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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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in Brand und besetzten Cenabum. Bis auf wenige, denen es gelungen war zu fliehen gerieten alle Einwohner in Gefangenschaft. Da er das Heer nicht ausdünnen wollte, indem sie noch einen Ort besetzten und sicherten, ließ Caesar die Stadt plündern und anzünden. Die Beute schenkte er den Soldaten.
     
    »Kommst du mit? Oder hilfst du dem Koch?«
    Catullus schaute auf den Fluß, der südlich des Lagers und der Ruinen in der matten Mittagssonne glitzerte.
    »Ich will sehen, wie morgen früh das vereiste Ufer aussieht«, sagte er. »Dann werde ich vereiste Kräuter sammeln und dem vereisten Koch helfen. Ich mag nicht dauernd vorund zurückreiten.«
    »Bisher ist es dir gelungen, Caesar nicht unter die Augen zu geraten. Aber…«
    »Wir sind uns nie begegnet.« Catullus hustete und wischte sich den Mund; der Ärmel seiner Wintertunika war rot verfärbt. »Der Purpur der Unsterblichkeit«, murmelte er. »Ich bin längst tot und weiß es nur noch nicht.«
    »Dann stirb schön, Freund. In fünfzehn Tagen oder so sehen wir uns wieder.«
    Die Gefangenen - an die dreißigtausend Männer, Frauen und Kinder - und die Beute waren eine besondere Schwierigkeit. Caesar würde noch bis zum Abend einen Teil des Heeres auf das andere Ufer des Liger bringen und dort in Zelten übernachten lassen; der Rest der Truppen sollte am nächsten Tag die enge Brücke überqueren. Dann begönne der Eilmarsch ins Land der Bituriger, um Vercingetorix zur Rückkehr zu zwingen und zum Kampf zu stellen. Dabei konnten sie nicht Tausende Gefangene mitschleppen, bewachen, ernähren; die Vorräte waren ohnehin knapp.
    Marcus Antonius und ein paar andere Offiziere hatten vorgeschlagen, die Cenabier entweder freizulassen oder zu töten. Caesar hatte Aurelius zur Beratung holen lassen.
    »Freilassen und darauf warten, daß sie sich bewaffnen und uns die Verbindung nach Agedincum abschneiden?« sagte er eben, als Aurelius ins Feldherrnzelt kam. »Finde ich nicht.«
    »Dann das Schwert«, sagte Labienus. »Das hätten wir aber einfacher haben können, bei der Einnahme der Stadt.« Der Legat rieb sich die Augen und gähnte; er hatte die beiden schlaflosen Legionen befehligt.
    »Was meinst du, Präfekt?«
    Aurelius schaute in die kühlen Sperberaugen, sah einen Mundwinkel zucken, als wollte Caesar sich ein Lächeln verkneifen, und begriff, was der Feldherr von ihm wollte. Gallier zuerst gefangenzunehmen und dann freizulassen wäre unsinnig, und das hatte er bereits abgelehnt. Sie mitzunehmen schied ebenfalls aus. Natürlich hätte Caesar keine Bedenken, die Gefangenen niedermetzeln zu lassen; je mehr Feinde Roms ein Heerführer tötete, desto besser für ihn, die Stadt und das Volk. Aber Caesar war nicht grausam, und er war ein kühler Rechner.
    »Schlag sie zur Beute und gib sie den Soldaten«, sagte Aurelius. »Sie werden deine Großzügigkeit, die dich nichts kostet, preisen und besser kämpfen.«
    Einige der Offiziere nickten oder grinsten, andere zeigten offen ihre Ablehnung. Marcus Antonius beugte sich vor und stützte sich auf den Tisch.
    »Sie kämpfen sowieso, umgeben von Feinden; nicht nur für Caesar, sondern auch ums eigene Leben«, sagte er. »Und wir können die Gefangenen nicht mitschleppen. Das hatten wir doch schon beredet.«
    »Wieviel Mann brauchst du?« Caesar hob die Brauen und sah Aurelius an.
    »Wir werden sie immer zu zehnt aneinanderbinden.. Gib mir dreitausend, und dreihundert Reiter.«
    Aber Caesar gab ihm weniger und mehr zugleich: alle Kranken und Verwundeten, von denen einige durchaus noch Gefangene bewachen konnten, Vorräte für drei Tage, zweitausend Soldaten, vierhundert Reiter und schriftliche Befehle für den Legaten Pictor in Agedincum. Aurelius sollte die Gefangenen und Verwundeten dort abliefern und mit einer entsprechenden Anzahl gesunder Kämpfer sowie allen in Agedincum entbehrlichen Vorräten wieder zum Heer stoßen. Die Gefangenen würden in die Sklaverei verkauft, sobald das Wetter und die Kriegslage es zuließen, daß die üblichen Händlerzüge sich in Bewegung setzten.
    Vermutlich würden die Quästoren des Heers die Kosten für die Versorgung der Gefangenen später vom Erlös abziehen. Aurelius schätzte, daß in Rom oder auf anderen großen Märkten die Sklaven - Alte und Kinder weniger, Schöne und Starke mehr - im Durchschnitt achtzig bis hundert Denare einbringen mochten. Die Händler, wenn sie irgendwann wieder Agedincum erreichten, würden dort höchstens hundert Sesterze zahlen; immerhin, bei

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