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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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hast recht, Druide«, erwiderte Cäsar, »wo Bauern sind, ist kein Gold, wo Gold ist, sind keine Bauern, denn das Gold ist bei den Stammesadligen. Und wenn unter den Toten keine Fürsten sind, dann waren sie bereits auf der anderen Seite des Flusses. Und wenn sie bereits auf der anderen Seite des Flusses waren, dann ist auch das Gold bereits auf der anderen Seite des Flusses.«
    »Und was soll ich nun den Männern sagen?« fragte der Primipilus.
    »Sag ihnen, daß sie töricht sind, wenn sie wirklich glaubten, die Kelten würden eine Armee zurücklassen, um Schafe und Ziegen zu beschützen. Die keltischen Krieger sind auf der anderen Seite des Flusses. Dort befindet sich auch das Gold der Helvetier. Und, Lucius Speratus Ursulus, erinnere die Männer an den römischen Feldherrn Caepio, der vor fünfzig Jahren in Tolosa über fünfzig Tonnen Gold und Silber in den heiligen Tempeln und Seen der Kelten gefunden hat. Erzähle das den Legionären! Und erlaube ihnen, Briefe nach Hause zu schreiben.«
    Er wandte sich nun an die Legaten: »Schickt unsere gesamte Reiterei über den Fluß. Sie sollen den Helvetiern auf den Fersen bleiben und uns zu jeder Tag- und Nachtwache über den neusten Stand unterrichten. Aber untersagt ihnen jede Kampfhandlung.«
    Als die Männer gegangen waren, diktierte er mir mit Procillus' Gedächtnishilfe die Unterredung mit Divico. Er gab sie im großen und ganzen authentisch wieder, unterschlug jedoch Divicos Entgegnung, daß die Helvetier gar nicht in die römische Provinz eingefallen waren. Er erwähnte auch nicht, daß die Helvetier mit den Häduern Geiseln ausgetauscht hatten. Denn jeder vernünftige Mensch würde sich fragen: Wo bleiben da die wütenden Häduer, die aus Rache die Geiseln der Helvetier töten? Also ließ er dieses Detail bei der Wiedergabe von Divicos Antwort einfach weg. Er vergaß aber, daß er in einem früheren Bericht die Geiselstellung der Helvetier an die Häduer bereits einmal erwähnt hatte. Ich unterließ es, Cäsar darauf aufmerksam zu machen. Die Nachwelt sollte ruhig erfahren, daß Cäsars Berichte nicht besonders wahrheitsgetreu waren. Über weite Strecken waren sie durchaus korrekt, weil Cäsar angesichts der zahlreichen Augenzeugen nichts Gegenteiliges behaupten konnte. Aber wer von den Händlern und Soldaten konnte überprüfen, ob die Häduer Rom tatsächlich um Hilfe gebeten hatten? Und wie viele Augen haben das nachträglich eingetroffene Hilfegesuch des Diviciatus gesehen? Hier konnte Cäsar diktieren, was ihm nützte. Er konnte nicht behaupten, daß die Häduer aus Rache helvetische Geiseln geköpft hatten, wenn es nicht wahr war. Denn dieser Akt hätte nicht unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfinden können. Ohne geköpfte Geiseln war aber Cäsars Behauptung, daß sich die Häduer über die Helvetier beklagten, ziemlich unglaubwürdig. Cäsar entschied sich für die einfachste Lösung: Er erwähnte, was ihn bloßstellen konnte, mit keinem Wort und hoffte auf die Hilfe der allmächtigen Götter.
    »Cäsar«, fragte Aulus Hirtius, »sollten wir nicht noch eine Angabe über die Heeresstärke einbringen?«
    Cäsar überlegte. Der Vorschlag war nicht von der Hand zu weisen. Procillus rechnete vor: »Wir hatten drei Legionen zu je sechstausend Mann und viertausend Reiter. Also achtzehntausend Legionäre und viertausend Reiter.« Nun blickten alle in meine Richtung.
    »Wie groß ist der Stamm der Tiguriner?« fragte Aulus Hirtius.
    »Achtzehntausend Männer, Frauen und Kinder, davon sind ungefähr ein Viertel waffenfähig. Das würde bedeuten, daß achtzehntausend Legionäre und viertausend Reiter gegen viertausendfünfhundert Tiguriner gekämpft haben. Da aber Divico nicht der einzige Tiguriner ist, der bereits auf der anderen Seite des Flusses gewesen ist, kann man annehmen …«
    »Du hast uns überzeugt, Druide«, sagte Cäsar, »wir werden erst Zahlen nennen, wenn ich es für richtig halte. Wenn hundert Menschen ein Wildschwein essen, ist dies nichts Besonderes. Wenn hingegen hundert Menschen zehntausend Wildschweine essen, hält die Welt den Atem an. Das Geheimnis ist, daß wir dafür ausreichend Zeit haben. Und genauso wie wir uns das Essen in kleinen Häppchen mundgerecht bringen lassen, werden wir uns auch in Gallien stets kleine Einheiten vornehmen. Deswegen werden wir erst Zahlen nennen, wenn wir berichten können, daß hundert Römer zehntausend Wildschweine verspeist haben.«

VI.
    In den nächsten Tagen marschierten wir mit Cäsars drei

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