Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
Vom Netzwerk:
wenn man dabei Rom verlor? Einer der Nützlichsten war der Speichellecker Cicero. Cäsar nahm jeden jungen Juristen in seinem Militärstab auf, den Cicero ihm empfahl. Cäsar, bei Kriegsbeginn einer der höchstverschuldeten Männer Roms, war dank des keltischen Raubgoldes mittlerweile Milliardär geworden und gewährte selbst dem ohnehin sehr vermögenden Cicero gigantische Darlehen. Cicero war seit seiner Rückkehr aus der Verbannung nicht mehr der gleiche. Der einstige Republikaner verteidigte nun in Rom die Interessen des Gesetzlosen Gaius Julius Cäsar. Vielleicht dachte er, über ihn größeren Einfluß zu gewinnen, weil er in der Vergangenheit trotz anfänglicher großer Verdienste von der Senatsnobilität stets übergangen worden war. Er war und blieb ein ›homo novus‹, ein Neuer, der nicht dazugehörte. Er konnte in der Erde wühlen, wo er wollte, er würde nie einen richtigen Ahnen ausbuddeln, der mit den einstigen Königen Roms in Zusammenhang gebracht werden konnte. War Cicero nicht gerade mit Cäsars Anliegen oder mit der Verwaltung eines seiner zahlreichen prächtigen Anwesen beschäftigt, kroch er den großen zeitgenössischen Historikern in den Hintern und flehte sie an, ihm nicht nur einen angemessenen Platz in der römischen Geschichtsschreibung einzuräumen, sondern seine Rolle etwas vorteilhafter zu schildern, als sie es in dieser unruhigen Zeit gewesen war. Da überall Spione und Spitzel lauerten, um jeden Fehltritt des politischen Gegners sofort öffentlich zu machen, war selbst ein vertrauliches Schreiben fast so geheim wie die Spiele in Rom … Die ganze römische Welt lachte über Ciceros Bettelbriefe. Abschriften davon trafen sogar im fernen Gallien ein. Über die Abschrift eines solchen Schreibens an den Historiker Lucceius lachten wir Tränen:
    »Oft genug habe ich Anstalten gemacht, dir mündlich vorzutragen, was ich zu sagen habe, aber ich genierte mich, was freilich dem Weltmann übel zu Gesicht steht. Jetzt will ich es aus der Ferne dreist aussprechen, denn der Brief wird ja nicht rot.«
    So wie Cicero sich gerne reden hörte, schrieb er auch gerne überlange Briefe. Es dauerte ein paar Rollen, bis er endlich zur Sache kam und seine Bitte an den Historiker Lucceius vortrug:
    »Stelle meine Verdienste sogar etwas wärmer dar, als es vielleicht deiner Überzeugung entspricht, und laß in diesem Punkte die Gesetze der Historiographie ein wenig schlafen. Du hast in einer Vorrede so hübsch gesagt, die Freundschaft könne dich von der rechten Bahn sowenig abbringen wie den Hercules bei Xenophon die Wollust. Lege ich dir nun die Freundschaft meiner Person recht warm ans Herz, so weise sie nicht von dir und räume meiner Liebe sogar ein klein wenig mehr ein, als die Wahrheit gestattet.«
    Na ja, nachdem der vermögende Cicero sich bei Cäsar enorme Summen geliehen hatte, dürfte es ihm nicht schwergefallen sein, seinem Anliegen Nachdruck zu verleihen. Es ist nämlich nicht nur so, daß der Sieger die Geschichte schreibt. Es schreibt in Rom auch der die Geschichte, der dafür am meisten bezahlen kann. Somit würde es mich nicht wundern, wenn Cicero in zweitausend Jahren als der Inbegriff des rhetorisch genialen Redners und weisen Politikers dastehen würde. Dabei ist und war Cicero eine jämmerliche Figur, ein erbärmlicher, feiger Wurm ohne Charakter und menschliche Größe.
    Im Frühjahr des Jahres 699 erhielt ich Order, mich wieder Cäsars Legionen anzuschließen. Sie waren unterwegs nach Norden. Zwei germanische Völker, die Usipeter und die Tencterer, hatten den Rhenus überquert und waren in Cäsars Gallien eingedrungen.
    Als die endlose römische Marschkolonne am Oppidum der Carnuten vorbeizog, schlossen wir uns dem Heer an. Wanda, Lucia, Krixos und ich. Wir schlugen das Marschlager in der Nähe des Oppidums auf. Hier hatte Fufius Cita bereits ein beachtliches Proviantlager errichten lassen. Ich war noch keine Stunde im Lager, als Cäsar mich rufen ließ. Er umarmte mich wie einen Sohn. Dann ließ er Wasser, Brot und Nüsse bringen. Er hatte sich verändert. Er war noch hagerer und zäher geworden. Er wirkte ernster und ruhiger. Fast still.
    »Ich habe mit Freude erfahren, daß du dich für mich entschieden und einen Legionsvertrag unterzeichnet hast. Du wirst es nicht bereuen, Druide. Wer sich für die Julier entscheidet, entscheidet sich für die Gunst der Götter.«
    Das Gespräch dauerte nicht lange, denn Cäsar war wie besessen von der Idee, sein gallisches Reich so schnell wie

Weitere Kostenlose Bücher