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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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beschäftigt waren. Als nächstes ließ Caesar zwei fünfzehn Fuß breite Gräben von gleicher Tiefe ziehen. Den inneren füllte man mit Wasser, abgeleitet aus dem Fluß. Hinter die Gräben kam ein Erddamm mit einer zwölf Fuß hohen Mauer, mit Brustwehr und Zinnen versehen, wobei Baumstämme mit angespitzten Astresten zwischen Brustwehr und Mauer herausragten, die den Feinden das Hinaufklettern erschweren sollten. Auf dem ganzen Wall von zehn Meilen Länge wurden im Abstand von achtzig Fuß Türme errichtet. Diese Arbeiten waren bereits größtenteils abgeschlossen, als Aurelius Alesia erreichte.
    Die Soldaten mußten aus der Umgebung Getreide und Bauholz beschaffen und an den Belagerungswerken arbeiten. Die Gallier hatten schon mehrmals versucht, die Arbeiten zu stören, indem sie aus mehreren Toren gleichzeitig Ausfälle machten. Damit die Römer graben, hacken, zuschneiden und weiteres Holz heranschaffen konnten, mußte die Verschanzung von einer kleineren Zahl Soldaten verteidigt werden. Caesar beriet sich mit Handwerkern; dann ließ er Baumstämme und starke Äste schneiden und zuspitzen und fünf Fuß tiefe Gräben ziehen Die spitzen Pfähle wurden im Boden festgemacht; die Zweige ragten oben heraus. Jeweils fünf Reihen wurden miteinander verbunden und verflochten. Wer in diese Gräben geriete, mußte in den spitzen Hindernissen steckenbleiben. Die Soldaten nannten sie Leichensteine.
    Davor wurden drei Fuß tiefe Gruben gegraben, in schrägen Reihen kreuzförmig angeordnet. Hier setzte man glatte Pfähle ein, oben spitz und durch Feuer gehärtet. Die Gruben deckte man mit Strauchwerk zu. Mit einem Zwischenraum von drei Fuß wurden acht solche Reihen gegraben; vor diesen versenkte man fußlange Pflöcke mit eisernen Widerhaken, die die Soldaten Ochsenstacheln nannten.
    Der nach außen gerichtete Verteidigungsring, der schließlich vierzehn Meilen lang war, bestand aus den gleichen Teilen, Gräben, Gruben, Mauern und Fallen. Sechzigtausend Männer wachten, schliefen, schlugen Ausfälle zurück, schleppten, hackten, gruben, beschafften Vorräte und Holz, all dies in Schichten, bis zur Erschöpfung und weit darüber hinaus. Aurelius hörte auf, Quintus Aurelius zu sein; er war nur noch eine unbestimmte Menge schmerzender Muskeln und Sehnen.
     
    Die gallischen Stammesfürsten stellten ein Heer auf. Den Oberbefehl übertrug man dem Atrebaten Commius, den Häduern Viridomarus und Eporedorix und dem Arverner Vercassivellaunus, einem Vetter des Vercingetorix. Die gewaltige Menge von Kriegern setzte sich nach Alesia in Bewegung; sie seien überzeugt, hieß es, daß allein ihr Anblick ausreichen werde die Römer zagen und zweifeln zu lassen, wenn nicht gar verzagen und verzweifeln.
    Aber der ungeheure Heerbann kam entsprechend langsam voran, und da die Römer Alesia von allem abgeschnitten hatten, gelangten zu den Belagerten keine Nachrichten von dem Entsatz. Als in der Stadt die Vorräte aufgezehrt waren, berief man eine Versammlung ein, um über das Vorgehen zu beraten. Ein Teil entschied sich für die Aufgabe, andere für einen Ausfall, solange die Kräfte noch reichten. Und es gab eine dritte Meinung.
    Gefangene berichteten von der Rede eines Arverners namens Critognatus. Caesar ließ die wichtigsten Teile aufschreiben und sorgte dafür, daß sie im ganzen Belagerungsheer verlesen wurden, damit die Soldaten wußten, wer der Feind war und wie weit er notfalls gehen konnte.
    Critognatus sprach denen, die die Waffen niederlegen wollten, alles Recht ab, überhaupt an der Versammlung teilzunehmen, und denen, die einen Ausfall machen wollten, sagte er, es sei dies keine Tapferkeit, sondern Verweichlichung, die unfähig sei, für kurze Zeit Entbehrungen zu ertragen.
    »Man findet leichter Menschen, die bereit sind, freiwillig in den Tod zu gehen, als solche, die geduldig Schmerz ertragen. Ich würde mich trotzdem dieser Meinung anschließen, wenn ich sähe, daß es nur um unser Leben geht. Wir müssen aber ganz Gallien berücksichtigen, das wir bestürmt haben, uns zu helfen. In welche Gemütsverfassung werden wohl unsere Freunde und Verwandten geraten, wenn sie nach dem Tod von uns allen, von achtzigtausend hier, auf unseren Leichen um die Entscheidung kämpfen müssen? Ihr dürft nicht die eurer Unterstützung berauben, die ihr Leben wagen, um euch zu retten; ihr dürft nicht ganz Gallien ewiger Sklaverei preisgeben. Oder zweifelt ihr an ihrer Treue und Entschlossenheit? Glaubt ihr, die Römer mühten sich zum

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