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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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aufgefallen war, huschte über seine Lippen.
    Wanda schlief nicht. Sie hatte die letzten Tage kaum gegessen. Irgend etwas bewegte sie. Sie hatte sich auch geweigert, mich zum Treffen mit den Usipetern und Tencterern zu begleiten. Sie klagte über Übelkeit und Kopfschmerzen. Doch den Sud, den ich ihr braute, schüttete sie heimlich aus.
    »Was quält dich, Wanda?« fragte ich in die Dunkelheit. Wanda stellte sich schlafend. Sie hatte mir den Rücken zugewandt.
    »Ich weiß, daß du nicht schläfst. Dein Herz rast.«
    Ich schmiegte mich an sie, umfaßte ihre Taille und legte die Hand auf ihren Bauch.
    »Die Sueben scheinen sehr gefürchtet zu sein«, versuchte ich eine Konversation.
    »Die Sueben!« ereiferte sich Wanda. »Sie sind weder mutig noch tapfer, sie sind bloß zahlreich.«
    Ich war erstaunt, daß Wanda überhaupt reagiert hatte.
    »Jedes Jahr schicken sie Abertausende in den Krieg, einfach so, zum Plündern. Sie haben zu viele Leute. Und wenn sie nach einem Jahr zurückkehren, stapeln sie die Beute, bis Händler sie ihnen abkaufen. Das ist das einzige, was die Sueben verkaufen: Beutegut. Und im nächsten Jahr gehen all jene in den Krieg, die zuvor die Felder bewirtschaftet haben.«
    »Haben dich damals Sueben geraubt und versklavt?« fragte ich leise.
    Wanda schwieg.
    Ich löste mich von ihr und drehte mich auf die andere Seite. Ich dachte an unseren raurikischen Hof und an die Nacht, in der die Sueben uns überfallen hatten. Wanda war bei mir geblieben. Ich hatte mir darauf eine Menge eingebildet. Aber wenn sie die Sueben derart haßte, hatte sie wohl keinen Grund gehabt, zu ihnen überzulaufen. Es waren nutzlose Gedanken. Ich liebte Wanda, und sie liebte mich. Was spielte es da noch für eine Rolle, ob sie damals freiwillig, aus Pflichtgefühl oder mangels anderer Möglichkeiten bei mir geblieben war.
    Cäsars Reiterei war mittlerweile auf fünftausend Mann angewachsen. Laut Auskunft unserer Kundschafter hatten die Ubier kaum achthundert Reiter zur Verfügung, weil der Großteil unterwegs war, um Essen zu besorgen. Sie wurden erst in drei Tagen zurückerwartet. Da Cäsar unverdrossen weitermarschierte, war es unvermeidlich, daß seine berittene Vorhut früher oder später auf germanische Reiter traf. Und da sowohl die germanischen Usipeter und Tencterer wie auch die Gallier in römischen Diensten ähnliche Vorstellungen von Ruhm und Ehre haben, entwickelte sich das kleine Scharmützel schnell in ein regelrechtes Gefecht. Einige Germanen legten dabei eine eigentümliche Taktik an den Tag. Sie sprangen plötzlich von ihren kleinen, häßlichen Tieren und rammten ihre Speere in den Unterleib der gallischen Pferde. Die Gallier purzelten aus dem Sattel und wurden niedergehauen. In Panik floh die gallische Übermacht in Cäsars Lager zurück. Zahlreich waren die Toten. Aber noch schlimmer als die Verluste war der Schrecken, den diese Nachricht im Lager auslöste.
    Am nächsten Morgen erschienen alle Fürsten und Ältesten der Usipeter und Tencterer in Cäsars Lager. Cäsar war wütend. Dennoch empfing er sie sofort in seinem Zelt.
    »Wieso habt ihr gestern meine Reiterei angegriffen?« fragte er ohne Umschweife. Ich kannte Cäsar mittlerweile gut genug, um zu wissen, daß er sie zum Sündenbock stempeln wollte, um das, was er vorhatte, später als Vergeltungsschlag bezeichnen zu können. Die germanischen Adligen schauten sich verwirrt an und murmelten ein paar Worte. Offenbar verstanden sie Cäsars Vorwurf nicht. Einer von ihnen ergriff das Wort.
    »Ist es bei den Römern nicht üblich, daß sich junge Männer im Kampfe messen?«
    »Ihr habt den Waffenstillstand gebrochen!« sagte Cäsar in scharfem Tonfall.
    »Wie können wir einen Waffenstillstand gebrochen haben, den du uns nicht zugestanden hast? Wir haben beim ersten Treffen darum gebeten, aber du hast ihn abgelehnt. Somit besteht zwischen uns kein Waffenstillstand. Also können wir auch keinen gebrochen haben«, lächelte der Usipeter und fuhr gleich fort: »Wären wir denn heute hier, in deinem Zelt, wenn wir uns irgendeines Unrechts bewußt wären?«
    »Nehmt diese Männer fest!« schrie Cäsar und verließ zornig das Zelt, während Dutzende von Prätorianern die Gäste umzingelten. Ich sah das Erstaunen auf den Gesichtern der römischen Offiziere. Einige, wie der junge Crassus, drückten unverhohlene Mißbilligung aus. Schließlich hatte Cäsar soeben geltendes Recht mit Füßen getreten. Hatte nicht Cäsar selbst die Küstenvölker abgeschlachtet,

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