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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Wüste«, sagte Aurelius. »Was ist mit Milo?«
    »Es geht mir gut, danke. Mein Kopf ist klar, ich huste nicht, hier draußen ist die Luft erträglicher als in dem stinkenden Loch da drinnen, und wenn du jetzt endlich die Fresse halten wolltest, kämen vielleicht bald Verse angeschwebt, leicht und anmutig wie das Lächeln deiner Sklavin oder düster und verderblich wie die Mose der Unheilsgöttin. Was willst du denn mit Milo?«
    »Reine Neugier. Milos wichtigster Mann hat mir… uns die Heimstatt genommen; da frage ich mich, wozu das alles dienen könnte.«
    »Es dient der Mehrung des einen und der Minderung des anderen, wie alles.« Catullus schob das Kinn vor. »Ich mag nicht darüber nachdenken.«
    »Nix denken, reden«, sagte Sasila; sie kicherte. »Dichter gut dabei.«
    »Ach, ist das so?« Catullus grinste. »Wenn es denn so ist, will ich reden, ohne zu denken. Milo, wie? Was hast du denn heute in der Stadt vor?«
    »Den Rest deines Geldes eintreiben«, sagte Aurelius. »Von deinem Geld werde ich ein paar alte Soldaten bezahlen, die mir dabei helfen. Man weiß ja nie, wer zur Geldübergabe kommt.«
    »Du hast dir meine Warnungen offenbar gut gemerkt. Was hat das aber mit Milo zu tun?«
    »Gorgonius hatte Gäste, gestern; Volturcius war dabei. Vielleicht ist heute auch einer dieser Art zugegen.«
    »Unwahrscheinlich; die machen sich doch nicht selbst die Hände schmutzig. Schläger vielleicht.«
    »Welche Art?«
    »Immer nur die beste. Gladiatoren, gut ausgebildete und genährte Kämpfer. Sklaven, natürlich.«
    Catullus lehnte sich zurück und schloß die Augen. Halblaut schnell, ohne Pausen erzählte er, was er über Titus Annius Milo wußte. Vor vier Jahren war er Volkstribun gewesen und hatte eine erste Gladiatorentruppe aufgestellt, um gegen die Leute des Clodius vorzugehen. Milo stand auf der Seite der Edlen, Reichen, der Senatoren und Optimaten. Er hatte sich mit Fausta vermählt, der Tochter des immer noch gefürchteten - von anderen verehrten - Diktators Sulla, war Prätor gewesen und hatte sich für das nun zu Ende gehende Jahr erfolglos um das Konsulat beworben.
    »Ein Mann mit unglaublichen Schulden und ebenso unglaublicher Bedenkenlosigkeit«, sagte Catullus. »Du kannst davon ausgehen, daß er hinter allem steckt, was die Optimaten aushecken, und daß er an allem beteiligt ist. Da er es nicht geschafft hat, Konsul zu werden, ist er eher noch gröber geworden. Natürlich toben sich Cicero oder Pompeius nicht selbst in den Gassen und auf den Plätzen aus; wozu auch? Dafür haben sie ja ihn.«
    »Und Clodius?«
    »Ah, Clodius. Eigentlich heißt er Publius Claudius Pulcher, wie du vermutlich weißt. Eine der ältesten und edelsten Sippen Roms, die Claudier, zusammen mit den Aemiliern, Corneliern, Fabiern und Valeriern. Die Iulier sind Emporkömmlinge dagegen, von einem Aufsteiger wie Cicero überhaupt nicht zu reden. Vielleicht mag Cicero ihn deswegen nicht; alles, was Cicero erst noch kriegen will, hat Clodius freiwillig aufgegeben.«
    »Warum?«
    Catullus hob die Schultern. »Weiß keiner so genau. Die übliche Laufbahn der Ämter und Ehren hätte er auch als Claudius beschreiten können. Die einen sagen, da hätte er sich nicht viel ausgerechnet, weil ihm immer Leute wie Crassus, Lucullus und Pompeius im Weg gestanden hätten, und an denen kommt man nicht so leicht vorbei. Deshalb, sagen sie, ist er zum Volk gegangen, zu den Populären. Andere sagen, er sei einfach verrückt. Wieder andere behaupten, er habe als Offi- zier unter Lucullus, im Osten, das Elend der Ausgebeuteten und das erbärmliche Leben der einfachen Soldaten gesehen und sich deshalb auf die andere Seite geschlagen.«
    »Gab‘s da nicht ein Verfahren wegen Sakrilegs?«
    »Diese Bona-Dea-Geschichte?« Catullus lachte. »Ganz undurchsichtig, wie der Dunst über Rom. Die Frauen edler Männer - Senatoren, Priester, derlei Gesindel - richten dieses geheimnisvolle Fest aus, und Männer dürfen nicht mal in der Nähe sein, geschweige denn im Haus selbst, wenn es stattfindet. In dem Jahr - wie lange ist das her? Acht Jahre? Neun? Ungefähr. Jedenfalls war in dem Jahr die Gemahlin des Obersten Priesters zuständig, und ihr wißt ja, wer noch immer Pontifex Maximus ist, nicht wahr?«
    »Nicht wissen«, sagte Sasila. »Wer?«
    »Caesar«, sagte Aurelius. »Das müßte kurz nach seiner Rückkehr aus Hispanien gewesen sein, oder?«
    »Mag sein. Nein, stimmt nicht; ich glaube, das war, bevor er Hispanien ausbeuten durfte. Ist ja auch gleich;

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