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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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den Vicus Longus hinauf standen mitten auf der Straße Säulen; zwei Nebenstraßen zweigten dort ab und bildeten einen kleinen Platz. Aurelius sah nichts Auffälliges, nur das gewöhnliche Gedränge der Menschen und, vielleicht, ein paar zerstreut dreinblickende Müßiggänger.
    »Einverstanden. Laß uns hingehen.«
    Als sie zwischen den Säulen standen, zog der Sklave unter seinem Umhang einen Beutel hervor. »Wie gestern?«
    »Wie gestern.«
    »Na gut. Aber schütten mußt du.«
    Aurelius nahm den Beutel, öffnete die Lederschnüre und goß den Inhalt in die sackartige Vertiefung des Umhangs, den der Sklave mit der Linken hochhielt. Aus den Augenwinkeln sah Aurelius einige der zerstreuten Müßiggänger herbeischlendern. Einen Lidschlag lang erfüllte ihn eine Art Panik, als ihm die Möglichkeit aufging, daß der Sklave oder ein anderer ihn gestern beobachtet und daraufhin Spurius und den übrigen alten Kämpfern mehr geboten hatte. Aber dann sah er, unauffällig im Gedränge auf der Straße, die Männer mit den Knüppeln näher kommen.
    Der Sklave zählte schnell mit der rechten Hand die Münzen in den Beutel, den Aurelius hielt.
    »Und… sechshundert«, sagte er. »Was willst du nur mit so viel Geld?«
    »Vielleicht einen Senator kaufen.«
    Der Sklave lachte schallend. »Die sind teurer. Aber du gefällst mir, Mann; du hast Witz. Beinahe bedaure ich das, was jetzt kommt.« Er wandte sich halb um und hob den Arm.
    »Was denn? Meinst du deine freundlichen Begleiter?« Der Sklave warf ihm einen fragenden Blick zu.
    »Ruf sie zurück«, sagte Aurelius. »Und sag deinem Herrn, er soll nicht so geizig sein.«
    Fünf Männer mit Knüppeln. Und hinter ihnen die zwölf, die Spurius besorgt hatte.
    »Er hätte mehr Geld für mehr Männer ausgeben sollen. Am besten gleich Milos Gladiatoren. Aber Milo ist teuer, nehme ich an.«
    »Laßt es.« Der Sklave hob die Arme und machte Bewegungen, als wollte er die Knüppelträger wegschieben. »Es hat keinen Sinn. Aber du, sieh dich vor. Ich glaube, Gorgonius hat ein langes Gedächtnis.«
     
    Nachdem er Spurius und die anderen entlohnt hatte, begab sich Aurelius zum Tempel des Merkur, wo er auch diesen Beutel zurückließ.
    »Kommst du noch öfter?« sagte der Priester. »Gedeihliche Geschäfte wünsche ich dir.«
    »Nur noch einmal. Um dann alles abzuholen. In ein paar Tagen.«
    »Wohin willst du es dann bringen?«
    »Warum fragst du?«
    Der Priester kniff ein Auge zu. »Die Stadt ist voller Raubtiere«, sagte er, »und auf den Straßen gibt es mehr Dolche als Pflastersteine.«
    »Wie allzu wahr. Aber was willst du dagegen tun?«
    »Ehe es Bankhäuser gab, haben Tempel Geld von einem Ort zum anderen geschickt.«
    Aurelius zögerte; dann sagte er: »Könntest du Anweisungen für Massilia ausstellen? Oder Narbo?«
    Der Priester nickte. »Was du willst. Man wird dort ein paar Hundertstel abziehen, aber das tun Banken auch.«
    »Ich will mich mit den anderen beraten, denen Teile des Geldes gehören«, sagte Aurelius. »Irgendwann in den nächsten Tagen komme ich wieder.«
    Er verbrachte den Nachmittag bis kurz vor Sonnenuntergang damit, vor dem Haus des Cornelius Balbus zu warten.
    Der Herr sei ausgegangen und werde später heimkehren, hatte ihm der Türhüter gesagt. Aber bis es zu dunkeln begann, war Caesars ehemaliger Lagerpräfekt nicht zurückgekommen.
    Auch an den folgenden Tagen gelang es ihm nicht, den Mann zu sprechen, der die gallischen Gelder in Rom unter die Leute brachte. Die richtigen Leute, um Caesars Belange zu fördern. Nach dem vierten oder fünften Versuch gab Aurelius schließlich auf. Er sagte sich, zwar wäre es gut gewesen, vor der Abreise mit dem Mann zu reden, der in Rom am besten wußte, was Caesar plante und wohin er sich in Gallien nach dem Winter vermutlich begeben würde; andererseits war es aber kein großer Verlust, Balbus nicht zu sehen, da er ja ohnehin nach Gallien reisen mußte. Wie Marcus Tullius Cicero es befohlen hatte.
    Nachmittags unterbrach er das Warten vor Balbus‘ Haus immer, um ein paar hundert Schritte entfernt, am Südhang des Caelius, in einer kleinen Garküche einen heißen Brotfladen zu kaufen, gerollt und einmal mit gehacktem Fleisch, an anderen Tagen mit Fisch oder scharf gewürztem Gemüse gefüllt. Wie in den alten Zeiten - seltsam, wie weit die Kriegerjahre schon zurücklagen - hatte er eine Lederflasche bei sich, gefüllt mit Essig und Wasser oder, wenn ihm schwelgerisch zumute war, mit verdünntem Wein. Von der

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