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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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hatte?
    »Taranis!« brüllte ich, so laut ich konnte. »Wenn du mein Opfer brauchst, dann nimm mich, aber hüte dich vor Epona, denn ich genieße ihren Schutz!«
    Taranis setzte den Himmel unter Feuer. Seine feurigen Donnerblitze zerrissen das finstere Himmelsgewölbe und ließen Mensch, Tier und Baum erzittern. Mühsam entwirrte ich die nassen Lederschnüre, mit denen ich den Geldbeutel von Onkel Celtillus an meinem Gurt befestigt hatte. Ich öffnete den Beutel und nahm ein paar Goldmünzen heraus. Ich streckte sie Taranis entgegen.
    »Taranis! Gott der himmlischen Feuer! Deine Donnerblitze bringen uns den Regen, der die Erde befruchtet, damit alles in ihr keimen und wachsen kann. Deine Donnerblitze bringen aber auch Tod und Verderben für Mensch und Tier. Taranis! Gott der himmlischen Feuer, bedenke, daß auch die Sonne brennt, wenn du sie scheinen läßt. Taranis, Herr der Sonne, laß die Sonne wieder scheinen!«
    In diesem Augenblick schlug der Blitz krachend in einen Baum ein, der oben an der Böschung stand, und spaltete ihn wie mit einer Axt. Ich fiel vor Schreck rückwärts ins Wasser. Die Goldmünzen flogen durch die Luft. Die Götter bedienten sich selbst. Als ich wieder auftauchte, brannte der vom Blitz getroffene Baum lichterloh. Es schien, als hätten sich die Götter völlig zerstritten. Zornig fegte ein eiskalter Wind über das Land. Die Flüsse verwandelten sich in reißende Ströme und rissen die das Ufer säumenden Bäume mit sich. Und in diesem Inferno hörte ich plötzlich etwas Vertrautes. Es klang leise, bitter und herzzerreißend. Lucia! Sie stand zitternd und bebend am Ufer und bellte kläglich.
    Ich befestigte den Geldbeutel wieder an meinem Gurt und schwamm ans Ufer. Lucia ließ mir nicht mal Zeit, mich aufzurichten. Sie sprang jammernd auf meinen Kopf und schleckte mein Haar ab. Endlich konnte ich sie wieder in meine Arme schließen. Wie ich den Geruch ihres nassen Felles liebte! Jaulend befreite sie sich aus meiner Umklammerung und sprang ein paar Schritte davon. Dann blieb sie wieder stehen, schüttelte sich und bellte mich an. Sie wollte mir irgend etwas mitteilen.
    Plötzlich hörte ich ganz in der Nähe das Wiehern eines Pferdes. Ich schaute die Böschung hoch. Sorgfältig suchte ich das Ufer ab. Ich blieb auf den Knien und nahm einen Pfeil aus meinem Köcher, legte ihn auf und spannte den Bogen. Kniend würde ich mein Ziel kaum verfehlen. Oberhalb des Ufers war ein Trampelpfad. Von dort kam das Wiehern. Jetzt hörte ich es wieder. Angestrengt suchte ich die Böschung ab. Der Himmel war beinahe schwarz. Die Götter hatten den Tag zur Nacht gemacht.
    »Herr! Ich bin's, Wanda.«
    Ich erschrak. Einen Steinwurf von mir entfernt erblickte ich Wanda. Sie stand oben auf der Böschung und hielt zwei keltische Pferde am Zügel.
    »Beeil dich, Herr, die Germanen fleddern die Toten. Sie werden bald hiersein.« Sie warf mir ein Seil zu und band das andere Ende an einem der vier Sattelhöcker fest. Ich schlang das Seil ein paar Mal um meinen rechten Arm, packte Lucia mit der Linken und ließ mich dann die Böschung hinaufziehen. Da die lehmige Böschung vom Regen aalglatt geworden war, glitten wir förmlich den Hang hinauf. Wanda nahm mich in Empfang und half mir hoch.
    »Herr, du bist ja wie aus Stein.«
    »So fühl ich mich auch, Wanda, wenn ich nicht bald etwas Wärme kriege, kannst du mich in Massilia als Apollo-Statue verkaufen.«
    Sie faltete ihre Hände zu einem Steigbügel zusammen und half mir aufs Pferd.
    »Halt dich fest, Herr«, flüsterte sie, meine Klage ignorierend, und reichte mir Lucia nach, die ich quer über den Sattel legte. Offenbar hatten sich die Reitwege bereits in derart tiefe Schlammgruben verwandelt, daß Hunde von Lucias Größe keine Chance mehr hatten vorwärtszukommen. Etwas ungläubig schaute ich zu Wanda hinüber, die nun das zweite Pferd bestieg. Sie war tatsächlich zurückgekommen.
    Seite an Seite ritten wir Richtung Süden. Direkt in den Schnabel des gefräßigen römischen Adlers.

II.
    Unser Ziel war das Ufer des Rhodanus, kurz bevor er in den Lemannus-See mündet. Dort führt eine Brücke über den Fluß ins Oppidum Genava. Genava ist der Hauptsitz der allobrogischen Kelten. Leider ist das Gebiet der Allobroger mittlerweile römische Provinz.
    Am Ufer des Rhodanus würden sich Ende März all jene keltischen Stämme vereinen, die sich vor drei Jahren entschlossen hatten, sich dem großen Zug der Helvetier anzuschließen. Ich hatte den Atlanticus noch nie

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