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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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verdeckt von strähnigen Haaren. Erst als er grinste und die Haare mit einer Kopfbewegung nach hinten schleuderte, erkannte Aurelius den ehemaligen Fürsten Orgetorix.
    »He du, woher…«
    Antonius unterbrach. »Er wird gleich berichten. - Die gehören zu mir; laßt uns durch.«
    Die Posten stellten die Lanzen senkrecht und gaben den Eingang frei. In der Halle jenseits der Tür wimmelte es von Männern: Schreiber, Sklaven, Offiziere. Antonius bahnte sich schnell einen Weg durchs Gedränge, nickte einigen Leuten zu und blieb vor einer schweren Holztür stehen.
    »Der gemütliche Teil der Reise ist jetzt vorbei, Aurelius«, sagte er mit einem knappen Lächeln. »Wenn du einen Helm trügest, würde ich sagen, binde ihn fester.«
    Im großen Beratungsraum stank es nach Schweiß, Essig, naßkalter Kleidung und der glimmenden Holzkohle, die in drei großen Becken qualmte. In der Mitte hatte man Tische zu einem Geviert zusammengeschoben; überall saßen, standen und gingen Offiziere. Schreiber hockten mit tragbaren Pulten im Innenraum zwischen den Tischen. Aurelius sah Caesars Stellvertreter, den Legaten Titus Labienus, Ciceros Bruder Quintus Tullius und andere, aber ehe er jemanden begrüßen oder von ihnen begrüßt werden konnte - abgesehen von Aulus Hirtius, der ihm ein müdes Grinsen schickte -, erblickte Caesar ihn, nickte und klatschte in die Hände.
    »Ruhe!«
    Es dauerte ein paar Atemzüge, bis alle schwiegen. Caesar winkte Orgetorix zu sich; der Gallier sagte leise ein paar Worte - zu leise, als daß außer Caesar jemand sie hätte verstehen können. Ein Sklave brachte weitere Schemel; noch während Aurelius sich niederließ, begann Caesar zu sprechen.
    »Zu eurer Kenntnis: Wir sind jetzt vollzählig; die letzten neuen Truppen aus Italien sind eingetroffen. Und unser Freund Orgetorix hat sich durchgeschlagen und bestätigt die Gerüchte, die wir in den letzten Tagen gehört haben.«
    »Welche der vielen?« sagte ein Mann am anderen Ende des Raums.
    »Vercingetorix ist aufgebrochen.«
    Ein paar Augenblicke lang redeten nahezu alle Anwesenden durcheinander. Antonius‘ kräftige Stimme setzte sich durch.
    »Wohin ist er aufgebrochen? Will er uns angreifen? Belagern? Den Nachschub abschneiden?«
    »Viel klüger.« Caesar klang keineswegs mißmutig, sondern fast bewundernd. »Er zieht von den Biturigern nach Osten und wird im Häduerland die Boier angreifen.«
    Im wieder aufbrandenden Stimmengewirr betrachtete Aurelius das ungerührt wirkende Gesicht des Feldherrn und sagte sich, eigentlich müsse er erregt, betrübt, gereizt dreinschauen. Dieser Zug von Vercingetorix brachte die Römer nämlich in eine Zwangslage. Sie hatten alle Truppen hier zusammengezogen, ziemlich genau in der Mitte Galliens, um das Ende des Winters abzuwarten. Dann würden die Wege überall wieder begehbar, und dann käme der Nachschub aus der Provinz und aus Italien. Getreide und andere Nahrungsmittel, vor allem; das, was die Zehntausende und ihre Tiere am dringendsten brauchten.
    Agedincum lag weit nördlich der Gegend, in der Vercingetorix das große gallische Heer zusammengezogen hatte. Weiter im Osten lebten die Häduer, Roms Bundesgenossen, durch deren Land der Nachschub kommen mußte. Und am Rand des Häduerlandes hatte Caesar vor einigen Jahren die besiegten Boier angesiedelt. Wenn Vercingetorix sich dort festsetzte, konnte er jederzeit noch ein wenig weiter vorstoßen und den Nachschub aus dem Süden unterbinden. Und wenn er die unter römischem Schutz stehenden Boier angriff, ohne daß die Römer sie schützten, würden wahrscheinlich die Häduer und das ganze übrige Gallien abfallen.
    Aurelius hatte keine Ahnung, wie groß die in Agedincum lagernden Vorräte waren. Sicher nicht groß genug für lange Zeit für elf Legionen. Und wenn Caesar beschloß, den Boiern zu Hilfe zu eilen, blieben nicht genug Soldaten übrig, um das Land der Senonen zu halten und zugleich in den angrenzenden Gebieten Getreide, Früchte und Schlachttiere zu beschaffen.
    Denn Agedincum mochte ein gutes Winterlager sein, aber auch hier bei den Senonen war man unter Feinden. ›Besonders hier‹, dachte Aurelius mit einem lautlosen, gehässigen Kichern. Manche Völker hegten ihre uralte Geschichte besonders. Vor dreihundertdreißig Jahren hätten die damals in Norditalien lebenden Senonen unter ihrem Fürsten Brennus Rom beinahe den Untergang gebracht. Viel später, nach langen Kriegen, hatten die Römer sie aus Italien vertrieben. Brennus war für die Senonen

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