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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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Brei gewünscht …« Seine Stimme klang schleppend, ja schwermütig. Ich reichte Wanda die Schale mit dem Brei. Es war ein wohlriechender gallischer Frischkäse, der mit Emmergraupen, Honig, Eiern und frischer Milch aufgekocht worden war. Eine Delikatesse! Dazu gab's Knoblauchkugeln. Das war frischer Käse, den man mit frischen Kräutern und zahlreichen Knoblauchzehen zerrieben und mit Öl und Essig vermengt hatte. Die Paste wurde zu Kügelchen geformt und mit salzigem Brot serviert.
    »Schmeckt vorzüglich, dieser punische Brei. Hat euch Hannibal das Rezept nach Rom gebracht?«
    »Nur vor die Tore Roms«, lächelte Cäsar matt. »Weißt du eigentlich, wie die Punier in ihrer Sprache das Wort Elefant übersetzen?«
    Ich schüttelte den Kopf und aß weiter.
    »Cäsar. Cäsar bedeutet in der Sprache der Carthager Elefant. Und wir haben diesen Beinamen erhalten, weil einer unserer Vorfahren in einer Schlacht gegen Hannibal einen Elefanten getötet hat.« Nach einer Weile fügte Cäsar hinzu: »Einige behaupten, es sei im ersten punischen Krieg geschehen. Aber mir gefällt der zweite punische Krieg besser. Es ist allemal ehrenhafter, einen von Hannibals Elefanten getötet zu haben.«
    Im Lager erschallte das Signal zum Aufstehen. Cäsar murmelte: »Gibt es Kräuter, die die Sinne erhellen, und solche, die die Sinne trüben?«
    »Ja«, antwortete ich zögernd, »so wie der Wein dich fröhlich und heiter stimmen kann, können gewisse Kräuter dich ängstlich und mutlos machen. In unserem Inneren sieht es aus wie in einem Kochtopf. Es liegt an uns, ob es bitter oder süß schmeckt. Nüsse geben neue Kraft.«
    »Dann laß mir Nüsse bringen, Druide«, murmelte Cäsar und suchte meine Hand. »Ich danke dir, Druide, für deine Ehrlichkeit. Einen Römer hätte ich dafür kreuzigen lassen. Aber noch ziert kein Halbmond deinen Fußknöchel.«
    »Was bedeutet der Halbmond?« fragte ich ganz aufgeregt.
    »Der Halbmond? Nur römische Bürger tragen den Halbmond, und in Rom tun es nur die Söhne der Senatoren.«
    Cäsar bemerkte meine Aufregung wohl. Doch er war zu müde, um darauf zu reagieren. Wie von selbst fielen ihm die Augen zu. Dann murmelte er, ich solle ihn nun in Ruhe lassen.
    Draußen blieben wir noch eine Weile unter dem überdachten Eingang stehen und plauderten mit den Prätorianerwachen. Obwohl ich fieberhaft über Cäsars Worte nachdachte, sprachen wir über Eier. Das zweitwichtigste Thema eines Legionärs ist nun mal das Essen. Und wenn man übers Essen spricht, spricht man über Eier. War man endlich in einem Standlager und nicht mehr unterwegs, wollte jeder wissen, wo es die billigsten Eier gab. Dreißigtausend Legionäre hatten nur noch Eier im Kopf: rohe Eier, gekochte Eier, gerührte Eier. Eieromelette, Eiersaucen und Eierbrei.
    Als wir zu unserem Zelt zurückgingen, herrschte bereits überall reger Betrieb. Vor den Legionärszelten brannten schon kleine Feuer. Über den Feuerstellen hingen die Bronzetöpfe mit den hübschen Henkeln. In den bronzenen Kasserollen richteten die Sklaven den Frühstücksbrei an.
    Ich dachte noch lange über die merkwürdige Unterredung mit Cäsar nach. Ich begriff, daß er vermutlich jedem Römer mißtraute, jeder Römer, der mit ihm verkehrte, war ein potentieller Konkurrent in Rom. Vielleicht schätzte er deshalb meine Gesellschaft. Ich war kein Rivale. Vielleicht erinnerte ich ihn auch ein bißchen an seinen Grammaticus Antonius Gripho. Was man als Kind geliebt hat, liebt man oft ein Leben lang.
    In der Zwischenzeit hatten all jene gallischen Stammesführer, die Cäsar zu seinem Sieg über die Helvetier gratuliert hatten, eine Versammlung der gallischen Stämme einberufen. Wenig später standen sie wieder Schlange vor dem römischen Lagertor und baten, bei Cäsar vorsprechen zu dürfen. Die Delegation wurde angeführt vom Druiden Diviciatus, der mittlerweile die politische Führung bei den Häduern zurückerhalten hatte. Begleitet wurde er nicht nur von sequanischen Abgesandten und Fürsten anderer Stämme, sondern auch von Vertretern unzähliger Klientenstaaten. Diviciatus bat den senatorischen Tribun, der ihn vor dem Tor empfing, mit Cäsar vertraulich verhandeln zu dürfen. Doch als man ihm die Bitte vortrug, wollte Cäsar lediglich wissen, ob sich die Gallier nun endlich geeinigt hätten oder nicht. Der senatorische Tribun wurde wieder zu den Galliern geschickt, und als Cäsar erfuhr, daß sich die Häduer und Sequaner tatsächlich geeinigt hatten und nun gekommen waren, um

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