Cäsars Druide
Helvetier und Sequaner gebracht? – Hört, Häduer, wir haben mit Rom das mächtigste Volk mit den mächtigsten Legionen zum Verbündeten. Mit Rom an unserer Seite wird uns kein Nachbar irgendwelche Zölle oder Dienstbarkeiten streitig machen. Wieso sollen wir uns also Rom zum Feind machen?«
Diviciatus hob triumphierend die Papyrusrolle in die Höhe und schrie: »Cäsar fragt mich, Diviciatus, ob die Helvetier unser Land verwüsten. Wenn ich mich beklage, wird er die Helvetier bestrafen und vernichten. Es liegt in meiner Macht, über das Schicksal der Helvetier zu entscheiden. Ich krieche Rom nicht in den Arsch, Dumnorix – Cäsar bietet mir seine Dienste an! Denn Cäsar nimmt seine Freundschaftspflichten ernst!«
»Die Helvetier sind unsere Freunde, Diviciatus«, erwiderte Dumnorix mit finsterer Miene, »sie haben uns ihre edelsten Kinder, Frauen und Männer als Geiseln gestellt, um ihre friedlichen Absichten zu untermauern. Deshalb wird kein Helvetier unser Land verwüsten. Diviciatus, wenn du also der Meinung bist, daß die Helvetier plündernd durch unser Land ziehen, dann schicke ihnen die abgeschlagenen Köpfe ihrer Geiseln zurück, aber bevor du das tust, Bruder, zeige uns die zerstörten Felder, die gebrandschatzten Höfe und Dörfer, lasse geschändete Frauen ihr Leid klagen! Oder schweige für immer!«
Diviciatus schwieg. Gebannt starrten die Menschen auf den hageren Mann, der in der Mitte des Kreises stand.
»Den Häduern«, begann Diviciatus zögernd, »gebührt die Vorherrschaft unter den Kelten. Jeder Stamm, der geschwächt wird, stärkt unsere Macht. Wenn die Helvetier erst den Atlanticus erreichen, werden sie dort früher oder später die Seevölker unterwerfen und den Handel mit den Britischen Inseln an sich reißen. Nein, Häduer, der Welpe, den ihr heute schützt, ist der Wolf, der morgen eure Schafe reißt.«
Die beiden Brüder stritten noch bis in die frühen Morgenstunden. Sklaven brieten Wildschweine am Spieß, die Fürsten ließen Bier und Wein bringen. Die Argumente wurden immer lauter vorgetragen und notfalls auch mal mit einem Faustschlag untermauert. Und als Dumnorix plötzlich die törichte Idee hatte, jemand habe seine helvetische Frau beleidigt, artete die Diskussion in eine Massenschlägerei aus. Wahrlich ein keltisches Volksfest.
Die Gastfreundschaft des Druiden Diviciatus war nicht gerade legendär. Wir übernachteten deshalb im Gästehaus eines Händlerkonsortiums. Zu später Stunde trafen dort auch Fufius Cita und Ventidius Bassus ein. Sie waren von den widerspenstigen Häduern derart zermürbt, daß sie den Wein gleich unverdünnt tranken. Ihre Sklaven und Troßknechte übernachteten draußen in den Wagen. So hatten sie hier ihre Ruhe, und die Waren waren auch nachts geschützt. Für Fufius Cita war Cäsars Auftrag, seine Legionen in Gallien mit Getreide zu versorgen, natürlich das Geschäft seines Lebens. Jeder Händler, der mit den Legionen Geschäfte machen konnte, kehrte als steinreicher Mann nach Rom zurück. Die beiden Römer tranken Wein und sprachen über Handelsmargen, Zölle, Handelsverbindungen und Schiffsrouten, und jeder hätte genügend Ideen gehabt, um ganz Gallien über Nacht in einen riesigen Marktplatz zu verwandeln. Fufius Cita schwärmte immerfort von Cenabum. Das lag weiter oben im Norden, im Herzen Galliens.
»Glaubst du denn, daß Cäsar sich auf ein derart großes Abenteuer in Gallien einlassen wird?« fragte Bassus hellhörig.
»So wie Cäsar plant, wird es kein kurzes Abenteuer sein. Cäsar ist dabei, Gallien zu erobern. Nur hat das noch keiner bemerkt. Wenn Cäsar mir sagt, wo er in zwei Monaten Getreide brauchen wird, dann weiß ich, wo die Legionen die nächsten Schlachten schlagen werden. Cenabum liegt im Nordwesten, auf halbem Weg zu den Britischen Inseln. Wer dort eine Handelsstelle eröffnet, wird ein zweiter Crassus.«
»Aber nimm dich vor den Händlern aus Massilia in acht!« warnte Ventidius Bassus. »Überall wo man Geschäfte machen kann, triffst du einen Händler aus Massilia. Diese elenden Griechen! Man hätte ihnen niemals Massilia überlassen dürfen!«
»Wenn Cäsar sich in Gallien behauptet, gehört der gesamte gallische Markt den römischen Händlern. Massilia weiß das. Man munkelt, sie würden sogar Ariovist bestechen, damit er Cäsar aus Gallien rauswirft.«
Wanda war in meinen Armen eingeschlafen. Ich hatte meine Augen geschlossen und fühlte, wie mein Körper schwerer und schwerer wurde. Und irgendwann schlief ich
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