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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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ein, während sich die beiden Händler vermutlich noch bis in die frühen Morgenstunden Schauermärchen über Ariovist und Massilia erzählten. Ja, ich habe gehört, wie einer sagte, daß die Bürger von Massilia nach dem Sieg des Marius ihre Felder mit den Leichen der Germanen und Kelten gedüngt hätten. Und deshalb sei der Wein aus Massilia noch heute so rot wie das Blut ihrer Feinde.
    Bibracte war kein angenehmer Fleck. Die erbitterte Feindschaft zwischen den romfeindlichen und romfreundlichen Kräften schien selbst die Flechtwerkmauern und Eichenpfosten zu durchdringen. Die romfreundlichen Häduer kauften ihre Töpferware selbstverständlich nur bei einem romfreundlichen Töpfer, während der romfeindliche Häduer sein Faß nur beim romfeindlichen Böttcher kaufte. Lag am Morgen ein Schwein mit aufgeschlitzter Gurgel in seinem Blut, konnte man davon ausgehen, daß in der nächsten Nacht ein Langhaus der Gegenseite in Flammen aufgehen würde. Entsprechend parteiisch war auch die Rechtsprechung. Einzelne Sippen zogen es mit der Zeit vor, Bibracte zu verlassen. So auch Wanda und ich. Diviciatus diktierte mir seine Antwort an Cäsar in keltischer Sprache auf eine Papyrusrolle und signierte den Text mit seinem Rollsiegel. Der Papyrus wurde zusammengerollt und mit rotem Siegellack verschlossen. Auf dem Markt kauften wir luftiges Weißbrot, geräucherte Schweinswürste und einen Schlauch Wein. Bei einem Glasverarbeiter sahen wir einen verlockend schönen Armreif aus blauem Glas, das in unregelmäßigen Abständen leuchtende Kreise aufwies. Er gefiel mir sehr, aber es hätte bestimmt kein Glück gebracht. Der Handwerker erklärte uns, daß er die Leuchtfarben mit dem Einschluß von oxidierten Metallen erreiche. Kobalt ergab Blau, Kupfer Grün, Blei Gelb und Eisen Rotbraun. Als ich nach dem Preis fragte, wollte der Handwerker wissen, ob ich bei Dumnorix oder Diviciatus übernachtet hätte. Offenbar würde das den Preis bestimmen. Von diesem Augenblick an hatte ich überhaupt keine Lust mehr, in diesem Oppidum irgend etwas zu kaufen. Konnte irgend etwas Glück bringen, das auf diesem Boden hergestellt worden war?
    Wir ritten wieder zurück, südwärts, und machten jeweils ausgiebig Rast, wenn wir hungrig waren oder einen schönen Flecken entdeckten, der von der Frühlingssonne erwärmt wurde und Liebende dazu einlud, sich dort niederzulassen und in die Arme zu nehmen.
    Am übernächsten Tag erblickten wir in der Ferne eine Staubwolke, die auf ungefähr ein Dutzend Reiter schließen ließ. Wir verließen sofort die Straße und versteckten uns abseits des Weges. Ein Dutzend Reiter bedeutete meist Ärger. Man traf in dieser Gegend überall auf Krieger, die von ihren Stämmen verstoßen worden waren und nun in kleinen Gruppen Reisende und abgelegene Gehöfte überfielen. Dieser Arvernerfürst Vercingetorix soll auch mal dazugehört haben. Doch diesmal waren es Helvetier, die johlend über die Ebene preschten, während sie von römischen Kundschaftern verfolgt wurden. Kurz vor der Stelle, an der wir die Straße verlassen hatten, teilten sich die helvetischen Reiter in drei Gruppen. Während die eine Gruppe etwas verlangsamt weiterritt, bogen die anderen beiden mit einer scharfen Wendung nach links und rechts und preschten plötzlich in die Flanken der siegessicheren Verfolger. Nun kehrte auch die vordere Gruppe um und ritt frontal auf die verwirrten römischen Reiter zu, die plötzlich von drei Seiten angegriffen und niedergehauen wurden. Im Kampf Reiter gegen Reiter hatten die Römer nicht die geringste Chance. Ihre Köpfe flogen weich wie Kürbisse von den Schultern. Die jungen keltischen Reiter sprangen von ihren Pferden, traten die Reiterhelme von den abgetrennten Köpfen und versuchten diese an ihren Pferden festzubinden. Doch die meisten Legionäre trugen das Haar zu kurz. Erzürnt warfen die jungen Kelten die Köpfe in einen Leinensack, fledderten die Leichen und verschwanden johlend und kreischend, wie sie gekommen waren, mit den erbeuteten Pferden.
    Wenn Cäsar seine Meldereiter bereits so weit in den Norden hinaufschickte, konnte dies nur bedeuten, daß er plante, bis hierher vorzustoßen. Daß die Helvetier jemals den Atlanticus erreichen würden, hielt ich mittlerweile für ausgeschlossen. Nach dem Besuch in Bibracte gab es für mich nicht mehr den geringsten Zweifel. Denn so wie in Bibracte sah es im Grunde genommen in allen keltischen Oppida aus. Zerstrittene Grüppchen von rivalisierenden und intrigierenden

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