Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
Vom Netzwerk:
Bauchnabelhöhe mit schmalen Leintüchern umwickelt. Unter dem blutdurchtränkten Verband ragten Stiele von irgendwelchen Blättern und Kräutern hervor. Wir strahlten uns einfach an, mit weit offenem Mund, als könnten wir uns gar nicht satt sehen aneinander. Wir hatten beide den Schalk in den Augen. Wir hatten den Sueben ein Schnippchen geschlagen. Unvermittelt kicherte er und sagte: »Komm, Korisios, erzähl mir die Geschichte vom Zweikampf.«
    »Du kennst sie doch besser als ich. Du hast sie ja bereits allen erzählt«, schmunzelte ich. Basilus grinste über beide Ohren und prustete vor Aufregung plötzlich laut los. Und ich erzählte wieder von vorne. Ich war gerade dabei, erneut meinen abenteuerlichen Zweikampf zu schildern, als der Druide Diviciatus den Raum betrat. Sofort wurde es still. Die Kinder stoben davon. Man hatte wirklich das Gefühl, eine göttliche Kraft hätte den Raum betreten. Man konnte es körperlich spüren. Dieser Diviciatus war kein gewöhnlicher Mensch, er war ein Mittler zwischen Himmel und Erde. War man ihm nahe, war man den Göttern nahe. Aber irgend etwas an ihm gefiel mir nicht. Ich spürte seine göttliche Kraft, aber ich spürte auch, daß er damit Schlechtes tun konnte. Ich weiß nicht, warum. War es diese Bitterkeit in seinen Mundwinkeln, der Hader in seinen Augen? Ja, wenn ich ihn so ansah, machte er eher den Eindruck einer stark behaarten, langgezogenen Dattel, die das Schicksal ausgedörrt hatte. Verwirrt wich ich seinem Blick aus. Hatte er meine Gedanken gelesen? In der Hand hielt er eine schön gebogene Tonschale, die mit abstrakten Tiermustern versehen war. Auch in der Kunst nehmen wir es mit der Realität nicht so genau.
    »Ich bin Diviciatus, Druide und Fürst der Häduer.«
    Er trat ein paar Schritte vor und fühlte mit der Hand die Wärme meines Badewassers. Dann goß er den Inhalt der Schale hinein und vermischte ihn, indem er mit dem Arm ein paar Ruderbewegungen machte. Daß dabei die langen Ärmel seiner mit goldenen Stickereien verzierten Tunika naß wurden, schien ihn zu ärgern. Er war halt mehr Adliger als Druide.
    »Das Feuer, das du nun spüren wirst, wird das Eisen in dir zum Schmelzen bringen.« Dann murmelte er irgendwelche Verse, die ich aber leider nicht verstand. Ich hoffe, die Götter haben ein besseres Gehör. Diviciatus legte seine rechte Hand auf meine Schulter und blickte ins Leere. Ich erzitterte, denn meine Haut ist wesentlich empfindlicher als die anderer Menschen. Aber da war noch etwas anderes. Diviciatus hatte sehr große Hände, mit schmalen, langen Fingern. Man sah ihnen an, daß sie noch nie schwere Arbeiten verrichtet hatten. Die Haut war geschmeidig wie eingefettetes Leder. Über diese Hände schien etwas Wunderbares in mich hineinzufließen. Ich schwor mir, nie mehr spöttisch oder schlecht über ihn zu denken, denn es war die Kraft der Götter, die durch seine Hände floß.
    »Ich danke dir, Diviciatus, großer Druide der Häduer«, murmelte ich ehrfürchtig und hielt den Kopf demütig gesenkt.
    Hinter Diviciatus hatte Divico das Langhaus betreten. Dem Gesetz nach war er zwar mächtiger als ein Druide, aber er hätte ohne die Zustimmung eines Druiden nichts entscheiden können. Hätte er etwas Entscheidendes befohlen, wir hätten alle fragend den Druiden angeschaut. Die heimlichen Könige der Kelten sind die Druiden. Die richtigen Könige bringen wir um.
    Diviciatus murmelte etwas, das ich nicht verstand, und nahm dann seine Hand von meiner Schulter. Er lächelte und gab mir damit zu verstehen, daß der heilige Akt beendet war und wir nun miteinander sprechen konnten. Sein Lächeln hatte etwas Versöhnliches. Vielleicht hatte er mir auch meine Gedanken verziehen. Ein weiser Mann wie Diviciatus weiß bestimmt, wie er auf andere Menschen wirkt.
    »Danke, Diviciatus, großer Fürst und Druide der Häduer. Ich habe schon viel von dir gehört. Man sagt, du hättest vor drei Jahren sogar vor dem Senat in Rom gesprochen und wärst Gast beim Redner Cicero gewesen.«
    Der Druide Diviciatus gehörte, im Gegensatz zu seinem impulsiven Bruder Dumnorix, zur prorömischen Partei der Häduer. Obwohl Diviciatus in bewährter Druidenmanier keine Regung zeigte, wußte ich ganz genau, daß es ihn freute, daß sein Senatsauftritt in Rom bis zu unserem Hof am Knie des Rhenus durchgedrungen war.
    »Ich habe mich bei meiner Rede vor dem römischen Senat auf meinen Schild gestützt und das Angebot, mich zu setzen, abgelehnt«, antwortete Diviciatus.
    Für einen

Weitere Kostenlose Bücher