Cäsar
eben mehr Feinde, so daß weniger Überlebende verkauft werden konnten. Weniger jedenfalls, als nach Rom gemeldet wurden.
»Gut. Geh, bereite alles vor. Wir sehen uns morgen früh. Ich habe noch die Befehle auszufertigen. Und dies und das.«
In Avaricum hatte man große Mengen Getreide und andere Geräte gefunden, die zu ordnen und zu verteilen waren; wie immer waren die Kundschafter unterwegs, um herauszu- finden, was Vercingetorix nun tun würde; die Verbindungen nach Süden blieben unterbrochen; in den nächsten Tagen mußte endlich der Frühling beginnen; tausend Anweisungen waren zu geben. Und Aurelius hatte ebenfalls genug vorzubereiten.
Labienus begegnete er, als dieser in Agedincum rastete, ehe er weiter nach Norden zog. Über Caesar gab es Gerüchte, von ihm hin und wieder Boten mit Anweisungen. Aber es verging lange Zeit, bis Aurelius wieder zu ihm und dem Heer kam, und was in der Zwischenzeit geschah, mußte er sich aus kargen Berichten und üppigem Gerede zusammenbasteln.
Angeblich hatte Vercingetorix nach der Katastrophe von Avaricum eine Versammlung einberufen, um seinen Leuten Mut zuzureden und sie zugleich darauf hinzuweisen, daß er dagegen gewesen war, Avaricum nicht wie andere Orte niederzubrennen. Die Römer, sagte er, hätten aber nicht gesiegt, weil sie unbesiegbar seien, sondern durch ihre überlegenen Kenntnisse der Belagerung. Beim nächsten Mal werde man sie in einer großen Schlacht schlagen. Er setzte auch alles daran, die übrigen Stämme zum Anschluß zu bewegen und seine Streitkräfte aufzufüllen.
Caesar begab sich zu den Häduern, bei denen Romfreunde und -gegner um die Führung stritten. Er versuchte, den Zwist m seinem Sinn beizulegen. Danach verlangte er ihre ganze Reiterei und zehntausend Fußkämpfer, die er zur Sicherung des Nachschubs einsetzen wollte.
Er mußte versuchen, Vercingetorix‘ Heer aus den Sümpfen und Wäldern zu locken, dem Feind die Art der Kriegführung gewissermaßen vorschreiben, um ihn unter Druck zu setzen.
Wie vorgesehen teilte er seine Truppen: Labienus zog nach Norden, er selbst nach Südosten ins Land der Arverner, zu deren Stadt Gergovia. Dort kam es zu wechselhaften Kämpfen und einer unergiebigen Belagerung; als die Krieger der Häduer, zu Caesar unterwegs, statt dessen zu Vercingetorix gingen und verschiedene andere Unternehmungen scheiterten, weitete sich der Krieg aus. Vercingetorix schickte kleinere Heere nach Süden, um die römische Provinz Narbo anzugreifen, und versuchte, die Allobroger am Rhodanus aufzuwiegeln.
Caesar befand sich in einer mißlichen Lage. Die Gallier waren an Reiterei, aber auch an Fußtruppen zahlenmäßig weit überlegen, und da sie die Wege nach Süden und Osten beherrschten, konnte er nicht mit Verstärkungen rechnen. Er brach alle Versuche ab, Gergovia zu nehmen, und zog nach Nordosten; von dort schickte er Boten zu germanischen Völkern, mit denen er Bündnisse geschlossen hatte, und forderte sie auf, ihm Reiter zu stellen.
Labienus kämpfte inzwischen mit gutem Erfolg gegen Senonen und Parisier; dann kehrte er zurück nach Agedincum, wo sich der Troß des gesamten Heeres befand. Von dort brach er bald zu Caesar auf.
Aurelius kam mit einem Teil des Trosses langsamer hinterher; trotzdem waren es Gewaltmärsche unter Galliens heißer Sommersonne. Catullus hatte, fand er, gut daran getan, in Agedincum zurückzubleiben.
Als sie das Heer erreichten, hatten Caesars Leute bereits begonnen, einen Belagerungswall um Alesia zu errichten. Dorthin hatte Vercingetorix sich mit seinem Hauptheer von etwa achtzigtausend Kriegern zurückgezogen.
»Sie haben sich nicht zurückgezogen.« Im Lager hatte der Legat Sulpicius die Leitung; alle anderen waren bei den Schanzarbeiten oder mit größeren Streifen im Umland unterwegs. Aurelius meldete sich bei ihm und übergab die letzten Einheiten und den Troß. »Wir haben sie hergetrieben, und wahrscheinlich haben sie sich ausgerechnet, daß sie von hier aus die Verbindungen nach Süden besser bewachen können.«
»Wie soll es weitergehen? Und was kann ich tun?«
Publius Sulpicius hob die Schultern; er wandte sich an einen der Leute des Lagerpräfekten. »Kümmere dich um die Neuen. - Was dich angeht, das wird Caesar entscheiden.« Er lächelte knapp. »Du scheinst seine besondere Gunst zu haben. Oder Ungunst, je nachdem.«
Aurelius begab sich zum Lagerpräfekten Bambalio, der ihm einen Platz in einer der für höhere Offiziere errichteten Holzhütten anwies. Auf dem Weg
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