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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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sich zu geben, sackte der Germane zusammen. Seine Fleischkeule fiel zu Boden. Der junge Kelte trug einen goldenen Torques. Er mußte ein häduerischer Adliger sein, der als Geisel gehalten wurde. Gelenkig sprang er vom Karren herunter, die Hände immer noch aneinandergekettet. Er wollte gerade um den Karren herumschleichen, als eine Lanze seine Brust durchbohrte. Hinter dem Karren kam ein blonder Hüne hervor. Während der junge Kelte noch mit schmerzverzerrtem Gesicht mit dem Tod rang, schlug der Germane ihm die Faust auf den Kopf. Der Kelte ging zu Boden und blieb auf dem Rücken liegen. Der Germane riß ihm die Lanze aus den Rippen, reinigte die blutverschmierte Spitze an der karierten Hose seines Opfers und verschwand wieder, als sei nichts geschehen. Von den Gefangenen hatte sich niemand gerührt. Kein Wort war gefallen. Unter dem Wagen entdeckte ich jetzt Lucia. Sie knabberte gierig an der Fleischkeule, die der toten Wache aus der Hand gefallen war.
    Bereits wenige Stunden später wurden wir auf die Karren getrieben und mit anderen Geiseln zusammengepfercht. Ariovist marschierte Cäsar entgegen. Unterwegs starben einige der verletzten Geiseln. Unsere Bewacher nahmen ihnen einfach die Fuß- oder Handfesseln ab und warfen sie aus den Karren. Lucia folgte unserem Wagen. Sie schien nervös. Als habe sie Angst, mich inmitten all dieser Beine, Spuren und Gerüche zu verlieren. Obwohl meine Lage ziemlich hoffnungslos war, war ich doch immer wieder besorgt, wenn Lucia aus meinem Blickfeld verschwand, und ich freute mich wie ein Kind, wenn ich sie nach Stunden wieder erblickte.
    Im Angesicht des Todes hatte sich Procillus von mir abgesondert. Ich weiß nicht, warum. Er suchte immer weniger das Gespräch. Die gemeinsame Notlage schien uns nicht miteinander zu vereinen. Wahrscheinlich war ihm bewußt geworden, daß sein großer Freund Cäsar ihn geopfert hatte. Er war halt doch bloß ein Kelte, ein Gallier, auch wenn er seine Erziehung und Ausbildung in Rom erhalten hatte.
    Gegen abend erschien eine zahnlose Greisin bei den Geiseln, verkrümmt und knorrig wie eine alte Wurzel. Sie stank nach Schweinefett. Doch die Adligen, die sie begleiteten, behandelten sie äußerst respektvoll. Sie trat vor einen jungen Kelten, der neben uns angekettet war, und schleuderte ihm plötzlich Asche vor die Brust, die sie in der geballten Faust versteckt hatte. Dann kniete sie nieder und vermischte die Asche mit Erde. Nachdem sie ein paar gutturale Laute ausgestoßen hatte, ging sie wieder. Gleich darauf erschienen Fackelträger, die den jungen Kelten losbanden und wegschleppten. Wir hörten seine Schreie, als sie ihn dem Feuergott opferten.
    Am nächsten Tag führte Ariovist seine Truppen an Cäsars Lager vorbei und lagerte dahinter. So schnitt er Cäsar von seinen Nachschubwegen ab. Die Verbindungslinie Bibracte, Genava, Massilia war unterbrochen. Ariovist hatte von den Römern schon eine ganze Menge gelernt. Zum Beispiel, daß der Hunger das Eisen besiegt. So würde es nicht mehr lange dauern, bis Cäsar abziehen mußte, um das nächste Proviantlager aufzusuchen.
    Ariovist spielte auf Zeit. Er wich jeder Schlacht aus.
    Acht Tage lang versuchten beide, ihre Ausgangslage für die bevorstehende Schlacht zu verbessern, und wechselten deshalb immer wieder ihre Position. Dieses ständige Vorrücken und Zurückweichen wurde immer wieder von Gefechten der Reiterei begleitet. Zwar hatten auch die heimkehrenden Helvetier Cäsar ein berittenes Kontingent abgetreten, doch die germanischen Reiter waren weit überlegen. Die Fußtruppen hielt Ariovist sorgfältig in seinem Lager zurück. Noch wollte er keine offene Feldschlacht. Ihm genügten die täglichen Scharmützel, aus denen er stets als Sieger hervorging. Sie stärkten die Moral seiner Truppe. Und schwächten die der Römer. Cäsar geriet in Zugzwang. Er konnte nicht warten, bis ihm seine Männer wegen der täglich verlorenen Reitergefechte und der sich zuspitzenden Versorgungslage davonliefen. Er brauchte eine schnelle Entscheidung. Es war auch schon Ende September. Bald würden Regen und Stürme die Lagerplätze, Schlachtfelder und Wege in Schlammgruben verwandeln. Cäsar bestimmte einen günstigen Lagerplatz. Hier sollte ein zweites, kleines Lager entstehen, das nur das Notwendigste für die bevorstehende Schlacht bereitstellen sollte. Dann stellte er das Heer in drei Reihen auf. Während die letzte Reihe das kleine Lager befestigte, marschierten die ersten beiden gegen Ariovist. Ariovist

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