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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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jedenfalls war er gerade zum Pontifex Maximus gewählt worden, und seine Frau, Pompeia, hatte das Fest der Guten Göttin auszurichten. Angeblich hatte Clodius etwas mit ihr; angeblich hat er sich als Mädchen verkleidet ins Haus geschlichen und wurde geschnappt. Dann gab es großes Durcheinander und einen Prozeß wegen Religionsfrevels. Ich nehme an, er hat die Richter gründlich genug bestochen, wahrscheinlich mehr hingelegt, als Cicero sich damals leisten konnte, und ist freigesprochen worden. Caesar hat sich aber von seiner Frau scheiden lassen. Er hat gesagt, er hält alles für haltlosen Unfug, aber Caesars Frau muß auch über jeden Verdacht erhaben sein. Oder so. Schierer Blödsinn, wie gesagt.«
    »Unglauben«, sagte Sasila. »Wenn Clodius mit Frau von Caesar, dann geheim, oder? Dann nicht in Nacht von Fest - dann besonders ungeheim gefährlich.«
    »Kluge Frau. Aber machen wir die lange Geschichte kürzer; es sei denn, du willst jede Einzelheit hören, die ich nicht weiß. Nein? Gut. Also. Er wird freigesprochen, freundet sich ausgerechnet mit Caesar an, läßt sich von einem Plebejer adoptieren, damit er sich für das Amt des Volkstribunen bewerben kann; seitdem nennt er sich Clostatt Claudius. Als Volkstribun hat er ein paar Gesetze zugunsten des Volks durchgebracht, die von den anderen, den Optimaten, als aufrührerisch bezeichnet werden. Und er hat Cicero in die Verbannung geschickt, wegen der Catilina-Sache.«
    »Erleuchte mich.« Aurelius hob die Hände. »Ich bin ein armer dummer Soldat und war damals nicht in Rom. Was ist da abgelaufen?«
    Catullus schnaubte und sagte, er sei nur ein armer dummer Dichter. Verse, Frauen und Wein seien ihm immer wichtiger gewesen als Politik, vor allem, wenn es sich um geschmacklose Vorgänge handelte. Immerhin versuchte er, sich an die Fetzen zu erinnern, die er am Rande mitbekommen hatte.
    Auch Catilina, sagte er, habe sich, um an die Macht zu kommen, auf das Volk gestützt und angeblich einen Aufstand vorbereitet. Cicero, damals Konsul, habe ihn angeklagt und danach, als Catilina aus der Stadt geflohen war, dessen Mitverschwörer hinrichten lassen. Er sei kein Rechtsverdreher, sondern Dichter, deshalb könne er die Feinheiten - die für ihn Unreinheiten seien - nicht verläßlich wiedergeben; beim Verfahren, das Clodius später gegen Cicero anstrengte, sei es wohl um die Frage gegangen, ob die Hinrichtung nicht erst nach einem weiteren Senatsbeschluß oder Hinzuziehung sämtlicher Richter hätte erfolgen dürfen.
    »Jedenfalls hat er ihn aus der Stadt gejagt, und gleichzeitig ist es ihm gelungen, den anderen lautstarken Verfechter der Senatsherrschaft, Cato, loszuwerden; den hat er nämlich wegbefördert, gewissermaßen: als Quästor nach Zypern geschickt. Sogar mit gutem Grund. Die Insel hatten wir den Ägyptern geraubt, und da war großes Durcheinander, Ausbeutung durch publicani und alles, was man so kennt, und Clodius hat gesagt, da müsse jetzt ein besonders redlicher Mann aufräumen, und der redlichste sei nun mal Cato.«
    »Welche Bedeutung hat Clodius heute?«
    »Er ist der Fürsprecher des Volks«, sagte Catullus. »Ich glaube, er bewirbt sich gerade wieder um ein Amt, aber genau weiß ich es nicht. Meinst du denn, du kriegst mit ihm zu tun? In der Stadt? Was hast du eigentlich genau vor, abgesehen von meinem restlichen Geld? Und den zehn Hundertsteln, die du von mir für die Eintreibung kriegst?«
    »Nicht nötig.«
    »Was ist schon nötig! Aber du mußt lange Wege hinken und vielleicht mit Schlägern tanzen, da steht dir etwas zu.«
    »Ich will versuchen, Balbus zu sprechen.«
    »Balbus? Guter Mann, und gründlich reich geworden.« Catullus grinste.
    »Wer Balbus?« sagte Sasila.
    »Caesars Mann in Rom.« Aurelius schloß einen Atemzug lang die Augen. »Aus Gades, in Hispanien. War Lagermeister, Herr der Handwerker und Versorger; zuerst in Hispanien, dann hat Caesar ihn nach Gallien geholt, mit uns… der Kohorte zusammen. Mamurra…«
    »Nenn den Namen nicht!« Der Dichter preßte die Lippen zu einem Strich. Dann lachte er. »Nenn ihn wie ich in dem einen oder anderen Vers. Der Schwanz.«
    Sasila hob eine Braue. »Groß?«
    »Er wäre gern ganz Schwanz. Aber laßt uns von etwas anderem reden. Ich hasse ihn.«
    Zu den Schriften, die er aus dem Contubernium gerettet hatte, gehörten auch die Verse des Dichters. Aurelius wußte, wer die besungene Lesbia war und daß Mamurra sie Catullus genommen hatte. Er überlegte, ob das eine gute Gelegenheit war, einen

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