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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Ahnen zu schicken. Dagegen kann nicht einmal Caesar etwas tun.«
    »Unterschätz ihn nicht.«
    »Ihn unterschätzen?« Orgetorix hob die Hände und preßte vor dem Gesicht die Handflächen aneinander. »Er ist ein Gott und ohne Zweifel einer der größten Kriegerführer, die es je irgendwo gegeben hat. Alexander, Pyrrhus, Hannibal… Brennus nicht zu vergessen. Aber auch für ihn gibt es Grenzen.«
    Aurelius leerte seinen Becher und stand auf. »Ich werde mich ein wenig umsehen, bis er mir sagt, was ich tun soll. Weißt du, wo ich mich umsehen werde?«
    »Du wirst es mir sicher sagen.«
    »Bei denen da.« Aurelius wies auf die wimmelnden Ameisen, die den Wall verstärkten. »Vielleicht gibt es für Caesar Grenzen, die ich noch nicht kenne. Aber die da haben keine - Roms Legionen.«
     
    An der abendlichen Besprechung nahm Aurelius nicht teil. Die Legaten, der Lagerpräfekt, dazu von jeder Legion zwei Tribunen, die wichtigsten Centurionen und die Schreiber waren mehr als genug Leute, um den Raum des Beratungsgebäudes zu überfüllen.
    Er brauchte nicht teilzunehmen, und - wie er es sah - er mußte nicht teilnehmen. Mit der Übergabe der letzten Truppen, die nicht in Agedincum verblieben waren, hatte er seine Offizierspflichten erfüllt. Caesar würde bestimmen, was er tun sollte; aber eigentlich sah er sich nur noch als Teil des großen Heeres, das nun weniger um die Herrschaft über Gallien als ums eigene Überleben zu kämpfen hatte.
    Morgens kam einer von Caesars Schreibern zu ihm und sagte, er solle abends für den Imperator kochen und tagsüber tun, was er für richtig oder nötig halte. Aurelius brauchte nicht lange zu überlegen. Marschieren konnte er mit seinem hängenden Fuß nicht lange, wohl aber mehr oder minder auf der Stelle stehend eine Hacke oder Schaufel bedienen.
    Die Entscheidungen, die der Kriegsrat gefällt hatte, wurden im Lauf des Tages von Sprechern sämtlichen Truppenteilen bekanntgegeben. Später sickerten noch Einzelheiten durch. So hieß es, einige hohe Offiziere hätten vorgeschlagen, die Belagerung abzubrechen und sich den Weg zum Rhodanus, nach Süden, freizukämpfen, da es unmöglich sei, sich gegen die erwarteten Massen gallischer Krieger zu verteidigen. Man solle abwarten, bis das Bündnis der gallischen Stämme zerfallen sei, und dann neu beginnen.
    Seit Monaten gab es keine Verbindung nach Rom, also auch keine neuen Nachrichten, aber man wußte ja, daß der Senat Pompeius zum Konsul ohne Kollegen gemacht hatte. Und Pompeius, lange Caesars Verbündeter und sogar sein Schwiegersohn, stand nun auf der Seite der Optimaten. Caesars Tochter Iulia war vor einigen Jahren gestorben; seitdem hatte sich das nie wirklich gute Verhältnis zwischen den beiden Männern ständig verschlechtert. Anzunehmen, der Senat werde nach einem Rückzug - der als Niederlage gelten würde - im nächsten Jahr die Vollmachten und Gelder unangetastet weiter gewähren, erschien Aurelius als einfältig. Wenn Legaten und Tribunen derlei vorschlugen, mußten sie also sehr verzweifelt sein.
    Aber Caesar ordnete etwas anderes an. Etwas, das bei den Soldaten zuerst für verblüfftes Schweigen, dann für Gelächter und schließlich für den Beifall des Lagers sorgte: Männer schlugen mit der flachen Klinge auf den Schild und schworen, sich dafür zu zerreißen.
    »Wie wir von Gefangenen und Überläufern wissen«, hatte Caesar den Soldaten mitteilen lassen, »haben die Leute in Alesia Kleinvieh und Getreide für nicht mehr als dreißig Tage. Wir werden Vorräte für mindestens die gleiche Zeit anlegen; der größte Teil ist bereits vorhanden. Und wir werden einen zweiten Wall errichten, nach außen.«
    Die Belagerer, die sich einmauern. Hatte es das in der Geschichte der Kriegskunst schon einmal gegeben? Hier und da behauptete jemand, so etwas schon gehört zu haben, von Griechen oder Makedonen, aber keiner konnte Namen oder Jahre nennen. Und das Getuschel endete bald, denn die wirkliche Arbeit begann, in deren Pausen alle zu müde waren, um weiter Mutmaßungen anzustellen. Und Aurelius kochte kaum je für Caesar, sondern wurde Teil des großen, schwitzenden, keuchenden Körpers namens Heer.
    Caesar hatte bereits einen Graben von zwanzig Fuß Breite mit senkrechten Seiten ziehen lassen. Er sollte dazu dienen, die Gallier von den übrigen Belagerungswerken - vierhundert Schritt von diesem Graben entfernt - fernzuhalten und zu verhindern, daß sie Geschosse auf die Soldaten warfen, die mit den Schanzarbeiten

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