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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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Herr«, sagte Wanda kühl. Offenbar erwartete sie, daß ich ihr die Freiheit schenkte, bevor sie mir ihre Geheimnisse preisgab. Ich weiß es nicht. Ich war wütend und verärgert. Auf mich. »Hast du eigentlich schon vergessen, daß ich dir das Leben gerettet habe?«
    Wanda schaute geradeaus. »In Divicos Langhaus? Ich wußte gar nicht, daß keltische Fürsten zum Frühstück junge Germaninnen verspeisen.«
    »Wärst du denn lieber die Sklavin von Divico geworden?« Jetzt war ich auch wütend auf Wanda. Ich konnte meinen Ärger nicht mal lauthals hinausschreien, weil der Druide Verucloetius, der zwei Pferdelängen vor uns herritt, spitzere Ohren hatte als eine Meute Jagdhunde.
    »Divicos Töchter und Enkelinnen waren sehr nett zu mir, ich habe vorzüglich gespeist und wunderbar geschlafen.«
    »Jaja«, stänkerte ich, »sie hielten dich ja auch für meine Frau. Aber als Sklavin …«
    »Ich bin nicht als Sklavin geboren, Herr. Fürst Divico hat gleich erkannt, daß ich nicht gewöhnlicher Abstammung bin. Deshalb wollte er mich.«
    »Oh«, spottete ich, »du bist wohl eine Fürstentochter.«
    »Ich bin deine Sklavin und werde deshalb weiterhin das jämmerliche Blöken eines weidwunden Schafbockes erdulden.«
    »Dafür werde ich dich in Genava auspeitschen lassen«, zischte ich und stieß meinem Pferd die Fersen in die Seite.
    Verucloetius hatte bestimmt jedes Wort mitgehört. Er lächelte. »Manches Geschenk entpuppt sich als Last, während manches Unglück sich im nachhinein als Glück erweist.«
    Das war wieder mal typisch Druide. Das konnte nämlich alles bedeuten. Es konnte bedeuten, daß sich die von Onkel Celtillus geerbte Sklavin als Last erweisen würde, es konnte aber auch bedeuten, daß das Unglück ›Wanda‹ sich später mal als glückliche Fügung entpuppen würde.
    »Verucloetius«, fragte ich ungeduldig, »wie gehen die Germanen eigentlich mit ihren Frauen um?«
    Verucloetius schmunzelte. »Ihre Frauen haben den Status von Sklavinnen. Während sich der Mann mit zahlreichen Frauen vergnügen darf, ist es einer Germanin unter Androhung der Todesstrafe verboten, das gleiche zu tun. Wenn ein Germane Geld braucht, kann er seine Frauen auf dem Sklavenmarkt verkaufen.«
    Ich war einigermaßen überrascht. Wer weiß, vielleicht war Wanda deswegen verkauft worden? Das würde einiges erklären. Ich ließ mich wieder etwas zurückfallen, bis ich auf gleicher Höhe mit ihr war, und fragte sie, ob die Germanen aus Liebe heiraten.
    Wanda schwieg. Sie hatte mittlerweile den Charme eines carthagischen Silberbarrens. Nach einer Weile sagte sie trocken: »Natürlich heiraten die Germanen aus Liebe, Herr. Die Eltern suchen den Ehepartner aus, dann feilschen die Eltern um den Preis, und nicht selten sehen sich die Brautleute am Hochzeitstag zum ersten Mal. Es ist Liebe auf den ersten Blick.«
    »Und das laßt ihr euch gefallen?«
    »Ja, Herr. So wie du deine Behinderung nicht als Behinderung empfindest, weil du seit Geburt nichts anderes kennst, so empfindet eine germanische Frau diesen Brauch nicht als schlecht, weil sie ja nichts anderes kennt.«
    »Aber du, Wanda, du weißt doch jetzt, daß es auch anders geht.«
    »Ja, Herr, aber jetzt bin ich eine Sklavin. Ich habe möglicherweise nicht mehr Rechte als vorher, nur weiß ich jetzt, daß es auch andere, bessere Bräuche gibt. Das ist wohl die größere Strafe.«
    »Du meinst, auch eure Götter haben Humor?«
    Wanda antwortete nicht. Sie schaute gelangweilt nach vorne und nahm ihr Pferd etwas zurück.
    Vor uns stauten sich die Karren. An einem Wagen war die Achse gebrochen. Wir verließen den Troß und ritten zum Wald hinauf. Hier führte ein schmaler Fußweg parallel zum unter uns liegenden Trampelpfad Richtung Süden. Als wir alle drei am Waldrand standen, sahen wir auf den riesigen Wagentroß hinunter, der sich zwischen den brachliegenden Feldern hindurchschlängelte.
    Verucloetius warf mir einen kurzen Blick zu. Ich gab Wanda zu verstehen, daß sie hier warten solle. Verucloetius zog seine Kapuze hoch und ritt langsam in den Wald. Zweige und hochgewachsene Büsche schlugen ihm ins Gesicht. Nach einer Weile stieg er vom Pferd und band es an einen Ast. Ich folgte seinem Beispiel. Vor uns lag eine kleine Lichtung, die zur Rechten von einem Felsen begrenzt war. Fast ehrfürchtig folgte ich Verucloetius über die Lichtung. Plötzlich fühlte ich mich heiter. Ich mußte an Onkel Celtillus denken. Es war mir, als würde er mich in diesem Augenblick begleiten. Ich spürte

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