Cäsar
immer noch ein beinahe heiliger Name, fast wie Romulus für die Römer.
Sie saßen gewissermaßen auf einer schwankenden Insel im Meer der Feinde. Und bei allen Schwierigkeiten, die jeden möglichen Zug, den Caesar tun konnte, begleiten würden, gab es nur eine sinnvolle Entscheidung. An den Gesichtern der erfahrenen Offiziere sah Aurelius, daß auch sie nicht überrascht waren, als Caesar sie verkündete:
»Zwei Legionen bleiben hier - eine der sechs, die sich auskennen, und eine von den Treverern. Alle anderen brechen morgen früh auf. Der gesamte Troß bleibt hier. Legaten zu mir, Schreiber auch. Alle anderen raus, macht eure Truppen bereit. Ah, Aurelius.«
»Herr?« Er stand auf; mit beinahe weichen Knien ging er zu Caesar. »Deine Befehle?«
»Die Neuen, die du mitgebracht hast - sind sie sehr müde?«
»Wir sind gut marschiert, aber sie mußten nicht rennen.«
»Dann kommen sie mit. Und du?«
»Wie du befiehlst, Imperator.«
Caesar grinste plötzlich. »Koch, wie? Du kommst mit als kochender Lagerpräfekt. Es schadet nicht, einen erfahrenen Mann bei sich zu haben, der verschiedene Dinge gleichzeitig erledigen kann.«
»Natürlich komme ich mit.« Catullus hustete. »Wenn schon keine Verse und Frauen, dann wenigstens Gemetzel.«
»Bleich bist du, und du hustest Blut.« Aurelius nickte dem Troßsklaven zu, der auf eine Kiste gedeutet hatte. »Auf den Karren. - Und als was willst du mitkommen, wenn‘s denn sein muß? Köche haben keine Schreiber.«
»Als Küchenhelfer; das hatten wir doch schon.« Er lächelte schwach. »Wenn das mit der Versorgung so schwierig wird, wie es jetzt aussieht, gibt‘s da sowieso nicht viel zu tun.«
»Mal sehen. Caesar hat Boten zu den Boiern geschickt, daß sie durchhalten und unser Eintreffen erwarten sollen. Und zu den Häduern, sie sollen dringend Nachschub beschaffen.«
Catullus schnaubte. »Nachschub an Ausreden werden sie liefern, wetten?«
»Ich wette nicht, wenn es von vornherein verloren wäre. Komm, laß uns aufbrechen.«
Wie angeordnet blieben zwei Legionen zurück, um auf jeden Fall Agedincum zu halten, die eine sichere Festung im Herzen des feindlichen Landes war. Ebenfalls in der Stadt blieb der gesamte Troß, bis auf das, was nicht zu entbehren war, wie Zelte und Vorräte für die nächsten Tage. Aurelius war nicht besonders überrascht, als Caesar ihm den Befehl über die kleine Gruppe der Karren und Packtiere gab.
»Mit meinem hängenden Fuß bin ich als Kämpfer und Marschierer nutzlos«, sagte er.
»Und sonst auch«, sagte Catullus.
Am zweiten Tag erreichten sie eine weitere Stadt der Senonen, Vellaunodunum. Caesar beriet sich kurz mit seinen Legaten und Tribunen; dann wurde beschlossen, die Stadt einzunehmen Es wäre nicht gut, Feinde zwischen sich und Agedincum zu lassen und dadurch den Nachschub an Getreide zu gefährden.
Innerhalb von zwei Tagen schlossen sie die Stadt mit einem Belagerungswall ein. Aurelius ordnete die kargen Vorräte, ließ die ebenfalls kargen Rationen ausgeben und wollte mit dem kleinen Eisenherd, den er auf seinen Karren hatte pakken lassen, Caesar und dem Stab etwas Eßbares bereiten. Es gelang ihm sogar, dies ohne Rückgriff auf die Vorräte zu tun, und statt des Ofens konnte er ein offenes Feuer mit Bratspießen benutzen. Ein Packpferd hatte sich ein Bein gebrochen; es wurde getötet und zerlegt.
»Braten?« sagte Caesar, als die Sklaven, von Aurelius angewiesen, ihm und ausgewählten Offizieren im Feldherrnzelt das Abendmahl auftrugen. »Aurelius, du verwöhnst mich. Mir steht nicht mehr zu als den Soldaten, hörst du?«
»Ich höre und stimme dir zu. Aber wenn ich dieses eine Pferd an fünfzigtausend Männer verteile, hat niemand etwas davon. Besser also einer, dem es nicht zusteht, als gar keiner.« Am dritten Tag, noch ehe der Sturm auf die Stadt begann, boten Gesandte der Belagerten die Übergabe an. Caesar befahl, die Waffen abzuliefern, Vorräte und Vieh herauszuschaffen und Geiseln zu stellen. Er ließ den Legaten Trebonius mit einigen Kohorten zurück, um die Stadt und den Nachschub zu sichern. Das übrige Heer brach sofort auf: nach Cenabum, wo mit der Ermordung aller dort ansässigen Römer der Aufstand begonnen hatte.
Die Stadt wurde nachts eingenommen, als die Einwohner versuchten, über eine schmale Brücke zum anderen Ufer zu fliehen. Caesar hatte jedoch Späher um die Stadt verteilt und einen Teil der Truppen bewaffnet schlafen lassen. Sie waren sofort einsatzfähig, steckten die Tore
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