Cäsars Druide
Feldzeichen, die über deinem Kopf hängen.«
Ich zeigte auf die römische Adlerstandarte. Das war das wichtigste Feldzeichen der Legion. Divico drehte sich um und betrachtete seine erbeuteten Feldzeichen.
Er machte dabei ein sehr ernstes Gesicht, während seine Frauen wieder vergnügt kicherten und Basilus über beide Ohren grinste.
»Du hast recht«, entgegnete Divico zerknirscht, »ein römischer Sklave gebührt einem Feldherrn, der eine römische Legion unter das Joch geschickt hat. Deshalb steht es dir frei zu wählen, was ich im Tausch für deine Sklavin geben darf.«
Damit hatte er mich natürlich wieder voll erwischt. Ich konnte ja schlecht behaupten, es gebe nichts in Divicos Haushalt, womit er eine germanische Sklavin eintauschen könne. Ich hätte jetzt Gold und Pferde verlangen können. Oder gar die Heirat mit einer Adligen. Was sollte ich tun? Divico unterdrückte ein Lachen und schmunzelte vergnügt vor sich hin, während alle Augen auf mich gerichtet waren. Besonders die von Wanda. Basilus saß mit zusammengepreßten Lippen da und wippte unruhig mit dem Fuß. Ich glaube, er mochte Wanda auch ein bißchen. Aber er machte sich vor allem Sorgen darüber, daß ich mein linkes Bein verlieren könnte!
»Danke, großer Divico«, entgegnete ich. »Die Wahl fällt mir außerordentlich schwer, denn alles, was der große Divico besitzt, ist es wert, gegen eine germanische Sklavin eingetauscht zu werden.« Divico nickte befriedigt und schaute zu Wanda hinüber. Sie schien richtig zornig. Doch ich war noch nicht zu Ende mit meiner Antwort: »Divico, selbst das Fell, auf dem du dich zum Schlafen niederlegst, wäre es wert, gegen meine germanische Sklavin eingetauscht zu werden. Doch meine Bewunderung für deine Taten ist derart groß, daß es mir die Götter nie verzeihen würden, wenn ich dir eine Sklavin überließe, die meist übelgelaunt ist, nie lacht, abscheulich kocht und nachts Geräusche von sich gibt, die an schlecht geölte Scharniere erinnern. Ihr dauernder Anblick würde deine Sinne verwirren, deine Stimmung trüben und dir viel Ärger bereiten. Meine Sklavin haben mir die Götter zur Strafe geschenkt, und es wäre unehrenhaft, wollte ich diese Strafe auf dich abschieben.« Ich versuchte richtig deprimiert zu wirken, während Wandas stumme Mimik meine Warnungen deutlich unterstrichen.
Niemand lachte. Alle schauten nun Divico an. Ohne große Begeisterung setzte er nun zu einer Erwiderung an: »Ich danke dir, Korisios, daß du einen alten Mann mit solcher Unbill verschonst. Du hast damit wirkliche Größe bewiesen.«
Wanda senkte den Kopf, und das blonde Haar, das sie an diesem Morgen noch offen trug, verdeckte ihr Gesicht. Divico und ich nickten uns kurz zu. Wir hatten das Ritual beendet. Es mag sich für Außenstehende wie ein frivoles Gesellschaftsspiel anhören, doch es ist ein Spiel mit unbarmherziger Konsequenz. Auch wenn die ganze Bauchpinselei erstunken und erlogen ist, darf man keine plausible Antwort schuldig bleiben, wenn man seine Sklavin nicht verlieren will.
Am nächsten Tag verabschiedete ich mich von Basilus. Er wollte mit den Kriegern reiten. Er war überzeugt, daß sie gegen römische Legionäre kämpfen würden. Den Kopf eines römischen Centurios an seinem Zaumzeug baumeln zu sehen war für ihn ein noch grandioserer Anblick als Massilia und Rom zusammen. Basilus war Krieger.
»Korisios«, rief er mir nach, als ich mit Wanda und dem Druiden Verucloetius das Tor Richtung Süden passierte, »Korisios, werden wir uns wiedersehen?«
»Ja, Basilus«, schrie ich zurück, »wir werden uns wiedersehen!«
Basilus stieß einen Jauchzer aus und reckte die Faust gegen den Himmel.
Das Wetter war gut, hier und da sah man sogar einige Sonnenstrahlen. Die Wege wurden wieder trockener und fester. Verucloetius und ich ritten nebeneinander. Er erzählte mir viel über die Heilkraft der einzelnen Pflanzen. Er hatte die Fähigkeit, komplizierte Dinge mit einfachsten Worten zu erklären. Ich mochte seine Art zu sprechen. Sicher, er hatte nicht den warmen und väterlichen Umgangston von Santonix. Santonix hatte mich schließlich von Geburt an gekannt und mich wie einen eigenen Sohn durch all die Jahre begleitet. Verucloetius hingegen betrachtete mich als Erwachsenen. Wenn er den Eindruck hatte, ich hätte genug gehört, ritt er voran, um ungestört seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Ich ließ mich dann etwas zurückfallen und ritt Seite an Seite mit Wanda. Sie wiederum erzählte mir in
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