator wollte zunächst verhandeln. Es war sein Ziel, deinen königlichen Bruder zu bewegen, mit dir und Caesar über Ägypten zu sprechen. Der König oder seine Berater haben alles abgelehnt. Statt mit dem Imperator zu verhandeln, haben sie Befehle ins Land geschickt. Es sollen weitere Truppen ausgehoben werden, und das Heer des Achillas soll aus Pelusion nach Alexandria marschieren, um uns dort zu vernichten. Erst als dies feststand, hat der Imperator angeordnet, den Palast zu besetzen.«
Laomedon warf der Königin einen Blick zu; als sie nickte, sagte er: »War der Palast denn nicht verteidigt?«
Caecina deutete ein Schulterzucken an. »Wir hatten den Eindruck, daß Potheinos den König zu… verlieren wünschte. Der Palast war nur schwach verteidigt, die Anlagen, in denen sich Potheinos aufhielt, dagegen sehr gut.«
»Nicht auszuschließen.« Kleopatra ließ den Kopf gegen die goldene Rückenlehne ihres Thronsessels sinken. Mit halbgeschlossenen Augen blickte sie auf den Ritter. »Weiter.«
»Wir haben den Palast besetzt und den König vor Ungemach oder Leichtfertigkeit geschützt.«
Laomedon sagte leise: »Ha.«
»Als gemeldet wurde, das Heer des Achillas werde bald Kanopos erreichen und am nächsten Tag Alexandria, ließ Potheinos die Kriegsschiffe bemannen, die noch im befestigten Becken des Königshafens lagen. Wir mußten damit rechnen, daß sie auslaufen und unsere Schiffe angreifen, wahrscheinlich zu dem Zeitpunkt, da Achillas die Stadt erreicht.«
»Was sagst du, Stratege?«
Laomedon setzte ein grimmiges Lächeln auf. »So würde ich es machen, Herrin.«
»Weiter, Römer.«
»Der Imperator sah, daß unsere Stellungen im Stadtteil Brucheion gegen ein großes Heer nicht einfach zu halten wären, vor allem dann nicht, wenn zugleich jeder mögliche Nachschub vom Meer unterbunden würde und wir im Fall einer unabwendbaren Bedrohung nicht einmal fliehen könnten ohne die Schiffe, die Potheinos zu zerstören plante. Potheinos hatte seine Truppen so verteilt, daß wir von der Stadt aus nur den offenen Königshafen, nicht aber das Becken der Kriegsschiffe erreichen konnten. Der Imperator gab also den Befehl, vom Hafen aus die noch im Becken liegenden Schiffe anzugreifen und zu zerstören.«
»Feuer und Schwert«, knurrte der Stratege. »Die einzige
Weitere Kostenlose Bücher