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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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In einer Nacht, als die Belagerungsbauten fast die Stadtmauer berührten, bemerkte man, daß Rauch aus dem Damm aufstieg. Die Gallier hatten ihn mit Hilfe eines unterirdischen Gangs in Brand gesetzt.
    Gleichzeitig machten sie aus zwei Toren auf beiden Seiten der Belagerungstürme einen Ausfall. Andere warfen Fackeln und trockenes Holz von der Mauer auf den Damm und gössen Pech und andere Brennstoffe herab. Bis zum Morgen wurde überall gekämpft.
    Da die Gallier alles versucht hatten, ihnen jedoch nichts gelungen war, beschlossen sie, aus der Stadt zu fliehen. Das Lager des Vercingetorix war nicht weit entfernt, und das große Sumpfgelände würde die Römer an der Verfolgung hindern.
    Ehe es dazu kam, ließ Caesar einen Turm vorschieben und die Belagerungswerke vollenden. Als ein besonders heftiger Regen einsetzte, schienen die Wachen auf der Mauer weniger vorsichtig zu sein, da bei diesem Wetter wohl niemand kämpfen würde. Caesar befahl den Soldaten, die Arbeiten etwas zu verzögern, weil er das Unwetter für einen Überraschungsangriff nutzen wollte. Er ließ die Legionen sich in den Laufgängen zum Kampf bereit machen. Den Soldaten, die als erste die Mauern erstiegen, versprach er eine Belohnung und gab dann das Zeichen zum Angriff .
    Es gelang den Römern, sehr schnell die ganze Mauer zu besetzen und die überraschten Verteidiger niederzukämpfen.
    Die Bituriger stellten sich in den Straßen und auf allen größeren Plätzen auf, um bis zum Ende Widerstand zu leisten.
    Aber die Römer verteilten sich rings auf der Mauer, statt in die Stadt einzudringen. Darauf warfen die Gallier ihre Waffen weg und versuchten alle, aus der Stadt zu fliehen. Da sie einander in den engen Toreingängen behinderten, konnten die Soldaten dort einen Teil von ihnen töten, während die Reiter andere niedermachten, die aus der Stadt hinausgelangt waren.
    Aurelius und Catullus bereiteten zusammen mit den Küchensklaven das Siegesmahl vor. Der Regen prasselte auf das Dach des großen Holzhauses; weder das Klirren der Waffen noch gar die Todesschreie waren zu hören. Was beide nicht bedauerten. Aurelius war oft genug dabeigewesen, und Catullus wollte ungestört husten und Essig mit Honig und Kräutern trinken, da es keinen richtigen Wein mehr gab.
    Der Mord an römischen Bürgern in Cenabum war nicht vergessen, und die mühselige Belagerung hatte die Soldaten nicht heiter gestimmt. Beim Sturm und im Kampf kamen der Schutz des eigenen Lebens und unvermeidlich Blutrausch hinzu; daher war Aurelius überrascht, daß es überhaupt Gefangene gab. Allerdings nicht viele, nur konnte zunächst keiner sie zählen, da sie in kleinen Gruppen hier und da untergebracht wurden. Avaricum mußte über vierzigtausend Einwohner gehabt haben; angeblich waren an die achthundert zu Vercingetorix entkommen, ehe die Reiterei die andere Seite der Stadt erreichte.
    »Deinen hustenden Helfer nimm mit; ich mag meine Suppe lieber ohne seine Dreingaben.«
    »Wie du befiehlst, Herr.«
    Caesar grinste. Er war übermüdet nach zwei Tagen und zwei Nächten fast ohne Schlaf, und es gab noch viel zu tun.
    »Ihr reitet morgen«, sagte er. »Ich gebe dir eine Legion.«
    »Was soll ich damit machen?«
    »Du wirst die Verwundeten nach Agedincum bringen und unterwegs noch ein paar Gefangene auflesen; dazu gleich mehr. Dann wirst du den Nachschub ordnen und mit einem Versorgungstrupp zu mir kommen - wohin, das werden dir dann Boten sagen. In ein paar Tagen teile ich das Heer. Labienus geht nach Norden, um die Senonen und Parisier zu beschwichtigen. Deine Legion übergibst du ihm in Agedincum. Du kriegst Befehle mit für Pictor. Soweit klar?«
    »Wie hoffentlich bald der Himmel.«
    Caesar trank einen Schluck von dem Bier, das sie in Avaricum reichlich erbeutet hatten; er schloß die Augen und schmatzte. »Irgendwann«, murmelte er, »gibt es wieder Wein. Zu den Gefangenen.«
    »Ich lausche.«
    »Sie sind in kleinen Gruppen langsam nach Norden unterwegs. Du wirst sie aufsammeln.« Er blinzelte ins Licht der Fackel, die wenige Schritte vor ihm in einer Eisenfaust an der Wand loderte. »Über die Zahl herrscht Ungewißheit.«
    »Ich werde sie zählen, Herr.«
    »Du wirst sie zählen und die Zahl vergessen, Aurelius.«
    »Ah.«
    »Genau, ah. Es sind an die zehntausend.«
    Aurelius nickte. Gefangene wurden in die Sklaverei verkauft; der Erlös war von dem Geld abzuziehen, das der Senat für Sold, Versorgung und Kriegführung bereitstellte. Das nie reichte. Manchmal fielen

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