Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
führten; aber über die von Cato betriebenen Todesurteile habe ich ja an anderer Stelle berichtet. Im zweiten Teil der Rede griff er Caesar an: Unter demokratischer Maske, mit menschenfreundlichen Phrasen bereite er den Umsturz vor. Er solle froh sein, wenn er ohne Verdacht und Strafe davonkomme, da er ebenso unverhohlen wie frech die Feinde des Staats zu retten versuche.
    Angeblich wurde in dem Augenblick, da Caesar und Cato in die heftigste Auseinandersetzung verwickelt waren, Caesar von draußen ein Brief gebracht. Cato verlangte die Verlesung des Schreibens. Caesar reichte es ihm, Cato las - und fand ein Liebesbriefchen, geschrieben von seiner Schwester Servilia. Da warf er es Caesar wieder hin, sagte: »Behalt es, du Trunkenbold« und setzte seine Rede fort.
    So jedenfalls wird es überliefert. »Trunkenbold« erscheint allerdings im Zusammenhang mit Liebschaft und Ehebruch seltsam, da »trinken« nicht das Verb ist, welches die hierbei hauptsächliche Tätigkeit beschreibt. Vielleicht dachte Cato an all das, was bei ihm zum Zechen gehörte, oder in der Hitze der Auseinandersetzung fiel ihm das treffende Wort nicht ein. Und wer gewönne etwas, wollte ich es ihm nun postum ein- flüstern?
    Über die folgenden Jahre und die Auseinandersetzungen Catos mit Clodius, Pompeius und Caesar ist schon mehr als genug geschrieben worden. Zu erwähnen wäre, daß Cato, als Clodius ihn nach Zypern schickte, seine schwierigen Aufgaben dort vorzüglich und mit unübertrefflicher Redlichkeit löste.
    Als der Bürgerkrieg begann und Pompeius eine gewaltige Land und Seemacht versammelt hatte, wollte er zunächst Cato den Oberbefehl über die Flotte geben. Aber Cato kannte nur ein Ziel, die Befreiung des Vaterlands, und als Herr einer so bedeutenden Streitmacht würde er zweifellos am Tag von Caesars Sturz Pompeius auffordern, die Waffen gleichfalls niederzulegen und den Gesetzen zu gehorchen. Deshalb gab er die Flotte einem anderen und ließ Cato bei Dyrrhachion zurück, als er selbst nach Thessalien zog. Cato erhielt den Auftrag, mit fünfzehn Kohorten das dortige Lager zu schützen. Bald darauf kam es zur Katastrophe von Pharsalos.
    Die Vermutung lag nahe, daß Pompeius versuchen würde, nach Ägypten oder Afrika zu gelangen, und da Cato sich rasch mit ihm zu vereinigen wünschte, ging er mit allen Truppen in See. An der afrikanischen Küste stieß er auf Pompeius‘ jüngeren Sohn Sextus, der vom Tod seines Vaters berichtete. Alle sagten, nun könne kein anderer als Cato die Führung übernehmen. Cato mochte die wackeren Männer, die ihre Treue bewiesen hatten, nicht im fremden Land dem Schicksal überlassen und nahm darum die Bürde auf sich. Er erfuhr, Pompeius‘ Schwiegervater Scipio habe bei König Iuba freundliche Aufnahme gefunden, und Attius Varus, der von Pompeius eingesetzte Statthalter Afrikas, befinde sich mit seinem Heer ebenfalls bei ihnen. So machte sich auch Cato dorthin auf den Weg. Siebenundzwanzig Tage marschierte er an der Spitze, ohne ein Pferd oder ein Zugtier zu benutzen. Sein Heer zählte etwa zehntausend Mann.
    Da Scipio und Varus in Streit geraten waren, demütigten sie sich beide vor Iuba und warben um seine Gunst. Cato gelang es, sie auszusöhnen. Von allen Seiten erging jetzt der Ruf an ihn, die Führung zu übernehmen; Cato erklärte jedoch, niemals werde er als ehemaliger Prätor an die Spitze des Heeres treten, solange ein ehemaliger Konsul zugegen sei. Scipio war nämlich zum Prokonsul ernannt worden, da sein Name - ein Scipio Oberbefehlshaber in Afrika! - die Soldaten auf einen glücklichen Ausgang hoffen ließ.
    Kaum hatte Scipio den Befehl übernommen, wollte er die waffenfähigen Männer von Utica umbringen und die Stadt schleifen, weil sie caesarfreundlich sei. Cato gelang es, das grausame Geschick von den Menschen abzuwenden. Ihren Bitten und Scipios Wunsch nachgebend, übernahm er nun die Aufgabe, die Stadt zu bewachen, denn der Platz eignete sich für alle Zwecke und war ein sicheres Bollwerk. Cato baute ihn noch stärker aus, legte gewaltige Kornvorräte an und setzte den Befestigungsring instand. Was er Pompeius geraten hatte, riet er jetzt Scipio: sich mit einem so überlegenen Feldherrn wie Caesar nicht zu schlagen, sondern ihn zu behindern und zu zermürben. Aber Scipio schlug die Warnungen in den Wind und warf ihm Feigheit vor.
    Nun reute es Cato, den Oberbefehl abgetreten zu haben. Er hielt Scipio für unfähig, den Krieg vernünftig zu führen; die Verwegenheit des

Weitere Kostenlose Bücher